Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner

Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner

Titel: Ian Yery & der Hardcore Absolute Beginner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
Vom Netzwerk:
einfach lässig sitzen und funkelte ihn mit einem überlegenen Grinsen an.
    „Willst du dich nicht irgendwie …
vorbereiten
?“, fragte Mo irritiert.
    „Auf Überfälle kann man sich nicht vorbereiten – also los – überwältige mich.“
    „Ich will dir nicht wehtun.“ Mo zögerte.
    „Du solltest dir weniger Sorgen um
mich
machen“, gab sie betont gelassen von sich und begutachtete seelenruhig ihre Fingernägel. Wenige Sekunden später lag Mo verknotet auf dem Fußboden und Judith kniete auf ihm.
    „Das gilt nicht. Ich bin extra vorsichtig gewesen“, ächzte Mo. Es war so schnell gegangen, dass er nicht einmal richtig mitbekommen hatte, wie er auf dem Parkett gelandet war.
    „Ich auch“, behauptete Judith grinsend. „Willst du es etwa
nochmal
versuchen?“ Mo konnte nicht auf sich sitzen lassen, dass er von der kleinen Frau besiegt worden war. Das passte nicht zu seinem Begriff von Physik, also ging er auf das Angebot einer weiteren Chance ein. Diesmal hielt er sich nicht zurück, stürzte sich mit voller Kraft auf sie – und landete ein weiteres Mal unsanft auf dem Küchenboden.
    „Ich sage dir ja: Klettern und Laufen bereitet dich auf keinen Kampf vor!“, rief Judith triumphierend.
    „Ich habe dich gewarnt!“, tönte Stefans Stimme vom Klo her.
    „Okay, überzeugt“, ächzte Mo.
     
    … unter Beobachtung …
    Vielleicht war es ja eine Form der Selbstgeißelung, aber Mo sah sich die Kunstwerke seines Peinigers immer wieder an und las im Kontrast dazu die zornigen E-Mails. Ihm wollte einfach nicht eingehen, dass ein Mensch, der feinsinnig genug war, so starke und ausdrucksvolle Bilder zu erschaffen, zugleich gefährlich und gestört sein konnte. Andererseits, hatte sich Van Gogh nicht sogar ein Ohr abgeschnitten? Mo las auch immer wieder die Beiträge und Kommentare aus dem Forum durch. Mittlerweile konnte er sie sogar verstehen, ohne das Wörterbuch zu benutzen. In all diesen Texten hatte sich der Typ bei weitem nicht so durchgeknallt gezeigt, ganz im Gegenteil, wirkte vernünftig, klug und klar.
    Vielleicht handelte es sich um eine gespaltene Persönlichkeit. Einerseits hatte Mo zwar etwas Angst vor diesem Menschen, andererseits aber wünschte er sich, ihm zumindest einmal gegenüberzustehen. Er wollte wissen, was für ein Typ das war, der so viel Arbeit in ein 3D-Modell steckte, das exakt wie Mo aussah, behauptete, damit seinen Traummann erschaffen zu haben, um ihm im Anschluss bitterböse E-Mails zu schreiben. Ein Kerl, der eventuell sogar Hausmauern hochkletterte, um ihn zu stalken aber niemals persönlichen Kontakt suchte.
    Seit einigen Tagen hatte sich Mo angewöhnt, bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Stinkefinger Richtung Fenster zu zeigen. Nur zur Sicherheit, falls der kranke Stalker gerade zu ihm hereinschaute. Hin und wieder setzte er sich mit seinem Fernglas ans Fenster und linste von der rechten unteren Ecke hinaus, um den vermeintlich Irren zu suchen. Bisher vergeblich.
    Die Belästigung durch Ian Yerys Fans nahm immer weiter zu. Den Chef freute der plötzliche Kundenandrang, da die meisten Gaffer pro forma ein paar Kopien anfertigten und dabei unablässig zu ihm hin glotzten, ehe sie sich trauten ihn anzusprechen. Aus irgendeinem Grund ging jeder Einzelne von ihnen aus, Mo etwas völlig neues damit zu erzählen,
genau
so wie Ian Yery auszusehen. Manche Fans wiederum trauten sich nicht, ihn anzusprechen, sondern starrten ihn nur mit offenem Mund und trägem Blick an wie eine Jahrmarktsattraktion. Zumindest stieg vorübergehend der Umsatz. Ein Kollege hatte Mo erzählt, dass man sich mittlerweile sogar in Foren über ihn austauschte, was den massiven Zustrom an
'ich-brauche-drei-Schwarzweißkopien'
-Kunden erklärte.
    Judith schlug vor, eine komplette Typveränderung vorzunehmen. Mo könnte sein Haar schwarz färben oder komplett abrasieren. Er könnte sich einen Vollbart wachsen lassen und eine schicke Brille tragen. Aber Mo sah nicht ein, warum er sich wegen einer blöden Computerspielfigur völlig verändern sollte, denn er gefiel sich so wie er war.
    „Der Hype geht schnell vorbei“, beruhigte ihn sein Kollege an besonders harten Tagen. „Vielleicht solltest du die Berühmtheit nutzen. Zieh irgendein Weltrettungsprojekt durch. Erklär' den Kiddies, wie wichtig Sport und gesunde Ernährung ist und dass sie aufhören sollen, den ganzen Tag vor dem Rechner zu hocken und Kriegsspiele zu zocken – das wäre doch
genau
nach deinem Geschmack“, schlug er vor.
    „Kursieren

Weitere Kostenlose Bücher