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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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Annabel dir auch erzählt, dass Sahnetorten für sie jetzt nach Oliven schmecken? So etwas nennt ihr in eurer Welt verrückt, oder? Ein Beispiel: Jannis bringt frische Pilze mit, um ein Gericht da raus zuzubereiten. Meiner Tochter hingegen wurde in einer Sitzung suggeriert, dass jemand sie mit Giftpilzen umbringen will. Sie projiziert das auf Jannis und handelt in dieser bestimmten Situation aus Notwehr gegen ihn.«
    »Herr Brunner, das sind heftige Anschuldigungen, die Sie da gegen Ihren Schwiegersohn Doktor Brinkhus vorbringen!«
    » Schwiegersoh n ! Pah! Machtbesessener ist die korrekte Bezeichnung für ihn. Niemals hätte ich gedacht, dass er über Leichen geht, aber die Zusammenhänge in diesem Mordfall sind mir sofort aufgefallen. Nur wer glaubt mir noch? Einem alten Mann, den man zum Irren abgestempelt hat? Dabei will man mich hier drin nur mundtot machen.« Wieder beugte er sich zu ihr vor. »Inka, hör mir gut zu: Mein Schwiegersohn hat sich schon in seiner Doktorarbeit mit dem Thema befasst, ob sich Menschen unter Hypnose zum Mord anstiften lassen! Es gibt fachliche Vertreter, die behaupten, dass es möglich ist, und auch vehemente Stimmen dagegen. Das bedeutet wissenschaftlichen Streit seit Jahrzehnten.«
    Inka saugte ihre Backen in die Mundhöhle und grub ihre Zähne ins eigene Fleisch. »Aber es gibt keinen praktischen Beweis dafür?«
    »Nur die Experimente aus dem 19. Jahrhundert in der berühmt-berüchtigten Salpêtrière in Paris, der bedeutenden psychiatrischen Anstalt, wo auch Freud, Charcot und de la Tourette gewirkt haben. Aber es ist bislang kein Experiment bekannt, das die Fachwelt einmütig akzeptieren würde, nichts, womit er sich als Wissenschaftler seinen Ruhm sichern und seinen Namen unsterblich machen könnte. Offiziell ist mein Schwiegersohn natürlich ein Gegner dieser Theorie, aber wer weiß, was er heimlich an seinen Patienten ausprobiert.«
    Einerseits hörte sich das alles schockierend plausibel an, andererseits haftete dem Ganzen doch der bizarre Anstrich einer schizophrenen Verschwörungstheorie an.
    »Haben Sie über Ihren Verdacht schon mit Evelyn gesprochen?«
    Er antwortete nicht.
    »Doktor Brunner?«, fragte sie.
    Doch er schien auf einmal abwesend, starrte auf den Kleiderschrank, so als erwarte er jeden Moment, dass sich die Tür öffnete. »Der Liliputaner«, flüsterte er. »Ich habe schon zu viel gesagt. Ich darf nicht mehr reden. Sonst tut er mir etwas ganz Furchtbares an.«
    Inka spürte, dass es ihr nicht mehr gelingen würde, noch einmal zu ihm vorzudringen. Das intensive Gespräch hatte ihn zu sehr angestrengt, die Krankheit hatte wieder Oberhand gewonnen.
    Als sie die Zeitung vor sich zusammenfaltete, hob er langsam, fast wie in Zeitlupe, den Kopf und sah sie an. Doch sein Blick ging durch sie hindurch.
    »Nimm dich in Acht, Inka.«
    »Vor wem?«, beeilte sie sich zu sagen. »Ist Doktor Brinkhus derjenige …«
    »Nicht alleine.« Er machte eine Pause und schaute sich dabei gehetzt um. Er beugte sich weit zu ihr nach vorn, sodass sein Mund fast an ihrem Ohr war. »Wenn ich ihren Namen ausspreche, kommt der Liliputaner aus dem Kleiderschrank … Hör zu: Du kennst sie sehr gut. Sie verfolgt dich auf Schritt und Tritt, ohne dass du es merkst. Sie will Macht über deine Seele. Nimm dich vor ihr in Acht. Sie will dich töten, Inka.«
    ✴
    Die Absätze ihrer Sandalen hallten unangenehm laut auf dem gefliesten Boden wider. Inka ging den unterirdischen Flur der Tübinger Gerichtsmedizin entlang und bemühte sich, leise in dieser Totenruhe aufzutreten. Klack, klack, klack. Wen hatte Brunner gemeint? War es am Ende dieselbe Frau, die sie in der Bibliothek angegriffen hatte? Oder lohnte es sich gar nicht, darüber nachzudenken – hatte er doch fast im selben Atemzug von einem Liliputaner im Kleiderschrank gesprochen. Andernteils schien er dazwischen völlig klar gewesen zu sein … Klack, klack, klack.
    An Inkas Seite ging mit forschem Schritt eine hübsche Sekretärin namens M. Eberle – wie ihr Namensschild verriet –, die durchaus auch als Double von Cindy Crawford hätte arbeiten können. Wahrscheinlich das einzig Appetitliche, was die Rechtsmediziner und ihre Assistenten den lieben langen Tag in diesen Katakomben zu sehen bekommen , dachte Inka.
    Frau Eberle ihrerseits lächelte ihr aufmunternd zu. »Wird schon nicht so schlimm werden. Sie dürfen der Leiche nur nicht in die Augen schauen. Und versuchen Sie nicht, die Luft anzuhalten, um gegen den Geruch

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