I love you, honey
Familie, um ihnen davon zu erzählen.
Zu Hause setze ich mich auf die Terrasse und denke an die letzten beiden Tage. Bis jetzt hat alles gut geklappt. Hoffentlich hält unser Glück an. Plötzlich sehe ich eine grau-getigerte Katze vorsichtig durch den Garten schleichen. Ich bin mit Katzen aufgewachsen und mag sie sehr gerne, aber ich muss aufpassen, dass nicht allzu viele den Garten bevölkern. Ich würde diese hier gerne füttern, aber ich habe Bedenken, dass es dann immer mehr werden. Aber sie scheint keinen Hunger zu haben und springt geschmeidig über die Mauer zurück auf die Straße.
Nach ein paar Tagen befindet sich Post von der Ausländerbehörde in meinem Briefkasten. Ich öffne den Brief und halte die ,, Carte de Séjou r“ in den Händen. Aufgeregt wähle ich Kamas Nummer und teile ihm die frohe Botschaft mit. Er freut sich sehr und wird sofort den Vermieter des Cafés anrufen, um eine Verabredung mit ihm zu vereinbaren.
Am Nachmittag treffen Kamal und ich den Vermieter in dem Café und unterschreiben den Mietvertrag. Die Ablösesumme wird Kamals Familie auf sein Konto überweisen, die Miete für den ersten Monat übergeben wir ihm in bar. Jetzt kann unser neues Leben beginnen!
In Marrakesch
Kamal erzählt mir, dass wir eine Einladung zu einer Hochzeit nach Marrakesch haben. Die Tochter seines Onkels, den er lange nicht mehr gesehen hat, heiratet in zwei Tagen. Ich freue mich auf die Abwechslung. Kamals Mutter wird uns begleiten. Amina und Laila machen seit einem halben Jahr ein Praktikum in Paris und können deshalb leider nicht an der Hochzeit teilnehmen.
Die Tage bis zur Reise verge hen schnell. Ich habe meine schönsten Kleider eingepackt und heute ist es soweit. Kamal holt mich frühmorgens ab und vor der Tür steht ein silber-grauer Mercedes mit Kamals Cousin. Es ist ein untersetzter, junger Mann mit einer kultivierten Ausstrahlung. Auf der Rückbank sitzt Kamals Mutter und nickt mir freundlich zu. Nachdem wir uns alle begrüßt haben, nehme ich neben ihr Platz. In guter Stimmung brechen wir auf und bald haben wir Rabat hinter uns gelassen. Es herrscht zu dieser Stunde wenig Verkehr und wir kommen zügig voran. Die Landschaft zieht an mir vorüber: Goldgelbe Felder, Pinien- und Akazienbäume, Palmen und an Mauern emporkletternde Bougainvilleas. Ab und zu durchfahren wir staubige, verlassen wirkende Ortschaften. Die Ebene verwandelt sich allmählich in eine sandige, wellige Hügellandschaft. Schwarz- weiß gefleckte Kühe, Esel und Pferde weiden auf dem kargen Grasland.
Kamal unterh ält sich lebhaft mit seinem Cousin. Ab und zu dreht er sich zu mir um und schenkt mir ein Lächeln. Seine Mutter hat die Augen geschlossen und ist eingedöst. Nach mehreren Stunden Fahrt kommen wir am Spätnachmittag in Marrakesch an und wenig später halten wir vor der Villa von Kamals Onkel, die in einer vornehmen Gegend liegt. Man hat uns schon erwartet. Kaum sind wir ausgestiegen, werden wir von einer Menge von festlich gekleideten Menschen umringt. Mehr als fünfzehn Verwandte drängen sich um uns, schütteln uns die Hände und küssen uns. Alle reden und schreien so laut, dass man in dem ganzen Tumult sein eigenes Wort nicht mehr verstehen kann.
Das dreistöckige Wohnhaus sieht sehr eindrucksvoll aus. Eine breite, marmorne Treppe führt zum Eingang empor, der von zwei geriffelten Säulen eingerahmt ist. Der weitläufige Garten wird von einer hohen Lehmmauer umrandet.
Wir gehen in das Haus hinein. Der Eingangsbereich besteht aus einer riesengroßen Halle, deren Boden und Wände mit Mosaiken ausgelegt sind. Auf mehreren goldglänzenden Blumentischchen stehen üppig wachsende Grünpflanzen. Kamals Verwandte führen uns in den Salon, wo uns Tee und kalte Limonade gereicht werden. Die Gespräche werden weiterhin lautstark geführt und ich fühle mich inmitten des Trubels sehr wohl.
Dann zeigt mir Kamals Tante Soraya, eine extrovertierte junge Frau, mein Zimmer. Es befindet sich im ersten Stock u nd ist ein prächtiger Raum. Auf dem Marmorboden sind mehrere marokkanische Sitzkissen verteilt.
Neben dem Fenster steht ein Doppelbett, das von einem orangefarbenen Baldachin überspannt ist. Eine leuchtend rote Tagesdecke ziert das Bett und zahlreiche rosa-graugestreifte Kissen liegen am Kopfende. Ein antiker Kleiderschrank und ein Nachtschränkchen vervollständigen die Einrichtung. Von dem Zimmer geht eine Tür zu einem kleinem Bad ab, das nur mir zur Verfügung steht. ,, Ich hoffe, du fühlst dich hier
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