Hypnose
würde mich eingesperrt fühlen. Und ich weiß nicht, ob ich diesen Zustand ertragen kann, auch wenn ich mein Leben gefährde, sobald ich aus dem Haus gehe. Ihr könnt auch nicht jede Minute auf mich aufpassen. In Gefahr werde ich immer sein, egal, wo ich mich aufhalte.«
Besonders, wenn sie mit ihren Verdächtigungen Peter gegenüber recht behielt. Nur wie sollte sie die Wahrheit herausfinden?
Nachdem sie beide schweigend aufgegessen hatten, räusperte sich Inka. »Andi, darf ich dich was fragen?«
»Nur zu.« Er legte seine Serviette beiseite.«
»Wie stehst du allgemein, von Brinkhus mal abgesehen, zu Hypnose?«
Andi zuckte mit den Schultern. »Hm, ich weiß nicht viel darüber, aber therapeutisch ist es grundsätzlich sicher eine wirkungsvolle Heilmethode. Worauf willst du hinaus?«
»Könntest du dir vorstellen, dich hypnotisieren zu lassen?«
Andi sog hörbar die Luft ein. »Ich weiß nicht, ob ich da genug Vertrauen hätte.«
»Aber vielleicht zu mir schon?«
»Zu dir? Ja schon, aber …«
»Ich würde gerne ausprobieren, ob Hypnose für einen Laien wirklich so leicht durchzuführen ist, wie das in Fachbüchern gesagt wird. Dafür bräuchte ich allerdings …«
»… ein Versuchskaninchen. Ich hab’s verstanden!« Andi lachte. »Und was versprichst du dir davon?«
Inka wollte ihm im Moment nicht erklären, dass es für sie eine Möglichkeit wäre herauszufinden, was Peter vorhatte. Natürlich setzte das voraus, dass sie in der Lage wäre, zunächst seinen Kollegen Andi zu hypnotisieren. »Ich möchte es einfach ausprobieren, wäre das okay?«
»Ich glaube zwar nicht, dass es funktioniert, aber meinetwegen, dir vertraue ich. Du musst aber auch der Kripo vertrauen, dass wir unsere Ermittlungsarbeit gut machen. Der Fall ist undurchsichtig, allerdings nicht unlösbar. Aussagen unter Hypnose bringen uns nicht weiter.«
»So weit denke ich gar nicht.«
»Also gut. Willst du jetzt gleich loslegen? Soll ich mich aufs Sofa legen?«
»Nein, ich möchte eine Schnellhypnose an dir durchführen.« Sie schob ihren Stuhl zurück und stand vom Tisch auf. »Kannst du dich bitte nah vor mich hinstellen? Ja, so ist es gut. Und jetzt schau mich an.«
In seinen grünbraunen Augen konnte Inka sehen, dass ihm mulmig zumute war, und dieses Gefühl kannte sie aus eigener Erfahrung nur zu gut. Ihr selbst schlug das Herz bis zum Hals, als sie Andis Blick fixierte und ihm den Zeige finger vor die Augen hob. Danach musste alles in Sekundenschnelle passieren. Sie stellte sich leicht schräg versetzt zu ihm und umfasste mit einer Hand seinen Nacken, um ihn aufzufangen, wenn er nach hinten fiel. Inka berührte seine Stirn zwischen den Augenbrauen und sagte: »Schlaf! Schlaf tief und fest, immer tiefer in die Entspannung.«
Sofort schlossen sich seine Lider und seine Gesichtszüge entspannten sich. Gütiger Himmel, es funktionierte tatsächlich! Sein Atem ging ruhig und regelmäßig. Ihre Aufregung fuhr Achterbahn in ihr. Mit leicht wackeliger Stimme redete sie weiter auf Andi ein, wie es das Lehrbuch vorgab. »So ist es gut. Tief und fest. Immer tiefer in die Entspannung. Du hörst meine Stimme und bist bereit, mit mir zu sprechen.«
Unvermittelt machte Andi die Augen auf und schaute sie verständnislos an. »Ja, aber müsst ich nicht vorher noch umfallen?«
Ihre Euphorie sackte schneller in den Keller als ein abstürzender Aufzug. »Verdammt! Aber okay, ich dachte mir schon, dass das nicht so einfach ist.«
»Sollen wir noch mal anfangen?«
»Nein, ist schon okay. War ja auch eine Schnapsidee.«
»Apropos Schnaps, möchtest du vielleicht einen?«
»Nein, aber einen Espresso vielleicht, wenn du einen hast.«
»Na klar.« Andi verschwand in der Küche, eine Maschine ratterte und bald darauf balancierte er ein Tablett mit zwei kleinen Tassen und Wassergläsern durchs Wohnzimmer und stellte es mit der übertrieben schwungvollen Geste eines Kellners auf dem Tisch ab.
»Danke, Andi! Für den Espresso und … für alles.« Sie umarmte ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange, was ihn augenblicklich wieder zum Erröten brachte.
»Komm, setzen wir uns wieder«, sagte er verlegen und stellte die Tassen vom Tablett. Ganz offensichtlich suchte er nach einem anderen Thema. »Warst du eigentlich mal im letzten halben Jahr bei Annabel zu Besuch?«
»Nein, warum?«, fragte sie und trank einen Schluck.
»Es hätte ja sein können, dass dir irgendwas in der Wohnung aufgefallen wäre. Veränderte Gewohnheiten, anderer Lebensstil,
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