Hypnose
Abmachung, erinnerst du dich? Jeder macht seinen Job und das möglichst gut.«
Peter hielt ihr den anderen Arm hin. »Okay, ich hab’s verstanden … Wird schwer werden, diesem Brinkhus was nachzuweisen – es sei denn, er war selbst am Tatort und ist vor Ort gesehen worden.«
»Natürlich! Peter, das wäre die Erklärung, warum es keine Einbruchspuren gibt! Annabel hat ihrem Schwager die Tür aufgemacht – auch mitten in der Nacht.«
»Aber dann müsste man ihm immer noch nachweisen, dass er Annabel hypnotisiert hat – und dieser Nachweis ist quasi unmöglich. Es sei denn, er gesteht oder es gibt Zeugen, die bislang geschwiegen haben.«
Inka überlegte kurz. »Einen Zeugen direkt habe ich nicht, aber es gibt da eine Äußerung von Doktor Brunner, der sich auch lange mit Hypnose beschäftigt hat. Er kann sich durchaus vorstellen, dass seine Tochter Annabel von ihrem Schwager Brinkhus unter Hypnose gefügig gemacht wurde. Übrigens hat er mich zudem vor einer Frau gewarnt. Er sagte, Brinkhus sei es nicht allein gewesen. Er hat nur nicht gewagt, ihren Namen auszusprechen – aber vielleicht meinte Brunner Evelyn, seine eigene Tochter und Brinkhus’ Frau? Dann würde es einen Sinn ergeben, warum seine Psyche so reagiert. Er fühlt sich von einem Liliputaner bedroht, und er fürchtet sich, mehr zu sagen. Er weiß etwas, will es aber nicht wahrhaben und kann es deshalb auch nicht aussprechen.«
Mit sanftem Druck hielt Peter ihre Hände fest und schaute sie eindringlich an. »Inka, dieser Brunner ist mit gutem Grund in der Psychiatrie. Und genau das ist unser Problem. Kein Gutachter der Welt würde seinen Aussagen Glauben schenken – noch dazu ohne Beweise oder ein hinreichendes Motiv von Brinkhus. Nein, was wir brauchen, sind unmittelbare Zeugen, die in der Mordnacht eine Beobachtung gemacht haben, die uns vielleicht weiterhilft. Über die Zeitung gab es einen Aufruf, aber die eingegangenen Hinweise müssen wir natürlich auch erst mal filtern und prüfen. Sind auch viele Anrufer mit Helfersyndrom dabei oder Frau Soundso, die in ihrem Leben schon immer mal einen Mord aufklären wollte. Macht uns wie üblich jede Menge Arbeit. Aber meine Kollegen werden sich diesen Doktor Brinkhus noch mal vornehmen.«
Sie musste ihn jetzt fragen. Sie musste es einfach wissen. »Peter, wann genau bist du eigentlich zum Tatort gerufen worden?« Schon während sie die Frage stellte, beobachtete sie seine Reaktion.
Er ließ sie abrupt los, als habe sie ihn mit einer Messerspitze gepiekst. »Was ist denn das jetzt für eine Frage?«
»Einfach eine Frage.« Sie wartete ab. Warum antwortete er nicht gleich? Da war er wieder, der Funke Misstrauen.
Peter ließ sich mit einem Seufzer auf dem Rand der Badewanne nieder. »Meine Güte, das muss so gegen sieben Uhr fünfzehn gewesen sein. Kurz vor acht war ich jedenfalls am Tatort. Die Spurensicherung habe ich meine Kollegen machen lassen und mich zunächst unter dem Vorwand, mir sei nicht gut, zurückgezogen. Ich wollte nicht, dass es Ärger gibt, wenn ich die Spurensicherung übernommen hätte und gleich herauskommt, dass ich Opfer und Tatverdächtige kenne … Und – hilft dir das weiter?«
Was jetzt, sieben Uhr oder ein Uhr? Könnte sie sich beim Blick auf den Radiowecker im Halbschlaf vertan und die digitale Stundenziffer sieben als eine eins gelesen haben? Das wäre möglich …
»Schon gut«, räumte sie ein. »War wirklich eine blöde Frage. Dafür verstehe ich jetzt erst, warum du nicht mehr am Tatort warst, als ich gegen neun bei Annabel ankam. Du redest ja kaum noch mit mir.«
»Das bringt mein Job leider mit sich, mein Schatz, und du weißt, dass ich doppelt vorsichtig sein muss. Wenn zu viel in der Zeitung steht, dann schauen mich meine Kollegen gleich wieder vorwurfsvoll an, weil sie denken, ich wäre die undichte Stelle.«
»Das weiß ich. Ich meinte das auch anders.« Inka setzte sich neben Peter auf den Badewannenrand. »Nimm das jetzt nicht als Vorwurf, aber ich finde es schlimm, dass wir uns so selten sehen. Dabei brauchen wir gerade in dieser schwierigen Zeit einander so sehr. Wann haben wir überhaupt zuletzt einen Abend zusammen verbracht? Nur wir zwei?«
»Nächste Woche wird es ruhiger, dann sind meine Ermittlerkollegen dran, die Puzzleteile zusammenzusetzen, die wir ihnen vorgelegt haben.«
»Andi hat gesagt, dass ihr den Großteil der Spurensicherung schon hinter euch habt …«
»So, so, sagt er das«, sagte Peter und spielte mit ihren Fingern.
»Er hat
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