I love you, honey
wir und machen uns auf den Nachhauseweg. Unterwegs drücke ich immer wieder meinen neuen Freund ganz fest an mich und bin froh, jetzt einen treuen Gefährten an meiner Seite zu haben. Kamal ist froh, dass ihm die Überraschung so gut gelungen ist.
Den Schlafplatz für den Hund richte ich auf der Terrasse ein. Ich lege eine weiche Decke und ein paar Kissen auf den Boden. Strolchi ist gerade im Garten und ich hoffe, dass er sich mit dem neuen Hausgenossen gut verstehen wird. Aber als der Kater ihn sieht, macht er einen Buckel und faucht. Der Hund lässt sich aber nicht beirren und versucht, an ihm zu schnuppern. Auf einmal gibt Strolchi seine aggressive Haltung auf und reibt den Kopf an seiner Brust. Sie scheinen sich gegenseitig zu akzeptieren. Ein Glück! Ich taufe den Hund auf den Namen ,,Hachiko“. Der Name stammt aus einem Film, den ich vor einiger Zeit gesehen habe. Er handelt von einem Hund namens Hachiko, der jahrelang auf sein Herrchen wartet, obwohl dieser bereits verstorben ist. Es ist mein Lieblingsfilm und ich finde den Namen passend für meinen neuen Freund.
Hachiko erkundet jetzt den Garten u nd vertreibt die herumlaufenden fremden Katzen mit Gebell. Nur Strolchi darf sich in seiner Nähe aufhalten. Ich stelle einen Wassernapf auf die Veranda und gebe ihm noch etwas zu fressen. Immer noch hungrig stürzt er sich auf das Futter. Danach legt er sich zufrieden auf seine Decke.
Kamal verlässt mich jetzt, denn er hat eine Verabredung mit seinen Freunden. Mir ist heute gleichgültig, ob er Alkohol trinkt oder nicht. Mittlerweile habe ich es aufgegeben, ihn davon abhalten zu wollen. Er muss selbst wissen, was er aus seinem Leben macht. ,, I love you, honey,“sagt er zum Abschied und ich merke wieder, wie sehr ich ihn liebe. Immer noch kann ich mich in seinen Augen verlieren und mich durchströmt ein warmes Glücksgefühl:,, I love you, too, my Kamal“, sage ich und bekomme plötzlich wieder Hoffnung, dass sich doch noch alles zum Guten wendet.
Ich gehe um acht Uhr abends ins Bett, um etwas Schlaf zu finden. Meistens kommt Kamal um Mitternacht, manchmal auch später. So kann ich wenigstens ein paar Stunden vorher Ruhe finden und die Nacht dann besser durchhalten.
Ich bin fast eingeschlafen, als ich ein Kratzen an der Tür höre. ,, Das kann nur Hachiko sein“, denke ich und öffne vorsichtig die Tür. Hach iko steht schwanzwedelnd davor. Anscheinend möchte er in die Wohnung gelassen werden. ,, Du Frechdachs, du sollst doch aber im Garten aufpassen“, sage ich vorwurfsvoll zu ihm. Ehe ich es verhindern kann, läuft er an mir in den Flur vorbei. Dort begegnet er Daisy, die einen großen Bogen um ihn macht. Ohne sie zu beachten, läuft er zielstrebig in mein Zimmer und macht es sich auf meinem Bett gemütlich. ,, Na gut ,dann bleibe bei mir, aber nur für diese eine Nacht“, gebe ich nach und lege mich dicht an seinen warmen Körper.
Gegen ein Uhr nachts wache ich auf. Kamal steht an der Tür und beklagt sich, dass ich Hachiko in die Wohnung gelassen habe. In seiner Kultur werden Hunde nur außerhalb der Häuser gehalten. Ich lasse es mir aber nicht von ihm verbieten! Ich rieche seine Alkoholfahne und ahne, dass mir wieder eine unerfreuliche Nacht bevorsteht. Schlecht gelaunt setzt er sich vor den Fernseher und fragt mich, ob ich Wein im Haus habe. Ich verneine, denn ich habe es mir schon lange abgewöhnt, Weinvorräte anzulegen. Trotzdem fängt er an, die Wohnung zu durchsuchen. Als er nichts findet, entschließt er sich, zu gehen. Ich folge ihm in den Garten und versuche, ihn zum Bleiben zu überreden. Es regnet in Strömen und es ist stockfinster. Nur die flackernde Laterne vor dem Haus wirft ab und zu einen matten Lichtschein in den Garten. Schon nach kurzer Zeit sind wir beide völlig durchnässt. Verzweifelt versuche ich Kamal am Arm festzuhalten, aber er schüttelt meine Hand wie ein lästiges Insekt ab. Ich kann ihn nicht daran hindern, in die dunkle, kalte Nacht hinauszugehen. ,, Let me go“, sagt er immer wieder und ich beuge mich schließlich seinem Willen und lass ihn endlich gehen. Ich setze mich mit Hachiko auf die Terrasse und sehe ihm nach, wie er durch das Tor den Garten verlässt. Die Tür fällt krachend ins Schloss und plötzlich fühle ich mich unendlich einsam und verlassen. Ich liebe ihn so sehr! Und er geht einfach und lässt mich alleine!
Hachiko scheint meine Traurigkeit zu spüren und legt seinen Kopf auf meinen Schoß. Geistesabwese nd streichele ich ihn und starre in
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