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Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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organischen elektrischen |85| Energie meines Gehirns (oder meines Körpers) eine Verbindung eingehen konnten, die einen um ein Vielfaches höheren Strompegel erzeugte als die lineare Summe der beiden Ausgangspegel – einen Pegel, der ausreichte, um einen starken Elektroschock zu erzeugen und ein schützendes Kraftfeld zu schaffen   …
    Also, eigentlich erklärte es überhaupt nichts. Doch um ehrlich zu sein, hatte ich die Hoffnung auf Erkärungen da schon fast aufgegeben. Ich meine, Spider-Man hat sich auch nicht groß um Erklärungen gekümmert, oder? Er wurde einfach von einer genmanipulierten Spinne gebissen, kriegte Super-Spinnenkräfte, wunderte sich ein, zwei Minuten lang, und das war’s dann auch schon. Spider-Man verbrachte nicht Stunden um Stunden damit, das alles zu
verstehen
.
    »Spider-Man?«, hörte ich mich murmeln. »Heilige Scheiße   …«
    Ich konnte nicht fassen, dass ich mich mit einem erfundenen Superhelden verglich. Das war lächerlich. Absolut
lächerlich
.
     
    Um 03:04:50   Uhr, nachdem ich mich gezwungen hatte, nicht länger über die Wirklichkeit und Nicht-Wirklichkeit von Superhelden nachzudenken, fing ich ein Video ab, das per Handy auf Lucys Gerät gespielt werden sollte. Es kam von einem Mädchen namens Nadia Moore, das im Eden House wohnte. Sie hatte dem Video noch eine SMS beigefügt. Die Nachricht lautete:
kl erinnrung, was für ne scheiß hure du bist.
    Ich hatte eine ziemlich klare Vorstellung davon, was auf dem Video zu sehen war, und ich
wollte
es mir eigentlich gar nicht angucken, doch mir war klar, ich musste es tun. Nachdem ich verhindert hatte, dass die SMS Lucy erreichte, machte ich mich |86| bereit, drückte die Play-Taste in meinem Kopf und begann, ein unscharfes und verwackeltes Video vom Angriff auf Lucy und Ben anzuschauen.
     
    Das, was ich sah, war so schlimm, dass ich es nicht mit Worten beschreiben kann.
    Es gibt keine Worte, die derart krank sind.
    Ich weinte so sehr, dass es wehtat.
     
    Ich konnte nicht das ganze Video anschauen – ein paar Szenen waren einfach zu ekelhaft   … zu verstörend, um sie mir anzutun   –, doch nachdem ich das meiste gesehen hatte, wusste ich, dass die Polizei nur zum Teil recht hatte. Die sechs Personen, die sie verdächtigte, beteiligt gewesen zu sein – O’Neil, Adebajo, Firman, Hashim, Craig und Patrick   –, sie waren tatsächlich alle da und es waren auch wirklich die drei ersten, die die richtig üblen Sachen gemacht hatten. Aber es waren noch mehr Leute dabei gewesen. Einige von Anfang an, andere waren später dazugekommen. Carl Patrick und Nadia Moore, die offenbar ein Paar waren, hatten mit SMS und Anrufen die anderen dazugeholt, und unglaublicherweise war es Nadia gewesen, die das Filmen übernommen hatte. Sogar währenddessen schickten sie ihre SMS und riefen Freunde an, luden sie ein vorbeizukommen –
heimporno für euch!! gefällt euch garantirt haha!   … kommt her, schaut zu, geiler spaß! –
, wie zu einer Art Zirkus oder so. Und ihre Freunde kamen
tatsächlich
. Als O’Neil und die andern mit Lucy und Ben fertig waren, mussten noch mindestens sechs oder sieben weitere Personen in der Wohnung gewesen sein.
    Manche hatten ihre Gesichter verdeckt, deshalb konnte ich auf dem Video nicht alle zuordnen, doch die meisten erkannte |87| ich. Jayden Carroll war dabei und zwei Brüder aus dem Addington House, die immer nur Big und Little Jones genannt wurden. Auch ein paar ziemlich junge Kids waren dabei – nicht älter als zwölf oder dreizehn   –, die ich nicht kannte, aber schon mal gesehen hatte. Und Davey Carr war dabei. Es war Davey, der das iPhone aus Bens Tasche gezogen und aus dem Fenster geworfen hatte. Er lachte, als er es tat.
    Ich wollte das Video löschen, es aus meinem Kopf tilgen. Ich wollte nicht, dass es noch länger dort war   … ich wollte nicht, dass es
existierte
.
    Aber ich durfte es nicht löschen.
    Noch nicht.
    Vielleicht brauchte ich es ja noch.
    In meinem Kopf griff ich wütend nach Carl Patricks Handy und schickte im selben Moment eine SMS von seinem Apparat an das Handy seiner Freundin Nadia Moore.
Leona
, schrieb ich,
muss dich dringd sehen. Du bist SO xxx scharf!! Trkxxxxx
    Es war erbärmlich, so was zu tun, das wusste ich selbst. Es war kleinkariert und bescheuert, es brachte auch nichts, und ich fühlte mich danach keinen Deut besser. Aber scheiß drauf. Es ging mir auch keinen Deut schlechter.
     
    Um 03:14:29   Uhr loggte sich Lucy bei MySpace ein, öffnete ihren

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