I love you, honey
Musiker tragen weite, weiße Umhänge, Dschellabas, und rote Kappen.
Staunend laufe ich über den lebendigen Platz und bleibe bei einem Geschichtenerzähler stehen, der von Menschen umringt ist. Es sind überlieferte Geschichten und von Abenteuern, Königen und Liebesgeschichten handeln. Ich schlendere weiter und lasse die vielen neuen Eindrücke auf mich einwirken. Mehrere Stände mit Orangenverkäufern befinden sich um den Platz herum und ich kaufe mir für vier Dirhams einen frisch gepressten Orangensaft.
Der Djemma el Fna ist auch der Ausgangspunkt für die Souks, in denen die Händler ihre Ware verkaufen, aber ich habe keine Lust auf diese Touristenattraktion. Die landestypischen Souvenirs kenne ich schon aus Rabat.
Ich lasse mich von einem Taxi zum Jardin Majorelle bringen. Dort wächst eine unglaubliche Vielfalt an Palmen, Kakteen und tropischen Pflanzen. Leider herrscht hier ein ziemliches Touristengedrängel und ein Spaziergang in Ruhe ist nicht möglich.
Enttäuscht verlasse ich den Garten und suche mir erneut ein Taxi. Ich habe nach dem quirligen Vormittag das Bedürfnis nach Ruhe und gebe dem Taxifahrer als Ziel die Agdal Gärten an. Im Reiseführer steht, dass man dort als ganz alleine durch schattige Olivenhaine spazieren kann.
Als ich dort angekommen bin, sehe ich tatsächlich kaum Menschen und kann ungestört die Stille genießen. Ich denke viel an Kamal und freue mich, ihn heute Abend wiederzusehen.
Nach einer Stunde verlasse ich die Gärten und fahre mit dem Taxi zum Riad Aladdin, um den Tag ausklingen zu lassen. Ich setze mich auf die Dachterrasse des Gästehauses und bestelle mir Brathuhn mit Pommes Frites, um mich etwas zu stärken. Von hier aus kann ich direkt in die vielen Storchennester auf der Lehmmauer des El-Badi Palastes schauen. Jetzt, kurz vor Sonnenuntergang, kommen die Störche zurück in ihre Nester geflogen. Ihr lautes Schnabelgeklapper vermischt sich mit dem Ruf des Muezzins.
Nachdem ich eine Weile die Störche beobachtet h abe, entscheide ich mich, zu gehen. Ich bezahle das Essen und mache mich auf den Weg zur Busstation.
Unterwegs sehe ich viele Bettler, mehr als in Rabat. Ich gehe auf eine junge Bettlerin mit einem kleinen Kind im Arm zu und gebe ihr ein paar Dirhams. Dankend nimmt sie die Almosen entgegen und sagt einen Segensspruch für mich her, den sie ein paar Mal wiederholt.
Schließlich habe ich die Bushalt estelle erreicht. Ich muss nicht lange warten, nach wenigen Minuten kommt der Bus. Die Fahrt dauert ziemlich lange, denn es herrscht Feierabendverkehr. Nach einer Stunde bin ich endlich an meinem Ziel angekommen. Ich steige aus und laufe schnell die paar Schritte zur Villa. Dort klopfe ich an das mächtige Eisentor. Sofort öffnet mir Kamal. Er umarmt mich und zieht mich in den Garten: ,,How was your day?“, fragt er mich neugierig und ich erzähle ihm von meinen Aktivitäten. Rabat gefällt mir besser, weil dort die Atmosphäre altmodischer und authentischer ist. Hier in Marrakesch sind die Marokkaner sehr auf den Tourismus fixiert.
Ich verlasse ihn, um mich zu waschen und meine Kleidung zu wechseln. Kamals Familie hat mit dem Abendessen auf mich gewartet. Wieder gibt es ein opulentes Essen, das diesmal aus Koriander-Lammkoteletts, Zucchini-Gemüse und deftigen Kartoffelsalat besteht. Als Dessert gibt es frischen Sesamkuchen mit Mandeln. Danach mache ich mit Kamal einen Abendspaziergang. Er erzählt mir, dass er den Tag mit seinen männlichen Verwandten im Garten verbracht hat. Sie haben viele Neuigkeiten ausgetauscht. Die Frauen haben in der Zwischenzeit das Essen für die Hochzeit vorbereitet und die restliche Organisation übernommen.
Es ist schön, wieder an Kamals Seite zu sein. Er wirkt hier viel unbeschwerter und ausgeglichener als in Rabat. Wahrscheinlich fühlt er sich ohne den Einfluss seiner Freunde doch besser. Ich freue mich, dass es ihm so gut geht. Nach einer Stunde kehren wir um und ich lege mich schlafen.
Eine marokkanische Hochzeit
In aller Frühe werde ich von lauten Stimmen im Haus geweckt. Alle Bewohner sind wegen der bevorstehenden Hochzeit schon frühzeitig auf den Beinen. Das Fest beginnt im Beisein der Familienangehörigen mit der Morgengabe. Sie besteht aus Geld oder anderen Gütern des Bräutigams an die Braut, die im Falle einer Scheidung als finanzielle Absicherung dienen sollen. Danach wird die Trauungszeremonie von einem Imam, einem islamischen Geistlichen, vollzogen.
Ich ziehe mich rasch an, um den Frauen bei den
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