Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
Vom Netzwerk:
Er hatte ihr den Besuch beim Psychiater mit freundlichen Worten ans Herz gelegt. Er sorgte sich um sie, und das schon seit Monaten. Da konnte sie ihm doch nicht ernsthaft misstrauen? In guten wie in schlechten Zeiten hatte es vor drei Jahren geheißen, da hatten sie Ja gesagt, ohne sich das Ausmaß einer wahrlich schlechten Zeit überhaupt vorstellen zu können.
    Dreizehn Jahre lebte sie jetzt schon mit Peter zusammen. Noch während ihres Germanistik-Studiums hatte sie ihn in einem Sommerkurs in der Stuttgarter Tanzschule kennen gelernt. Ein Anfängerkurs für Singles. Na ja, so direkt war das nicht formuliert gewesen, eher im Sinne von: auch einzelne Damen und Herren willkommen. Für sie hatte das neben den Faktoren Ausgleich und Spaß die perfekte, weil unverbindliche Partnerbörse bedeutet. Nichts liebte sie als Schütze mehr als ihre Freiheit, zu der hin und wieder ein netter Flirt passte. Doch eine feste Beziehung? Niemals hätte sie sich das mit Anfang zwanzig vorstellen können. Bis Peter vor ihr stand und sie zum Langsamen Walzer aufforderte. Nicht nur sein Tanzstil und sein Aussehen imponierten ihr, sondern auch seine ruhige und besonnene Art, ohne dass er ihr wie ein Langweiler vorgekommen wäre.
    In den kommenden Wochen hatten sie viel Spaß miteinander gehabt – der Tanzkurs gehörte zwar wegen Peters unregelmäßiger Dienstzeiten nach vier Wochen wieder der Vergangenheit an, aber vor ihnen lag die gemeinsame Zukunft, für die sie sich entschieden hatten. Nur einmal, nach acht Jahren, war ihre Beziehung für ein paar Wochen überschattet gewesen, als Peter allein zu Annabels Geburtstagsparty gegangen war, weil sie zu einer abendlichen Pressekonferenz musste. Wer hätte ahnen können, dass Annabels damaliger Kurzzeitfreund ausgerechnet an diesem Tag die Beziehung beendete und Peter in seiner Rolle als Tröster zu weit ging? Beide beteuerten, dass es am Alkohol gelegen hatte, und nach einiger Zeit und vielen Gesprächen konnte Inka ihnen verzeihen.
    Im Freundeskreis galten Peter und sie als das Traumpaar schlechthin. Und wenn die Frage kam, warum sie denn nicht endlich heiraten würden, antworteten sie immer mit gespielt verdutzter Miene: ›Wen denn? Uns nimmt doch keiner mehr!‹ Einen Trauschein und Kinder passten nicht zu ihrer Vorstellung vom gemeinsamen Leben. Das änderte sich allmählich nach zehn Jahren. Es war die Frage, ob nicht doch etwas in ihrem Leben fehlte. Kinder noch nicht, obwohl sie im richtigen Alter waren – aber vielleicht doch heiraten? Und selbst nach der Hochzeit war der Wunsch nach einem Kind noch nicht stark genug gewesen. Ihre Mutter quittierte das mit einem Lächeln und der Prophezeiung, dass auch die biologische Uhr ihrer Tochter irgendwann lauter ticken würde – und sie dann doch noch einen Enkel bekommen würde. Ihre Schwangerschaft, ungeplant und unverhofft, hatte ihre krebskranke Mutter leider nicht mehr erlebt, und dafür zum Glück auch nicht das, was darauf folgte …
    Ohne Peter hätte ich die Zeit nach der Totgeburt nicht überstanden , dachte Inka und erinnerte sich daran, wie sie im Internet nach der sichersten Methode gesucht hatte, sich umzubringen. Erschreckt hatte sie festgestellt, dass ganze Foren sich mit dem Thema Suizid beschäftigen. Ohne Peters Unterstützung hätte sie es wahr gemacht, auch wenn er es sich nicht gerne anhörte, wie wichtig er für sie in dieser schwierigen Zeit gewesen war.
    Der Haussegen hing erst schief, seit Inka die Hypnose machte. Dabei hatte sie nichts Böses im Schilde geführt, als sie ihm nicht sofort von den Hypnosestunden erzählte. Er hatte wohl den Eindruck bekommen, sie würde ihm nicht mehr vertrauen und war deshalb sauer – dabei wusste sie so langsam auch nicht mehr, was sie von ihm denken sollte. Vielleicht misstraute sie ihm wirklich zu unrecht? Tatsache war vielmehr – und das war noch weitaus erschreckender –, dass sie sich nach all den Halluzinationen selbst nicht mehr vertrauen konnte.
    Inka bemerkte, dass vor ihren Augen mittlerweile der Bildschirmschoner tanzte. Sie bewegte den Cursor und klickte auf ihren Posteingang, denn sie wollte wissen, wann die bestellte DVD mit mehrstündigem Filmmaterial zum Erlernen von Hypnosetechniken und zwei weitere Bücher zum Thema eintreffen würden. Hier, die Versandbestätigung des Online-Shops. Perfekt, das Päckchen müsste noch heute geliefert werden.
    Sonst gab es keine neuen Mails in ihrem Posteingang, der früher schier übergequollen war. Auf die erste Seite

Weitere Kostenlose Bücher