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Hypnose

Hypnose

Titel: Hypnose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Beerwald
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Schlinge in der Ellenbeuge hochschnellen zu lassen, gerade weit genug, um sein Handgelenk zu treffen, in dem er das Skalpell hielt. Es geschah im Bruchteil einer Sekunde, er war nicht auf die Bewegung gefasst. Die Klinge durchtrennte den Mundschutz und traf seine Wange knapp unterhalb des Auges. Diese Augen. Lagunenblau. Die Wange blutete nicht, aber sie musste ihn erwischt haben.
    Und es durfte nicht wahr sein, was ihr in diesem Moment ins Bewusstsein sickerte. Wie war das möglich?
    Sie hatte Jannis vor sich.
    Kalt, mir ist so kalt . Das war das Erste, was Inka wieder denken konnte.
    Wo war sie? Sie blinzelte und sah weiße Fliesen um sich herum. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie war noch immer in der Gerichtsmedizin, im selben gekachelten Raum, ihr Körper in merkwürdig verrenkter Position am Boden. Sie lag auf der linken Seite, die rechte Hand unter ihrer Wange. Ihr Kopf war stark nach hinten überstreckt, und ihr rechtes Bein lag angewinkelt über dem anderen.
    Stabile Seitenlage , dachte sie. Er will nicht, dass ich sterbe. Jannis will mich weiter quälen .
    Wo war er? Inka konnte ihn nicht mehr im Raum ausmachen. Sie bewegte ihre Lippen, wenigstens der Knebel in ihrem Mund war weg. Sie senkte ihr Kinn auf die Brust und drehte sich mühsam aus der Seitenlage auf den Rücken, was sie einige Anstrengung kostete.
    Da sah Inka, dass er direkt neben ihr stand. Er schaute auf sie herab.
    Inka schrie. Schrie sich die Angst aus der Seele.
    Der Mann über ihr nahm seinen Mundschutz ab. Es war Professor Hagedorn. Jannis war offensichtlich weg.
    Inka atmete schnell, sie war kurz davor zu hyperventilieren.
    »Ruhig, ganz ruhig. Kommen Sie, setzen Sie sich auf. Ich helfe Ihnen. Sie zittern, Sie müssen unbedingt runter von diesem kalten Boden. Ich habe Sie in die stabile Seitenlage gebracht und wollte gerade Hilfe holen. Ist Ihnen noch schlecht? Sie mussten sich übergeben und sind ohnmächtig geworden. Meine Güte, hätte ich gewusst, wie empfindlich Sie sind, hätte ich Sie keine Minute lang alleine gelassen, geschweige denn Ihnen überhaupt Zutritt gewährt.«
    »Wo ist e r ?«, brachte Inka hervor.
    »Wer?«
    »Jannis.«
    »Mein Kollege hat mir tatsächlich bestätigt, dass die Leiche von Herrn Zioglanidios heute Mittag vom Bestatter abgeholt wurde, nachdem die Staatsanwaltschaft sie heute Morgen zur Beisetzung freigegeben hat. Es tut mir leid, dass Sie umsonst gekommen sind. Kommen Sie, ich begleite Sie nach draußen.«
    Inka sah an sich herunter und rieb sich über den unversehrten Bauch.
    Jannis. Das musste wieder eine Halluzination gewesen sein, das war doch alles nicht wirklich passiert! Aber es war so verdammt realistisch gewesen. Sie hatte solche Angst verspürt … Könnte ihr griechischer Freund, den Annabel den Tatsachen nach ermordet hatte, wirklich nicht tot sein, so wie Annabel das durch ihre Fragen hatte vermuten lassen? Ein kalter Schauer jagte ihr über den Rücken. Aber das würde bedeuten, sie wäre in eine riesige Verschwörung hineingeraten. Viel lieber wollte sie an eine Halluzination glauben, auch wenn das kaum weniger beängstigend war.
    »Kommen Sie«, sagte Professor Hagedorn erneut und half ihr beim Aufstehen. Auf dem Flur zu seinem Büro warf er ihr skeptische Seitenblicke zu.
    »Sind Sie mit dem Zug aus Stuttgart gekommen, ja? Meine Sekretärin ruft Ihnen gerne ein Taxi zum Bahnhof. Sie scheinen mir noch etwas wackelig auf den Beinen.«
    Inka nickte geistesabwesend und hörte wie durch Watte, obwohl die Sekretärin keine zwei Meter neben ihr saß, wie sie nur Minuten später das Taxi bestellte.
    »Ich muss jetzt zurück in den Sektionssaal. Kommen Sie gut nach Hause«, wünschte Professor Hagedorn und reichte ihr die Hand. Seine emotionslose und unverbindliche Tonlage ließ keinen Zweifel daran, dass er sie schnell loswerden wollte.
    Nach Hause , dachte Inka wehmütig und voller Angst. Ich habe kein Zuhause mehr, wo ich mich wirklich sicher fühlen kann.

Kapitel 4
    Willst du meine Tage zählen?
    Warum musst du mich mit meiner Sehnsucht quälen? (…)
    Ich bin zerrissen.
    Wann kommst du meine Wunden küssen?
    Falco, »Out of the Dark«
    G uten Morgen, Igelchen. Frühstück ist fertig.«
    Inka schlug die Augen auf. Ihr Körper reagierte mit schlagartiger Aufregung, kaum dass sie wach war, obwohl nichts weiter passiert war, als dass Peter sie mit sanfter Stimme geweckt hatte, jetzt den Rollladen hochzog und das Fenster ganz öffnete. Draußen schien wieder die Sonne, aber die Temperatur

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