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Iacobus

Iacobus

Titel: Iacobus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matilde Asensi
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der Tat der Grund für unsere lange Reise.«
    »Laßt mich Euch noch etwas fragen, Micer Galcerán: Habt Ihr die Mission, die Euch nach Paris führte, mit Erfolg abgeschlossen?«
    »Ja, tatsächlich, Sara, dank Eurer Hilfe. Evrards Dokumente waren uns sehr dienlich, um den Verdacht, der jenen Nachforschungen zugrunde lag, zu bestätigen.«
    »Und was ist mit diesem komischen Alten, der Euch begleitet, diesem gewissen Niemand?«
    »Ich habe keine Ahnung, wer er ist. Ich weiß nur, daß er in unserem Leben auftauchte, kaum hatten wir die Pyrenäen überquert, und seither haben wir es nicht geschafft, uns seiner zu entledigen.«
    »Irgend etwas ist seltsam an ihm«, erklärte Sara unwillig und runzelte die Stirn, »etwas, was mir einfach nicht gefallen will.«
    Einen Augenblick, dachte ich, Sara hat recht. Auch ich hatte von Anfang an dasselbe Mißtrauen verspürt, und dieses Gefühl rührte von etwas, das sich nicht in Niemands Geschichte einfügte.
    »Was ist los mit Euch, Sire Galcerán? Ihr seid plötzlich so nachdenklich geworden.«
    Wer zum Teufel war der Alte? Warum wußte er soviel, und warum hatte er ein so großes Interesse daran gezeigt, sich unseren Besuchen der ehemaligen Templerbesitzungen in Puente la Reina und Torres del Río in den Weg zu stellen? Sicherlich konnte Niemand irgend jemand sein, sagte ich mir argwöhnisch, einfach nur irgend jemand, denn in Wirklichkeit war er niemand, wie ja sein Spitzname bewies, doch wie sollte ich seine wahre Identität herausfinden? Und vor allem, wie konnte ich belegen, was ich befürchtete?
    »Sire …«
    »Seid unbesorgt, Sara«, schnaubte ich bedrückt. »Es ist mir nur eben gerade etwas bewußt geworden, was wichtig sein könnte.«
    »Wollt Ihr es mir erzählen?«
    »Es wird besser sein, Euch noch nichts davon zu verraten, doch solltet Ihr nicht erschrecken. Diese Angelegenheit werde ich bald erledigt haben. Was ich jetzt wissen muß, ist, ob es Euch sehr lästig wäre, das letzte Stück bis Burgos zu Fuß zurückzulegen. Höchstwahrscheinlich müssen wir auf unsere Pferde verzichten.«
    »Gern werde ich mit Jonas und Euch zu Fuß gehen, Bruder.«
    »Nein, nein!« rief ich entsetzt aus. »Redet mich bitte nicht so an!«
    »Warum nicht? Seid Ihr etwa kein Mönch?«
    »Ja, ja doch, ich bin einer«, gab ich zu. »Aber auf dieser Reise kann ich aus ganz bestimmten Gründen meine wahre Identität nicht zeigen. Wie Ihr beobachten konntet, hört Jonas auf seinen wirklichen Namen García Galceráñez und ich auf meinen Ritterstand. Wir reisen als Vater und Sohn, als Pilger, die bis Santiago wandern und dabei ihrem Armutsgelübde folgen. Deshalb flehe ich Euch an, uns nicht zu entlarven.«
    »Was soll denn nicht an den Tag kommen?«
    »Daß wir mit falschen Identitäten unterwegs sind«, erklärte ich überrascht.
    »Welche falschen Identitäten?« fragte sie mit spöttischem Unterton.
    Diese Zauberin trieb mich wirklich bis zur Weißglut, aber im Augenblick konnte ich keine Zeit verlieren und mich über ihre Wortspielereien aufregen: Ich zerbrach mir den Kopf, wie ich mich Niemands möglichst bald entledigen könnte. Es bestand für mich keinerlei Zweifel mehr, daß seine Gesellschaft gefährlich war, und selbst wenn ich mich irren sollte und der gute Mann ein Heiliger war, so hatte es doch keinen Sinn, eine Verbindung aufrechtzuerhalten, die von Anfang an nicht meinem Geschmack entsprochen hatte. Und erst recht nicht jetzt, wenn Sara mit uns reisen würde.
    Plötzlich kam mir eine glänzende Idee.
    »Sara, gibt es hier wohl einen Kessel, um Wasser zu erwärmen?«
    Verblüfft schaute sie mich an.
    »Ich denke schon, ich müßte mal in der Küche nachsehen.«
    »Bringt ihn bitte her, und schaut ebenfalls nach, ob Judahs Frau Roggen und Korinthen hat.«
    »Was habt Ihr vor?« fragte sie und zog die Augenbrauen hoch.
    »Das werdet Ihr gleich sehen.«
    Während sie im Innern der Wohnung verschwand, öffnete ich auf der Verkaufstheke meine Pilgertasche und suchte den Beutel mit den Kräutern, den ich in Ponç de Riba vorbereitet hatte, falls wir während der Reise ein Heilmittel benötigten.
    Mit einem mit Wasser gefüllten Kupferkessel und ein paar Stoffsäcken kam Sara zurück.
    »Benötigt Ihr sonst noch etwas?«
    »Stellt den Kessel aufs Feuer.«
    Als das Wasser zu brodeln begann, warf ich die Korinthen und den Roggen hinein, um die Grundlage des Suds süß und dickflüssig zu machen. Dann öffnete ich einige Säckchen aus den Tiefen meines Kräuterbeutels, warf eine

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