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Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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heraus – an, ließ fast noch im selben Moment die Spannung wieder frei und jagte einen Stromschlag raus. Er drang überall gleichzeitig aus meinem Körper – ein blendend weißes
KRRCH!
, das O’Neil, Adebajo und den Koreaner von den Füßen hob und alle drei durch die Luft schleuderte. O’Neil und Adebajo krachten nach hinten gegen die Flurwände und sackten am Boden zusammen, den fetten Koreaner schleuderte es rücklings durch die Schlafzimmertür.
    Ich wartete eine Weile und schaute nur auf ihre glimmenden Körper, doch niemand stand auf. Der Lauf von O’Neils Pistole war am Ende zusammengeschmort und die Klinge von Adebajos Messer war verformt und geschmolzen.
    Ich beugte mich nach unten und prüfte O’Neils Puls.
    Er lebte noch.
    Adebajo auch.
    Ich schloss die Wohnungstür, sperrte sie ab und verriegelte sie, dann ging ich ins Schlafzimmer und schaute nach dem Koreaner. Er sah schlimmer aus als die beiden andern – Blut drang ihm aus Ohren und Nase   –, doch auch er atmete. Das Gewehr hielt er noch immer in seinen übel verbrannten Händen.
    Ich ging zum Fenster und schaute nach draußen, um zu sehen, was mit dem brennenden Golf los war. Nichts war los. Niemand stand da. Der Wagen brannte einfach vor sich hin, dicker Rauch trieb hoch in die Nacht, keinen kümmerte es.
    Ich ging in die Küche und fand im Schrank unter der Spüle |164| eine Rolle Isolierband, dann ging ich zurück in den Flur und machte mich an die Arbeit.
     
    Nachdem ich Adebajo und den Koreaner gefesselt und im Badezimmer eingeschlossen hatte, zog ich O’Neil ins Wohnzimmer und fesselte ihn an einen Stuhl. Danach setzte ich mich hin und wartete, dass er aufwachte.
    Das Zimmer lag voll mit allen möglichen Drogen   – Tüten mit weißem Pulver, Tüten mit braunem Pulver, Blöcke von Marihuana. Einkaufstaschen voll Gras und Pillen. Es gab Folie zum Einwickeln, Waagen zum Abmessen, Löffel und Messer, Spritzen und Alufolie   … und überall stapelweise Bargeld.
    Ich fragte mich, wie viel sie wohl verdienten. Und wieso sie, wenn sie derart viel Geld hatten, nicht irgendwo wohnten, wo es schöner war. Ich meine, selbst nach Crow-Town-Maßstäben war das hier ein Loch. Dreckige Wände, dreckige Fenster, versiffte Teppiche, schlechte Luft   … die ganze Wohnung stank.
    O’Neil stöhnte.
    Ich schaute ihn an und sah, dass er langsam die Augen aufschlug. Ich wartete noch ein paar Sekunden, gerade so lange, dass er mich wiedererkannte, dann beugte ich mich vor und sprach ihn an.
    »Howard Ellman«, sagte ich. »Wo wohnt er?«
    »Munh?«
    »Howard Ellman«, wiederholte ich. »Ich will wissen, wo er wohnt.«
    O’Neil glotzte mich einen Moment lang nur an und begriff nicht, was los war. Dann – als er plötzlich merkte, dass er an den Stuhl gefesselt war – fing er an zu strampeln und sich zu winden, zu fluchen, zu spucken und alles zu tun, um sich zu befreien   …
    |165| Ich berührte sein Knie und verpasste ihm einen kurzen, kräftigen Elektroschock. Er schrie, hörte auf zu strampeln und starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Hör zu«, sagte ich. »Sag mir einfach, wo Ellman steckt, und ich lass dich in Ruhe.«
    »Was?«
    »Ellman. Ich will nur wissen, wo er steckt.«
    O’Neil schüttelte den Kopf. »Hab den Namen noch nie gehört. Und jetzt verpiss dich besser   –«
    Ich gab ihm noch einen Elektroschock aufs Knie, diesmal stärker, und als er aufgehört hatte zu schreien und zu zittern, sagte ich: »Ich mach das, bis du mir sagst, was ich wissen will, und jedes Mal tut es ein bisschen mehr weh. Verstanden?«
    Er blitzte mich an, um mir klarzumachen, dass er sich nicht fürchtete, aber ich sah die Angst in seinen Augen. Ich streckte noch einmal die Hand nach ihm aus. Er zuckte zurück und schwankte auf seinem Stuhl hin und her.
    »Sag mir ganz einfach, wo er wohnt«, verlangte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung   … keiner weiß das.«
    »Glaub ich dir nicht.«
    »Ich hab keine
Ahnung
«, spie er aus. »Verdammte Scheiße, das ist die
Wahrheit

    Ich
wollte
ihm nicht glauben, aber so, wie er es sagte – mit diesem Nachdruck in der Stimme und dieser Angst in seinen Augen   –, war ich mir ziemlich sicher, dass er die Wahrheit erzählte.
    »Und die Telefonnummer?«, fragte ich.
    O’Neil schüttelte den Kopf. »Gibt er nicht raus.«
    »Und wie trittst du dann mit ihm in Kontakt?«
    »Gar nicht   … wenn er was will, tritt er mit dir in Kontakt.«
    »Und wie?«
    |166| »Er schickt irgendwen   …

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