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Hype: Thriller (German Edition)

Hype: Thriller (German Edition)

Titel: Hype: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anders de la Motte
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Unsicherheit aus, die manchmal bei Dag durchgeschienen hatte und die im Grunde die Ursache dafür gewesen war, dass er …
    Ach, das war doch lächerlich, sie sollte mit dieser weinseligen Taschenpsychologie aufhören. John war ein Gentleman, und das Einzige, das sie bislang an seinem Benehmen auszusetzen hatte, war, dass er sie manchmal allein ließ, um Anrufe auf seinem kleinen glänzenden Handy entgegenzunehmen.
    Aber diese Unhöflichkeit konnte sie ihm ohne Weiteres nachsehen, vor allem, da er sich jedes Mal höflich entschuldigte und ihr Glas nachfüllte.
    Sie erhob sich von der Toilette und zog ihren Schlüpfer und ihre Hose hoch, bevor sie spülte und vor dem Spiegel ein paar Haarsträhnen zurechtschob. Ihre Wangen waren rosig, die Augen glänzten vom Alkohol, und sie lächelte unwillkürlich ihrem Spiegelbild zu. So vergnügt hatte sie sich schon sehr lange nicht mehr gefühlt.
    Es gab eine knisternde Spannung zwischen ihnen, das war ganz eindeutig. Die Frage war nur, was jetzt passieren würde.
    *
    Drei kleine Pillen. Gelb, mit einem fröhlichen kleinen, in die Mitte gestanzten Smiley. Er wusste nicht, wer sie hervorgezaubert hatte, aber plötzlich hatte sich Rilke zwei davon auf die Zunge gelegt. Dann zog sie HP an sich, um ihn zu küssen, und während sich ihre Zungen trafen, schob sie ihm eine der Tabletten in den Mund.
    Eigentlich war das völlig unnötig, er nahm Acid, seit Dag tot war, und brauchte keine Einweisung. Aber er musste bei seiner Rolle bleiben und weiterhin den Vollblutmoslem spielen, der weder trank noch Drogen nahm – jedenfalls nicht ohne weibliche Überredungskünste. Wobei er sich momentan wohl so einiges leisten könnte. Die Stimmung in der Bar war merkwürdig, verdammt merkwürdig.
    Inzwischen wussten alle, was in der Innenstadt geschehen war, und vielleicht lag es an der Kombination von Beerdigungsfeier und plötzlicher Einsicht, wie zerbrechlich das Leben doch sein kann, dass sich alle entschlossen, derart die Sau rauszulassen, als wäre es ihr letzter Tag auf Erden. Und die Sache wurde nicht besser dadurch, dass der DJ ständig REM’s »End of the world as we know it« auflegte.
    Eigentlich hasste er pseudointellektuelle Umweltfuzzis wie REM und deren tuntige Friedensbotschaften. Irgendein Idiot hatte sich in der Drottninggatan in die Luft gejagt, na und!?
    Was ging ihn das an?
    Er spürte das Prickeln, als der Acidkick sich in seinem Körper ausbreitete und schloss die Augen. Er wollte den Augenblick genießen, in dem hinter seinen Lidern die Farbkaskaden explodieren würden.
    Da wurde ihm plötzlich klar, dass er die falsche Einstellung hatte! Total falsch sogar! Er war ein Lover, kein Hater. Wenn er darüber nachdachte, stellte er fest, dass er die ganze Welt liebte. Umweltfuzzis, Selbstmordattentäter, REM, ja, sogar diesen verdammten Fettarsch Beens. Sollte der Typ entgegen aller Vermutungen am Montag noch da sein, würde er dem knuddeligen kleinen Barbapapa als Pflaster für seine Wunde eine Familienpizza kaufen.
    Er beugte sich über den Tresen.
    »Sechs Kurze bitte, halt nein … Gib mir lieber acht!«
    Als er sich umdrehte, wiederholte Rilke gerade den Pillentrick mit Sophie. Einen Moment lang stand er nur da und grinste, während die beiden Frauen Zungenküsse austauschten.
    *
    Der Kuss war geradezu eine Selbstverständlichkeit. Die Spannung zwischen ihnen, die sie bereits an der Eingangstür gespürt hatte, als seine Lippen ihre Wangen berührten, hatte sich während der ganzen Mahlzeit verstärkt. Daher erinnerte sie sich kaum daran, worüber sie eigentlich gesprochen hatten. Jedenfalls war es nicht um die Arbeit gegangen, zumindest nicht um ihre, da war sie sich sicher.
    Sie hatten über Reisen gesprochen, genau. Welche Orte auf der Welt man besuchen sollte.
    Ganz oben kam bei ihm die Türkei. Die Arabische Halbinsel auf der Zwei. Sie hatte Australien ins Rennen geschickt, ohne je dort gewesen zu sein. Außer bei Arbeitseinsätzen war sie eigentlich noch nie im Ausland gewesen.
    Aber das spielte keine Rolle, er durfte das Gespräch nur zu gern steuern. Seine tiefe, sanfte Stimme verstärkte die Spannung zwischen ihnen noch.
    Schließlich hatte er es nahezu unmerklich geschafft, sie neben sich auf das Sofa zu manövrieren, und spätestens da wussten beide, wo das hinführen würde.
    Seine schmalen Lippen waren erstaunlich weich, sie roch den Duft seines Aftershaves und schmeckte den Cognac auf seiner Zunge. Er zog sie an sich, hielt sie hart, als wüsste er bereits,

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