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Iacobus

Iacobus

Titel: Iacobus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matilde Asensi
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erwiesen habe?«
    »Sicher, so habt Ihr es mir erzählt.«
    »Nun, dem Anschein nach machte ihre Gesellschaftsdame, Beatrice d'Hirson – mit der Ihr ja eine Unterredung hattet, wie ich wenig später erfuhr –, Mathilde darauf aufmerksam, daß es wohl angebracht wäre, mich aus dem Weg zu schaffen. Ich wußte sehr viel über die Schwiegermutter des Königs, zuviel, als daß eine zarte Anspielung nicht Pandoras Büchse öffnen könnte.«
    »Ich bedauere, Euer Unglück verursacht zu haben.«
    »O nein, Sire Galcerán! Ihr habt mir doch einen Gefallen getan!« entgegnete sie nachdrücklich und strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Wenn Ihr nicht den ganzen Morast aufgewühlt hättet, wäre ich möglicherweise mein ganzes Leben im sterbenden Judenviertel von Paris geblieben. Als ich durch eine gute Freundin am Hofe erfuhr, daß die Truppen auf Mathildes Befehl hin eilten, mich zu verhaften, wurde mir bewußt, daß ich schon viel zu viel Zeit verloren hatte und daß dies das Zeichen zum Aufbruch war, um das in Angriff zu nehmen, was ich wirklich tun wollte.«
    »Und was ist das?« fragte ich neugierig.
    »Euch kann ich nicht belügen, denn auch Euer Leben ist mit den Mendozas verknüpft. Doch was ich Euch erzählen werde, müßt Ihr auf ewig geheimhalten, und kein einziges Wort von dem, was ich Euch jetzt gestehen werde, darf jemals über Eure Lippen kommen.«
    »Ich schwöre es Euch bei meinem Sohn«, sagte ich, wobei mir in den Sinn kam, daß ich in meinem Leben schon oft einen Meineid geleistet hatte, um an Auskünfte zu gelangen, »daß ich niemals jemandem etwas verraten werde.«
    »Als Manrique de Mendoza aus Frankreich fliehen mußte, versprach ich, ihm zu folgen, sobald es mir möglich wäre. Ihr werdet schon vermutet haben, daß wir ein Liebespaar waren.«
    »Aber er ist doch Mönch!« wandte ich entsetzt ein.
    »Ihr seid töricht, Micer Galcerán!«, rief sie lachend aus. »Manrique ist weder der erste noch der letzte Mönchsritter, der sich eine Konkubine hält. In welcher Welt lebt Ihr denn?«
    »Hört zu, Sara, in den geistlichen Ritterorden ist das Keuschheitsgelübde eines der wichtigsten. Sowohl der Orden der Tempelherren als auch der der Deutschritter oder der Hospitaliter von Jerusalem bestrafen strengstens den geschlechtlichen Verkehr mit einer Frau. Der dessen bezichtigte Mönch muß seine Ordenstracht ablegen und wird ohne jegliche Aussicht auf Vergebung verstoßen.«
    »Auch Euer neuer Montesa-Orden bestraft dies mit der gleichen Härte?«
    Auf ihren Lippen zeichnete sich ein sarkastisches Lächeln ab, während sie mir die falsche Identität vorwarf, die ich vor ihr in Paris benutzt hatte. Ich hob die Augenbrauen und preßte die Lippen zusammen. Mit dieser vergnügten Grimasse der Entschuldigung dem Scherz folgend, nickte ich mit dem Kopf.
    »Nun«, erwiderte sie verächtlich, »dann entgeht Euch die schönste Sache der Welt, Sire. Ich würde, wenn nötig, jederzeit der Welt entsagen, wenn ich dafür nur nicht auf die Wonnen der Liebe verzichten müßte.«
    Sicher, vor langer Zeit dachte ich so wie sie. Doch damals lagen die Dinge anders, und auch ich war ein anderer gewesen.
    »So werdet Ihr Euch also mit Manrique vereinen?«
    »Er sagte mir, ich solle ihn in Burgos aufsuchen, dort würde ich ihn antreffen. Und dorthin bin ich unterwegs.«
    »Auch wir sind auf dem Weg nach Burgos. Ihr wißt, daß Isabel de Mendoza ins Kloster von Las Huelgas eingetreten ist. Seltsam, daß beide Geschwister sich Jahre später in derselben Stadt befinden«, sagte ich nachdenklich. »Ich möchte die Mutter meines Sohnes wiedersehen, und ich will, daß die beiden sich kennenlernen und Jonas dort seinen wahre Abkunft erfährt.«
    »Ist dies der Grund Eurer Reise?«
    Selbst wenn ich es gewollt hätte, so hätte ich ihr doch nicht die Wahrheit sagen können, neben vielen anderen Gründen, weil Sara einen Tempelritter liebte und ich ohne sonderlichen Erfolg für den Papst und meinen Orden das Gold der Templer suchte. Wie könnte ich ihr da, nicht einmal im entferntesten, den letztlichen Zweck unserer Wallfahrt offenbaren? Wie aber konnten wir gemeinsam reisen und gleichzeitig nach den Schätzen suchen, ohne daß sie es merkte? Wie auch immer, nach Burgos benötigten wir höchstens noch zwei oder drei Tage, so daß das Risiko nicht übermäßig groß war. Dann bliebe Sara bei Manrique, und wir würden unsere Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela fortsetzen.
    »Jonas mit seiner Mutter Isabel zusammenzubringen, ist in

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