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Iacobus

Iacobus

Titel: Iacobus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matilde Asensi
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geringsten Sorgen macht.«
    »Werden sie Euch zwingen, nach Rhodos zurückzukehren?« In Jonas' Stimme schwang Angst, was mich überraschte. Während ich das vollkommene Glück erlebte, hatte der Junge sich über meine mehr als wahrscheinliche Rückkehr auf die Insel den Kopf zerbrochen. Ich wagte nicht, ihn zu belügen.
    »Wahrscheinlich befiehlt man mir das tatsächlich.«
    Ich drehte mich um und ließ sie allein. Unten vor der Mühle erwarteten mich Bruder Valerio und Bruder Ferrando. Ein bedrückendes Schweigen umfing uns, als ich vor ihren anklagenden Blicken stehenblieb.
    »Die Lage ist schon ziemlich kompliziert, Bruder«, warf mir Bruder Valerio vor, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ich weiß, Sire«, entgegnete ich demütig. Es war dies nicht der Moment, meine Würde hervorzukehren.
    »Zweifellos seid Ihr Euch auch durchaus der Folgen Eures Tuns bewußt, bei dieser Frau gelegen zu haben.«
    »So ist es, Sire.«
    Beide Männer starrten mich anzüglich an. Ihnen mußte es unverständlich vorkommen, daß ein Hospitaliter meines Rangs und meiner Bildung wegen eines scheinbar gewöhnlichen Liebesabenteuers mit einer Jüdin bereit war, die Ordenswürden zu verlieren und ehrlos aus dem Orden verstoßen zu werden. Sie wechselten einen verständnisinnigen Blick und hüllten sich in beredtes Schweigen.
    »Nun denn«, stieß schließlich Bruder Valerio aus. »Wir können die Zeit jetzt nicht mit solchen Dingen vertun. Ihr müßt eiligst Eure Mission fortführen, Bruder Galcerán. Das ist das Einzige, was interessiert und wichtig ist. Dieser kleine Zwischenfall muß hier und heute vergessen werden. Ihr werdet den Jungen und die Jüdin in der Festung von Portomarin dem Schutz von Don Pero unterstellen und die Aufgabe zu Ende führen, die Euch Seine Heiligkeit übertragen hat.«
    Es dauerte einige Sekunden, bis ich begriff. Die Überraschung mußte sich wohl auf meinem Gesicht abgezeichnet haben, denn Bruder Ferrando machte eine ungeduldige Geste, so wie ein Vater, der es überdrüssig ist, die Ungehörigkeiten seines Sohnes noch länger hinzunehmen.
    »Habt Ihr vielleicht Eure Befehle nicht verstanden?« fragte er erzürnt.
    »Verzeiht mir, Bruder Ferrando«, entgegnete ich ihm, während ich meine Fassung zurückgewann, »aber ich glaube kaum, daß noch irgendeine Mission zu erfüllen ist. Die Angelegenheit ist aus der Welt geschafft, seit ich von den Templern in Castrojeriz gefangengenommen wurde.«
    »In diesem Punkt irrt Ihr Euch, Bruder«, bestritt er. »Das gefundene Gold deckt in keinster Weise die von den Prokuratoren der Untersuchungskommissionen geschätzte Summe. Sie beläuft sich gerade einmal auf lächerliche fünfzig Millionen Francs.«
    »Aber das ist doch ein riesiges Vermögen!« rief ich aus. Einen Augenblick lang war ich versucht, ihnen zu erzählen, was ich in Las Médulas gesehen hatte, von der gewaltigen Basilika zu berichten, der Bundeslade, der Lederrolle mit den hermetischen Zeichen … allerdings hielt mich irgend etwas zurück, ein starker, irrationaler Instinkt ließ kein Wort über meine Lippen kommen.
    »Das ist eine absolut lächerliche Summe, eine Lappalie. Ihr müßt wissen, daß unser Orden sich wegen der Prozeßkosten, welche durch dumme, gesetzmäßige Kunstgriffe auf uns zurückgefallen sind, beim König von Frankreich hoch verschuldet hat, und daß die an die ehemaligen Tempelherren zeitlebens zu entrichtenden Renten, der Unterhalt der Gefangenen und die Verwaltung der Güter sowohl uns als auch die Kirche finanziell ruinieren. Deshalb müßt Ihr, Bruder, nach dem verdammten restlichen Gold suchen und es für Euren Orden und für den Heiligen Vater finden. Koste es, was es wolle.«
    »Auch wenn der Preis dafür mein eigenes Leben wäre?«
    »Auch wenn es Euer Leben und das von fünfzig anderen wie Euch kosten würde, Perquisitore«, rutschte es Bruder Valerio mit eiskalter Stimme heraus.
    Mir blieb nicht viel Zeit, um nachzudenken. Ich streite nicht ab, daß ich mir während jener wenigen Minuten (in denen ich tausend irrelevante Fragen stellte, um Valerio und Ferrando abzulenken) zumindest andeutungsweise alle nachfolgenden Schritte zurechtlegte. In meinem Herzen trug ich nicht nur meine Liebe zu Sara und meinem Sohn, sondern auch meine erloschene Treue zum Orden der Hospitaliter. Jene, die ich respektiert und bewundert hatte, waren nur noch Schatten eines vergangenen Lebens, in das ich nie wieder zurückkehren wollte. Ungeachtet dessen, daß ich nicht daran dachte, mich von Sara

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