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Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Fahrersitz starrte mit offenem Mund auf den schwarzen Hünen am Boden. Ich drückte die Handfläche gegen das Metall – spannte irgendwas in der Hand, einen Nerv oder so – und jagte einen Funken Strom durch die Haube. Nichts geschah. Ich versuchte es noch mal und diesmal zündete der Funke. Unter der Haube blitzte es feuerrot auf, irgendetwas machte
BUFF!
und plötzlich stand der ganze Wagen in Flammen.
    Als sich der Typ aus dem Wagen warf und die andern eilig zurücksprangen, ließ ich sie allein und ging weiter ins Baldwin House.
     
    Troy O’Neils Wohnung lag im Erdgeschoss am Ende des Flurs. Nummer 6.   Die stahlverstärkte Tür war zusätzlich von oben bis unten mit einem Gitter gesichert. Ich wette, ich wäre durch beides – Tür und Gitter – durchgekommen, wenn ich gewollt hätte, doch ich drückte einfach die Klingel. An den Kanten der Tür schien Licht durch, deshalb ging ich davon aus, dass O’Neil zu Hause und vermutlich auch wach war.
    Ich wartete.
    Der feuerrote Schein des brennenden Golfs flackerte durch das Flurfenster und ich konnte schon den Gestank von brennendem Gummi riechen. Aus dem Innern der Wohnung hörte ich einen Klingelton (2Pacs
Hit ’Em Up
). In meinem Kopf ging ich auf Empfang und lauschte. Einer von den Typen draußen rief bei O’Neil an.
    |161|
Ja?
, fragte der.
    Dieser komische Typ da, weißte? Der deinen Bruder fertiggemacht hat? Er ist hier, Mann. Dieser Arsch hat eben –
    Ja, ich weiß.
    O’Neil beendete den Anruf.
    Ich scannte die Wohnung nach weiteren Handys.
    Es gab drei, einschließlich dem von O’Neil.
    Ich rief seine Nummer an.
    Wütend ging er dran. »Scheiße verdammt, ich hab dir doch gerade
gesagt
–«
    »Machst du mir jetzt die Tür auf, oder nicht?«, sagte ich.
    »Hä?«
    »Ich warte bestimmt nicht die ganze Nacht.«
    »Wer ist da?«
    Ich sah, wie ein Auge in dem Spion der Tür auftauchte.
    Ich winkte ihm.
    »Bist du das?«, fragte er.
    »Bin ich was?«
    »Hä?«
    Ich stöhnte. »Mach endlich die Tür auf, verdammt noch mal.«
    Es folgte eine Pause. Ich hörte, wie die Sprechmuschel des Handys zugehalten wurde, dann gedämpfte Stimmen und schließlich das metallische Klacken, als die Türriegel zur Seite geschoben wurden. Ein paar Sekunden später ging die Innentür auf und durch das Stahlgitter sah ich Troy O’Neil im Eingang stehen. Er sah seinem Bruder sehr ähnlich – Mischling, groß, mit leblos wirkenden Augen. Ich schätzte ihn auf Anfang zwanzig. Er hatte das Handy in der einen Hand, die andere steckte in seiner Tasche.
    »Was willst du?«, fragte er mich.
    |162| Ich lächelte ihn an. »Kann ich reinkommen?«
    Er sah mich schräg an. »Verdammte Scheiße, was bist du?«
    »Lass mich rein, dann sag ich’s dir.«
    Er starrte mich einen Moment lang an, dann schob er – mit einem Kopfschütteln und einem Saugen an den Zähnen – den Riegel des Stahlgitters zurück, riss es auf und machte einen Schritt zur Seite, um mich reinzulassen. Seine rechte Hand, bemerkte ich, verließ nie die Tasche, und als ich durchging in den Flur, überlegte ich, was für eine Waffe er dort wohl festhielt. Eine Pistole oder ein Messer? Und ich fing an mich zu fragen, ob mein elektrisches Kraftfeld stark genug sein würde, um mich vor einer Kugel zu schützen   … doch ich begriff, dass es jetzt zu spät war, mir darüber Gedanken zu machen.
    Als O’Neil eine Pistole aus der Tasche zog, trat eine Gestalt hinter der Tür vor und hielt mir ein Messer an die Kehle, und im selben Moment ging rechts von mir eine Tür auf und ein fetter Koreaner mit einem Gewehr in der Hand trat heraus.
    O’Neil grinste mich an und wedelte mit seiner Pistole vor meinem Gesicht rum. »Jetzt siehst du ziemlich alt aus, was?«
    Ich starrte ihn an.
    Der Koreaner – der nur gut einen Meter fünfzig groß, aber
unsäglich
fett war – stand einfach da und hielt mir das Gewehr an den Kopf, und wer immer es war, der mir ein Messer an den Hals hielt, machte ein merkwürdig keuchendes Geräusch in der Kehle. Ohne den Kopf zu drehen, was mit der Messerklinge am Hals schlecht ging, konnte ich den Typen nicht sehen, aber wahrscheinlich war es Jermaine Adebajo.
    Ich hielt meinen Blick auf Troy O’Neil gerichtet.
    Er trat näher heran und glotzte neugierig in das flimmernde Gewirbel meines Gesichts.
    |163| »Was
ist
das alles?«, fragte er. »Ich meine, wie
machst
du das?«
    »Willst du mal sehen, was ich noch draufhab?«, sagte ich leise.
    Ehe er antworten konnte, spannte ich mich – von innen

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