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Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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das wichtig? Ich meine, Geld ist Geld   –«
    »Ja, Tommy, das
ist
wichtig.«
    Ich schaute auf den Kontoauszug. »Vielleicht ist es ja vom Verlag«, schlug ich vor. »Eine Bonuszahlung oder so.«
    »Bonus?«
    Ich zuckte noch mal die Schultern. »Was weiß ich?«
    »Vom Verlag ist es nicht, das habe ich schon geklärt. Und die Bank kann mir auch nicht sagen, von wem es kommt.« Sie sah mich an. »Bist du sicher, dass du nichts darüber weißt?«
    »Wieso sollte ich?«
    Gram zögerte.
    »Was ist?«, fragte ich.
    Sie sah mir in die Augen. »Du würdest es mir doch sagen, wenn du in Schwierigkeiten steckst, oder?«
    »Schwierigkeiten? Was denn für Schwierigkeiten?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Hör zu, ich weiß, wie schwer es ist   … ich meine, hier in der Gegend. Es passiert leicht, dass man sich mit den falschen Leuten einlässt   –«
    »Gram«, sagte ich ernsthaft verwirrt. »Ich weiß echt nicht, wovon du sprichst.«
    Sie streckte die Hand aus und legte sie auf meine. »Sag mir einfach die Wahrheit, Tommy. Hast du das Geld irgendwoher gekriegt und auf mein Konto getan?«
    |185| Ich schüttelte den Kopf. »Woher soll
ich
so viel Geld kriegen?«
    »Wo kriegen
andere
in der Crow Town so viel Geld her?«
    Ich starrte sie an. »Du glaubst, ich verkauf Drogen?«
    Sie zuckte die Schultern. »Ich frag nur   –«
    »
Verdammt
, Gram«, sagte ich wütend. »Meinst du wirklich, ich würd so was tun?«
    »Also nicht?«
    »Nein«, sagte ich seufzend. »Tu ich
nicht

    »Und du stiehlst auch nicht oder so?«
    Ich seufzte noch einmal. »Wie kannst du so was überhaupt nur
denken

    »Tut mir leid, Tommy«, sagte sie. »Aber so was kommt vor   … es kann jedem passieren. Selbst jemandem wie dir. Ich meine, ich
weiß
, du bist wirklich ein guter Junge und absolut anständig, und du liebst mich, das weiß ich   … Aber ich weiß auch, dass du – gerade weil du mich liebst – nahezu alles tun würdest, um mir zu helfen. Und wenn du wüsstest, dass ich in finanziellen Schwierigkeiten stecke   … na ja, dann würdest du vielleicht auch das Falsche tun, um mir zu helfen. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ja   … ja, natürlich versteh ich. Aber ich hab nichts Falsches getan.«
    Gram sah mich an und nickte, dann nahm sie zwei Briefe vom Tisch. »Das hier«, sagte sie und zeigte mir den einen, »das ist die Bestätigung, dass meine Gemeindesteuer-Rückstände bezahlt wurden.« Sie legte den Brief zur Seite und zeigte mir den zweiten. »Und das hier ist eine Erklärung, dass ich mit den Mietzahlungen auf dem Laufenden bin.« Sie sah mich an. »Wusstest du, dass ich das ganze Geld schuldete?«
    »Nein«, log ich.
    |186| »Hast
du
die Rechnungen bezahlt?«
    »Nein.«
    »Sicher?«
    Ich nickte.
    Gram seufzte. »Tja, jemand hat es getan und ich war es nicht.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also saß ich einfach nur da und versuchte, unschuldig auszusehen.
    Auch Gram saß eine Weile schweigend da, schaute bloß auf die Briefe und schüttelte immer mal wieder den Kopf   … Schließlich sagte sie zu mir: »Hör zu, Tommy, es tut mir leid, wenn ich dich wütend gemacht oder verletzt habe, aber ich musste das fragen. Es ist nicht so, dass ich dir nicht vertraue. Das tue ich. Und selbst
wenn
du in irgendetwas Illegales verwickelt wärst, ich würde dich trotzdem lieben.« Sie lächelte mich an. »Außerdem hast du dich in letzter Zeit
wirklich
etwas merkwürdig verhalten.«
    »Was meinst du damit?«
    »Na ja, entweder bist du den ganzen Tag in deinem Zimmer und tust Gott weiß was oder du bist die ganze Zeit unterwegs   … vor allem nachts. Und immer wirkst du so beschäftigt, so angespannt und siehst furchtbar müde aus   –«
    »Ich hab gelernt.«
    »Gelernt?«
    Ich nickte. »In meinem Zimmer   … und in der Bücherei. Ich hab in der Schule viel versäumt, also dachte ich, ich versuch ein bisschen, den Stoff allein aufzuholen.«
    Gram sah mich schief an. »Wirklich?«
    »Ja   … was ist los? Glaubst du mir nicht?«
    »Also, ich will nicht sagen, dass ich dir nicht
glaube
–«
    »Frag mich.«
    |187| »Wie bitte?«
    »Du sollst mir Fragen stellen. Und ich
beweise
dir, dass ich gelernt hab.«
    Sie lachte. »Du musst mir doch nichts
beweisen

    »Komm, mach schon«, beharrte ich. »Ich hab englische Nachkriegsgeschichte gelernt. Frag mich was.«
    »Sei nicht albern, Tommy. Ich glaub’s dir ja.«
    »Nachkriegsgeschichte«, wiederholte ich. »1946 bis heute.«
    »Ich werde dich doch nicht  

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