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Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Titel: Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michio Kaku
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schneller Sie fahren, desto stärker weicht Ihre Weltlinie von der Senkrechten ab. (In dem Diagramm gibt es auch eine »verbotene Region«, in die Ihre Weltlinie nicht eindringen kann, weil Sie sich dazu schneller als das Licht bewegen müßten.)
       Daraus ergibt sich sogleich eine Schlußfolgerung. Einen echten Anfang und Schluß kennt unsere Weltlinie nicht. Selbst wenn wir sterben, setzen sich die Weltlinien der Moleküle unseres Körpers fort. Sie mögen sich in der Luft oder im Boden verteilen, aber sie werden ihre Weltlinien endlos weiterziehen. Gleiches gilt für unsere Geburt: Die Weltlinien der Moleküle, die von der Mutter stammen, verschmelzen zu der des Babys. An keinem Punkt brechen die Weltlinien ab oder tauchen aus dem Nichts auf.
       Nehmen Sie als einfaches Beispiel Ihre persönliche Weltlinie. Sagen wir, Ihre Mutter und Ihr Vater begegneten sich 1950, verliebten sich und zeugten ein Kind (Sie). Da vereinigten sich die Weltlinien Ihrer Eltern und brachten eine dritte Weltlinie hervor (Sie). Wenn jemand stirbt, teilen sich die Weltlinien, die diesen Menschen bilden, in die Milliarden Weltlinien der einzelnen Moleküle auf. So gesehen, läßt der Mensch sich als eine vorübergehende Bündelung molekularer Weltlinien definieren. Vor Ihrer Geburt waren diese Weltlinien zerstreut, liefen dann zusammen, um Ihren Körper zu bilden, und werden sich nach Ihrem Tode wieder teilen. In der Bibel heißt es: »Staub zu Staub«. Aus relativistischer Sicht müßten wir sagen: »Weltlinie zu Weltlinie«.
    Mithin enthält unsere Weltlinie alle Informationen, die unsere Geschichte betreffen. Alles, was uns zustößt – unser erstes Fahrrad, unsere erste Verabredung, unsere erste Stellung – wird in unserer Weltlinie aufgezeichnet. Deshalb hat auch der große russische Kosmologe George Gamow, der sich um Einsteins Werk verdient gemacht hat, weil er es mit Phantasie und Witz ausgelegt hat, seiner Autobiographie völlig zu Recht den Titel My World Line gegeben.
       Mit Hilfe der Weltlinie können wir jetzt darstellen, was geschieht, wenn wir in der Zeit zurückgehen. Setzen Sie sich also in die Zeitmaschine und suchen Sie Ihre Mutter auf, bevor Sie geboren sind. Leider verliebt sie sich in Sie und zeigt Ihrem Vater die kalte Schulter. Verschwinden Sie dann wirklich, wie es der Film Zurück in die Zukunft behauptet? Auf der Weltlinie können wir jetzt erkennen, warum das unmöglich ist. Wenn Sie verschwinden, verschwindet auch Ihre Weltlinie. Doch nach Einstein können Weltlinien nicht abbrechen. In der Relativitätstheorie ist es also unmöglich, die Vergangenheit zu verändern.

    Abbildung 11.1. Unsere Weltlinie faßt unsere gesamte Geschichte von der Geburt bis zum Tod zusammen. Liegen wir beispielsweise von acht Uhr morgens bis zwölf Uhr mittags im Bett, dann ist unsere Weltlinie eine senkrechte Linie. Wenn wir mit dem Auto zur Arbei fahren, bekommt unsere Weltlinie eine schräge Neigung. Je rascher wir uns bewegen, desto schräger wird unsere Weltlinie. Schneller als mit Lichtge- schwindigkeit können wir uns jedoch nicht bewegen. Folglich sind Teile dieses Raumzeitdiagramms »verboten«, das heißt, um in diese verbotenen Zonen zu gelangen, müßten wir uns schneller als das Licht bewegen.

    Abbildung 11.2. Wenn Zeitreisen möglich sind, wird unsere Weltlinie zur geschlosse- nen Schleife. 1945 wird das Mädchen geboren. 1963 bekommt sie ein Kind, 1970 ist sie/er ein Herumtreiber, der ins Jahr 194$ zurückgeht, wo er sich selbst begegnet. 1985 ist er ein Zeitreisender, der sich selbst im Jahr 1970 in einer Bar aufgabelt, sich ins Jahr 1945 begleitet, das Baby raubt und es in das Jahr 1945 bringt, wo alles von vorn beginnt. Das Mädchen ist sich selbst Mutter, Vater, Großvater, Großmutter, Sohn, Tochter und so fort.
       Doch das andere Paradoxon, das auf der Veränderung der Vergangenheit beruht, wirft interessante Probleme auf. Zum Beispiel erfüllen – vollziehen – wir die Vergangenheit und zerstören sie nicht, wenn wir in der Zeit zurückgehen. Deshalb bildet die Weltlinie des Erfinders der Zeitreise eine geschlossene Schleife. Seine Weltlinie erfüllt die Vergangenheit, statt sie zu verändern.
       Viel komplizierter ist die Weltlinie von »Jane«, der Frau, die zugleich ihre Mutter, ihr Vater, ihr Sohn und ihre Tochter ist (Abbildung 11.2).
       Noch einmal sei darauf hingewiesen, daß wir die Vergangenheit nicht verändern können. Wenn unsere Weltlinie in die Vergangenheit

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