Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]
holistisch, weil es mit der Wellenfunktion des ganzen Universums beginnt, dem höchsten holistischen Ausdruck überhaupt. Dieser Ansatz unterscheidet nicht mehr zwischen Beobachter und Beobachtungsgegenstand. Hier ist alles – alle Objekte und ihre Beobachter – in die Wellenfunktion einbezogen.
Auch das ist noch immer nur eine Teillösung, weil sich die kosmische Wellenfunktion selbst, die das gesamte Universum beschreibt, nicht in einem bestimmten Zustand befindet, sondern sich aus allen Universen, die möglich sind, zusammensetzt. Damit wird das von Heisenberg entdeckte Problem der Unscharfe oder Unbestimmtheit auf das ganze Universum verlagert.
Die kleinste Einheit, die man in diesen Theorien handhaben kann, ist das Universum selbst, und die kleinste Einheit, die man quantein kann, ist der Raum aller möglichen Universen, der sowohl tote als auch lebende Katzen umfaßt. Im einen Universum ist also die Katze tatsächlich tot, im anderen lebt sie. Doch beide Universen wohnen unter einem Dach – der Wellenfunktion des Universums.
Ein Kind der S-Matrixtheorie
Dabei schien der reduktionistische Ansatz schon in den sechziger Jahren gescheitert zu sein. In der Quantenfeldtheorie traten bei Erweiterung der Störungsrechnung eine Fülle von Divergenzen auf. Angesichts der Probleme der Quantenphysik zweigte sich das Teilgebiet der S-Matrix-(StreuungsMatrix)-Theorie ab und begann sich kräftig zu entwickeln. Ursprünglich von Heisenberg begründet, wurde es von Geoffrey Chew an der University of California in Berkeley weitergeführt. Im Gegensatz zu den Reduktionisten versuchten die Vertreter der S-Matrixtheorie, die Streuung von Teilchen als untrennbare, irreduzible Einheit zu betrachten.
Im Prinzip wissen wir, so die Vertreter dieser Richtung, wenn wir die S-Matrix kennen, alles über die Wechselwirkung und Streuung von Teilchen. Bei diesem Ansatz ist von alles entscheidender Bedeutung, wie Teilchen zusammenstoßen – das einzelne Teilchen zählt gar nichts. Nach der S-Matrixtheorie ist die Widerspruchsfreiheit der S-Matrix und sie allein hinreichend, die S-Matrix zu bestimmen. Damit wurden fundamentale Teilchen und Felder für immer aus dem Garten Eden der S-Matrixtheorie vertrieben. Letztlich hatte nur die S-Matrix physikalische Bedeutung.
Betrachten wir einen Vergleich: Man zeigt uns eine komplexe, seltsam aussehende Maschine und fordert uns auf, ihre Arbeitsweise zu beschreiben. Daraufhin greift der Reduktionist sogleich zum Schraubenzieher und nimmt die Maschine auseinander. Durch die Zerlegung in Tausende von Einzelteilen hofft er herauszufinden, wie sie funktioniert. Wenn die Maschine allerdings zu kompliziert ist, bringt die Demontage gar nichts, im Gegenteil.
Dagegen lehnen es die Holisten aus verschiedenen Gründen ab, die Maschine auseinanderzunehmen. Erstens erhalten wir durch die Untersuchung von Tausenden Rädchen und Schräubchen unter Umständen nicht den geringsten Hinweis auf das, was die Maschine in ihrer Gesamtheit leistet. Zweitens wird der Versuch, die Aufgabe jedes winzigen Einzelteils zu erklären, leicht zu vergeblicher Liebesmühe. Nach Auffassung der Holisten muß man die Maschine als Ganzes betrachten. Sie stellen sie an und fragen dann, wie sich die Teile bewegen und wechselwirken. Modern ausgedrückt: Die Maschine ist die S-Matrix, und die Philosophie wurde zur S-Matrixtheorie.
1971 begann sich das Bild jedoch deutlich zugunsten des Reduktionis-
mus zu wandeln, als Gerard ‘t Hooft nämlich entdeckte, daß das YangMills-Feld eine in sich schlüssige Theorie der subatomaren Kräfte liefert. Plötzlich fielen die Teilchenwechselwirkungen einzeln zu Boden wie riesige Bäume in einem Wald. Das Yang-Mills-Feld zeigte eine erstaunliche Übereinstimmung mit den Experimentaldaten der Atomzertrümmerer und führte zur Entwicklung des Standardmodells, während sich die S-Matrixtheorie in immer obskureren mathematischen Verfahren verlor. Ende der siebziger Jahre schien der Reduktionismus einen vollständigen, unwiderruflichen Sieg über den Holismus und die S-Matrixtheorie errungen zu haben. Im Lager der Reduktionisten triumphierte man.
Doch in den achtziger Jahren veränderte sich die Situation abermals. Da die GUTs keinerlei Erkenntnisse über die Gravitation und keine experimentell verifizierbaren Ergebnisse gebracht hatten, suchten die Physiker nach neuen Forschungswegen. Diese Abkehr von den GUTs begann mit einer neuen Theorie, die ihre Existenz der
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