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Iacobus

Iacobus

Titel: Iacobus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matilde Asensi
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denn als mein Plan halb fertig war, stellte ich fest, daß ich dazu noch etliche Auskünfte benötigte, weshalb ich – eine Gleichgültigkeit an den Tag legend, die mir fern war – zu den Küchen des Palasts hinkte, um mich mit der Dienerschaft zu unterhalten.
    Als Jonas in dieser Nacht nach dem Abendessen wie vereinbart seine Nase in den Reitstall steckte, bemerkte er, daß ich unsere Pferde gesattelt hatte, weshalb er eine Zeitlang bei mir blieb, um alles Nähere zu bereden.
    Drei Stunden später, noch in tiefster Nacht, verließen meine süße Sara, der Junge und ich heimlich den Palast. Die Pferde führten wir am Zügel. Um den Lärm ihrer Hufe auf dem Pflaster zu dämpfen, hatten wir sie mit dicken Stoffetzen umwickelt, die wir später, wenn wir uns weit genug entfernt hätten, wieder abnehmen würden. Kurz bevor wir uns der langen Reihe von Karren und Pilgern anschlossen, die schläfrig darauf warteten, daß man die Porta de Falgueriis öffnete, hielten wir auf einem kleinen, stillen Platz an, wo wir unsere Gesichter und Hände mit einer feinen Schicht ockerfarbener Salbe einrieben, uns weite, bis zu den Füßen reichende Gewänder überwarfen und unsere Köpfe mit langen, dunklen Tüchern wie Turbane umschlangen, die so groß wie Mühlräder waren.
    Es würde nicht lange dauern, bis die Hospitaliter unser Verschwinden bemerkten (obwohl wir unsere Betten mit Kissen ausgestopft hatten, um soviel Zeit wie möglich zu gewinnen), und voll Wut würden sie sich an unsere Verfolgung machen, sobald sie entdeckten, daß wir ihre ungeschickte Bewachung unterlaufen hatten. Wenn wir durch unsere Verkleidung als Araber die Wachen am Stadttor täuschen konnten, würden wir wenigstens ein bis zwei Tage Vorsprung gewinnen, was unsere Ergreifung praktisch unmöglich machte.
    Aus der Stadt hinauszukommen, erwies sich als wesentlich einfacher wie hineinzugelangen. Nie hat man Geleitschreiben vorzuzeigen, wenn man einen Ort verläßt, weshalb wir Santiago de Compostela hinter uns ließen, ohne auch nur die geringste Neugier zu erwecken, und kaum hatten wir die alten Stadtmauern passiert, stiegen wir auch schon geschwind auf unsere Pferde (ich auf das eine, und die beiden, weil sie leichter waren, auf das andere) und galoppierten in Richtung Küste auf das nahegelegene Noia zu, von dem ich während meiner langen Studienjahre im Orient soviel gehört hatte. Ich konnte nicht umhin, dabei an das geheimnisvolle Schicksal zu denken, welches die Fäden der Ereignisse in unserem Leben verwebt.
    Am Ortseingang von Brión entledigten wir uns unserer Verkleidungen; Sara behielt aber weiterhin ihre Männerkleidung an und verbarg ihr Haar unter einem breiten Hut. Gegen Mittag kamen wir in Noia an, durchquerten seine engen, herrschaftlichen Gassen und ritten zur Bucht hinunter, in der Hoffnung, einen Kahn zu finden, der entlang der Küste nach Norden fahren würde. Ein paar Alte ruhten sich dort auf einigen Holzklötzen aus. Hinter ihnen sah man zahlreiche kleine Boote verlassen im Sand liegen. Mit Vergnügen atmete ich die salzige Luft ein. War das der Beginn der Freiheit? Natürlich hatte unsere Ankunft die Aufmerksamkeit der Einwohner auf sich gezogen, und umkreist von einer Gruppe Kinder, die schreiend neben unseren Pferden herliefen, ritten wir an den Strand.
    »Was sucht Ihr?« fragte einer der Alten.
    »Ein Küstenschiff, das uns nach Finisterre bringt.«
    »Bevor nicht die Flut kommt, werdet Ihr keines finden, Señor.«
    »Wie lange ist das noch hin?« wollte ich wissen; ich brauchte Zeit, um das zu erledigen, was ich noch tun mußte.
    »Etwa zehn bis zwölf Stunden«, sagte ein anderer mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen.
    »Wen muß ich darum bitten?«
    »Martiño. Er hat den größten Kahn. Er verschifft Vieh und Waren von Muros zum Kap von Touriñán.«
    »Nimmt er auch Passagiere mit?«
    »Wenn sie gut bezahlen …«
    »Wir werden ihn reich entlohnen.«
    »Dann wird er Euch mitnehmen, wohin Ihr wollt.«
    »Gibt es hier irgendwo einen Ort, wo man ausruhen kann, bis die Flut kommt?« wollte Jonas noch wissen.
    »Gleich dort drüben ist die Schenke«, mischte sich eines der Kinder ein und zeigte mit dem Finger auf ein paar niedrige Häuser, die direkt am Strand lagen. »Mein Vater wird Euch bedienen. Er ist der Wirt.«
    Ich begleitete Sara und Jonas bis zur Tür und verkündete ihnen dann, daß ich sie einige Stunden lang allein lassen müßte.
    »Gehst du nicht mit uns hinein?« fragte Sara überrascht.
    »Ich kann

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