Hypnose
neue Gegenstände. Selbst wenn ein Mord plötzlich geschieht, so wirft er doch seine Schatten.«
»Leider habe ich mich nach der Geburt komplett zurückgezogen, auch von meinen Freunden. Annabel ging es auch nicht sonderlich gut in der Zeit. Rebecca hat mir erzählt, dass sie sich auch ganz schön rar gemacht hätte. Kann ich verstehen, nachdem sie ihren Job verloren hatte.«
»Verloren?«
»Das Reisebüro, in dem sie gearbeitet hat, musste Insolvenz anmelden. Das war im Oktober letztes Jahr. Mir war das natürlich so gesehen ganz recht, weil Annabel plötzlich viel Zeit für mich hatte, mich zum Schluss jeden zweiten Tag zu den lästigen CTG -Untersuchungen in Evelyns Praxis fuhr, mit mir sämtliche Einkäufe erledigte, stundenlang mit mir Vornamenbücher wälzte … Sie schien sich wirklich mit mir auf das Baby zu freuen.«
»Und Peter nicht?«
»Doch, schon auch. Ein bisschen zumindest. Männer sind so, habe ich mir sagen lassen. Die freuen sich erst, wenn sie mit dem Zwerg spielen können.«
»Na ja, bei mir war das anders. Ich war von dem Tag an, als ich erfahren habe, dass ich Vater werde, in dieses kleine Würmchen auf dem Ultraschallbild verliebt. Aber schön, dass sich wenigstens deine Freundin mit dir gefreut hat.«
»Ja, obwohl das bestimmt auch nicht immer leicht für Annabel war. Sie wollte doch selbst so gerne ein Kind und die Arbeitslosigkeit schlug ihr aufs Gemüt.«
»Warum wollte Annabel nach Griechenland auswandern?«
»Keine Ahnung. Aber einen Dickschädel hatte sie schon immer, und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte sie es auch durchsetzen. Das hat sie von ihrem Vater. Annabel hatte auch das Talent, alles und jeden zu überzeugen. Deshalb machte sie ihren Job im Reisebüro ja auch so gut. Jannis hätte eigentlich nichts dagegen gehabt, in Deutschland zu bleiben. Das hat er mir bei unserer kleinen Party noch erzählt. Er hatte hier seine Freunde, war zufrieden und verdiente gut. Neben den Angeboten auf seiner Homepage bot er seine Wandertouren auch über ein griechisches Reisebüro in der Olgastraße an.«
»Das wissen wir. Er hat dort wenige Stunden vor seinem Tod, gegen 22 Uhr, eine Nachricht aufs Band gesprochen und um Stornierung der Flüge gebeten, die er privat für sich und Annabel gebucht hatte, um vor Ort alles für die Hochzeit zu klären.«
»Was? Das … das wusste ich ja gar nicht …«, stotterte Inka. »Das würde bedeuten, er hat Annabel hinsichtlich ihrer Pläne einen Korb gegeben und die Hochzeit annulliert! Und das kaum zwei Stunden, nachdem sie ihre Verlobung bekannt gegeben haben!«
»Wir nehmen an, dass er das zu Hause angekommen auch gleich Annabel mitgeteilt hat.«
»Kein Wunder, dass sie ausgerastet ist! Dann hatte Jannis womöglich doch eine Geliebte … Unfassbar! Ich kann mich doch nicht so in ihm getäuscht haben!« Inka schüttelte den Kopf und konnte sich gar nicht mehr beruhigen. »Was ist mit dem Teilgeständnis von Annabel? Wenn es einen zweiten Täter gab, der die tödliche Spritze setzte, warum sagt Annabel dann nichts über diese Person? Warum belastete sie den wahren Mörder nicht?«
»Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Erstens, Annabel ist allein schuldig. Sie hat dem Opfer zuerst die Weinflasche über den Kopf gezogen, und dann, als sie gesehen hat, dass er noch lebte, die Spritze gesetzt. Ist allerdings merkwürdig, denn bislang können wir nicht von einer geplanten Tat ausgehen und im Haushalt des Opfers gab es weder Insulin noch Spritzbesteck. Zweitens ist eine Person denkbar, die von Annabel entweder wirklich nicht gesehen wurde, weil sie sich versteckt hielt, oder, was auch möglich ist, sich in der Wohnung mit ihrem Wissen aufhielt, aber von Annabel als unverdächtig angesehen wurde. – Wenn es dieses verdammte Alibi nicht geben würde, käme nur Evelyn für mich in Frage«, sagte Andi und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus.
Oder Peter , dachte Inka. Denn er hat kein Alibi.
»Andi, ich glaube, mir ist nicht gut.«
»Oh weh, war die Sauce doch zu fettig? Komm, leg dich auf die Couch. Ich mach dir einen Tee. Möchtest du vielleicht eine Wärmflasche?«
»Danke … nein. Vielleicht einfach nur kurz hinlegen.«
Andi begleitete sie zum Sofa und schaute auf die Uhr. Es war kurz vor halb zehn. Was für ein langer Tag …
»Ich glaube nicht, dass Peter sich jetzt noch mal bei dir meldet. Der wird tatsächlich im Hotel übernachten. Blöd, dass er sein Handy ausgeschaltet hat, aber das beste Zeichen dafür, dass
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