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und hindurchschlüpfte, um der Menge entgegenzutreten.
Shay die nun allein in der Dunkelheit war, holte tief Luft und versuchte die donnernden Geräusche der Menge zu ignorieren, die sich direkt auf der anderen Seite des Vorhangs befand.
Sogar ohne die potenziellen Bieterinnen und Bieter sehen zu können, spürte sie die Anwesenheit der sich versammeln-ten Dämonen und Menschen. Sie konnte den Gestank ihres Schweißes riechen. Die brodelnde Ungeduld fühlen. Die verdorbene Lust schmecken, die in der Luft lag.
Unvermittelt runzelte sie die Stirn. Da war noch etwas anderes. Etwas, was auf subtile Weise all das durchsetzte.
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Ein Gefühl von bösartiger Fäulnis, das ihr Blut gefrieren ließ.
Es war undeutlich. Als ob das Wesen sich nicht vollkommen im Raum befände. Eher wie eine drohende, nicht greifbare Präsenz. Ein Echo von Verdorbenheit, das ihr den Magen angstvoll zusammenkrampfte.
Sie unterdrückte ihren instinktiven Schrei, schloss die Augen und zwang sich, tief und regelmäßig zu atmen. Wie von Ferne hörte sie, wie sich Evor laut räusperte, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
»Und nun, meine Damen und Herren, Dämonen und Feen, Tote und Untote... ist es an der Zeit für unsere Hauptattraktion. Unser Schmuckstück. Es ist ein Artikel, der so selten, so außergewöhnlich ist, dass nur diejenigen, die eine goldene Kundenkarte besitzen, bleiben dürfen«, kündigte er dramatisch an. »Der Rest darf sich in unsere Aufent-haltsräume zurückziehen. Dort wird man Ihnen Ihre bevorzugte Erfrischung anbieten.«
Trotz der anhaltenden Gewissheit, dass sie soeben von irgendeiner Art bösem Blick gestreift worden war, gelang es Shay, eine angewiderte Grimasse zu ziehen. Evor war stets ein aufgeblasener Wichtigtuer. Aber heute Abend stellte er selbst die Jahrmarktsschreier mit den abgedroschensten Sprü-
chen in den Schatten.
»Kommen Sie näher, geschätzte Freunde«, kommandierte Evor, während das gemeine Volk gezwungen war, den Raum zu verlassen. Um eine goldene Karte bewilligt zu bekommen, musste ein Mensch oder Dämon wenigstens 50.000
Dollar Bargeld bei sich tragen. Der Sklavenhandel akzeptierte selten Schecks oder Kreditkarten. Man höre und staune.
»Sie werden Ihren ersten Blick auf meinen kostbaren Schatz nicht versäumen wollen. Keine Angst, ich habe dafür gesorgt, 15
dass sie gut angekettet ist. Sie wird Ihnen nicht gefährlich werden. Es besteht kerne Gefahr, mit Ausnahme ihres gefährlichen Charmes. Sie wird Ihnen nicht das Herz aus der Brust reißen, aber ich kann nicht versprechen, dass sie es Ihnen nicht mit ihrer Schönheit stehlen wird.«
»Klappe halten und den Vorhang öffnen«, knurrte eine Stimme.
»Sie sind ungeduldig?«, fragte Evor, und in seinem Tonfall lag Ärger. Es gefiel ihm nicht, wenn seine gekonnt dargebo-tene Nummer unterbrochen wurde.
»Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit. Weitermachen.«
»Ah, ein verfrühter... Bieter, wie schade. Lassen Sie uns Ihnen zuliebe hoffen, dass es sich dabei nicht um ein Leiden handelt, das Ihre Leistung auf anderen Gebieten in Mitleiden-schaft zieht«, spottete Evor und machte eine Pause, um das schallende, vulgäre Gelächter verklingen zu lassen. »Also, wo war ich? O ja. Meine Kostbarkeit. Meine liebste Sklavin. Dä-
monen und Ghule, erlauben Sie mir, Ihnen Lady Shay vorzustellen... die letzte Shalott, die auf dieser Erde wandelt.«
Mit einer dramatischen Bewegung verschwand der Vorhang in einer Rauchwolke und setzte Shay dem Blick der beinahe zwei Dutzend Menschen und Dämonen aus.
Absichtlich senkte sie den Blick, als sie hörte, wie überall im Raum ein Aufkeuchen ertönte. Es war demütigend genug, die fanatische Gier der Meute zu riechen. Sie musste diese nicht noch in ihren Gesichtern lesen.
»Ist das ein Trick?«, verlangte eine dunkle Stimme ungläubig zu wissen. Das war kaum überraschend. Soweit Shay wusste, war sie die letzte Shalott auf der Welt.
»Kein Trick, keine Illusion.«
»Als ob ich dir einfach so glauben würde, Troll. Ich will Beweise.«
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»Beweise? Na gut.« Es folgte eine Pause, als Evor in der Menge forschte. »Sie da, kommen Sie nach vorn«, befahl er.
Shay spannte sich an, als sie das Kältegefühl spürte, das sie warnte, dass es ein Vampir war, der sich ihr näherte. Ihr Blut war für die Untoten kostbarer als Gold. Ein Aphrodisiakum, für dessen Erlangung sie töten würden.
Shay, die ihre Aufmerksamkeit auf den großen, hageren Vampir gerichtet hielt, bemerkte kaum, wie Evor sie
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