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Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache]

Titel: Hyperspace: eine Reise durch den Hyperraum und die zehnte Dimension ; [Einsteins Rache] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michio Kaku
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Haus wieder ganz still.« 2
       Einen ernsthafteren Beitrag zur Literatur der vierten Dimension verdanken wir H. G. Wells. Obwohl heute vor allem als Science-fiction-Autor bekannt, spielte er zu seiner Zeit eine wichtige Rolle im geistigen Leben der Londoner Gesellschaft, geschätzt wegen seiner literarischen Kritiken und seines sarkastischen Witzes. In dem Roman Die Zeitmaschine aus dem Jahre 1894 verknüpfte er verschiedene mathematische, philosophische und politische Themen. Dabei brachte er auch eine neue wissenschaftliche Idee unter die Leute – daß nämlich die vierte Dimension nicht unbedingt räumlicher Natur sein muß, sondern auch zeitlicher Art sein könnte:’

    Es ist klar … daß jeder tatsächlich vorhandene Körper sich in vier Dimensionen ausdehnen muß: in Länge, Breite, Höhe und – in Dauer. Aber infolge einer angeborenen Unvollkommenheit unserer menschlichen Natur sind wir … geneigt, diese Tatsache zu übersehen. Tatsächlich gibt es vier Dimensionen, von denen wir drei die Ebenen des Raumes nennen, und eine vierte, die Zeit. Es besteht aber die Tendenz, eine unbegründete Unterscheidung zwischen den erstgenannten drei Dimensionen und der letzteren zu machen, weil sich unser Bewußtsein – wenn auch mit Unterbrechungen – in dieser vierten Dimension in einer Richtung, vom Beginn bis zum Ende unseres Daseins, bewegt. 4

    Wenn die Zeitmaschine wie die Erzählung Flachland noch nach hundert Jahren auf das Interesse des Lesers rechnen kann, so verdankt sie das ihrer bissigen politischen und gesellschaftlichen Kritik. Wie Wells Protagonist feststellt, ist das England des Jahres 802 701 nicht die glanzvolle Hochburg moderner wissenschaftlicher Wunder, wie sie die Positivisten vorhersagten. Vielmehr präsentiert sich dieses künftige Großbritannien als ein Land, in dem der Klassenkampf bizarre Formen angenommen hat. Grausam wird die Arbeiterklasse zu einem Leben unter der Erde gezwungen, wo ihre Angehörigen zu einer neuen, rohen Menschenrasse mutiert sind, den Morlocks, während die herrschende Klasse in grenzenlosem Wohlleben erschlafft, zu einer nutzlosen Rasse elfenartiger Geschöpfe geworden ist, den Eloi.
    Wells, ein prominenter Fabian-Sozialist, führt mit Hilfe der vierten Dimension die fundamentale Ironie des Klassenkampfes vor Augen. Der Gesellschaftsvertrag zwischen Arm und Reich ist völlig widersinnig geworden. Zwar werden die nutzlosen Eloi von den hart arbeitenden Morlocks genährt und bekleidet, aber die Arbeiter nehmen gründlich Rache dafür: Sie fressen die Eloi. Mit anderen Worten, die vierte Dimension wird zum Hintergrund für eine marxistische Kritik der modernen Gesellschaft, aber mit einer neuen Wendung: Die Arbeiterklasse wird nicht die Ketten der Reichen zerbrechen, wie Marx es vorhergesagt hat, sie wird die Reichen fressen.
       In der Kurzgeschichte The Plattner Story spielt Wells sogar mit dem Paradoxon der Händigkeit. Der Physiklehrer Gottfried Plattner führt ein kompliziertes chemisches Experiment durch, bei dem ihm seine Versuchsanordnung explodiert und ihn in ein anderes Universum befördert. Als er aus der Nebenwelt in die wirkliche zurückkehrt, entdeckt er, daß sich sein Körper auf merkwürdige Art und Weise verändert hat: Sein Herz befindet sich jetzt auf der rechten Seite, und er ist plötzlich linkshändig geworden. Als die Ärzte ihn untersuchen, stellen sie zu ihrer Verblüffung fest, daß Plattners gesamter Körper spiegelverkehrt ist, eine biologische Unmöglichkeit in unserer dreidimensionalen Welt: »Die merkwürdige Umkehrung von Plattners linker und rechter Körperhälfte ist der Beweis dafür, daß er aus dem irdischen Raum in die vierte Dimension gelangt und wieder in unsere irdische Welt zurückgekehrt ist.« Allerdings lehnte Plattner eine Obduktion nach seinem Tode ab und hat »dadurch vielleicht ein für allemal den hiebund stichfesten Beweis für die Umkehr der rechten und linken Hälften seines Körpers verhindert«. 5

    Abbildung 3.2. Ein Möbiusband hat nur eine Oberfläche. Außen und Innen sind identisch. Wenn ein Flachländer ein Möbiusband umwandert, werden seine Orga- ne seitenverkehrt.

    Natürlich wußte Wells, daß sich zwei Möglichkeiten denken lassen, linkshändige Objekte in rechtshändige umzuwandeln. Beispielsweise kann man einen Flachländer aus seiner Welt herausheben, ihn drehen und wieder ins Flachland zurücksetzen, woraufhin seine Organe seitenverkehrt sind. Oder der Flachländer lebt auf einem Möbiusband,

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