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Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Ermittlungen preisgeben   –«
    »Sie haben sie also nicht geschnappt.«
    Er seufzte. »Wir tun, was wir können, Tom. Aber in solchen Fällen   … nun ja, es ist schwierig. Du weißt doch, wie das hier läuft. Die Leute reden nicht mit uns. Sie haben Angst.« Er sah mich an. »Du kennst Lucy Walker, oder?«
    Ich nickte. »Wir sind zusammen aufgewachsen.«
    »Ich glaube, du hast sie kürzlich besucht. Stimmt das?«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«
    »Wie geht es ihr?«, sagte er, meine Frage ignorierend. »Wie kommt sie klar?«
    Ich zuckte die Schultern. »So gut, wie man es eben erwarten kann, denke ich.«
    Er sah mich an. »Hat sie mit dir darüber gesprochen, was passiert ist?«
    |194| Ich warf Gram einen Blick zu, unsicher, was ich antworten sollte.
    Sie fixierte Johnson. »Worüber Lucy und Tommy gesprochen haben, geht nur die beiden etwas an. Also, haben Sie noch mehr Fragen? Denn wenn nicht   –«
    »Ich sage Bescheid, wenn wir fertig sind, Ms Harvey«, antwortete Johnson, wandte sich von ihr ab und sah wieder mich an. »Ich möchte Sie beide noch zu einer Reihe von Vorfällen befragen, die sich im Lauf der letzten Woche oder so ereignet haben.«
    »Vorfälle?«, fragte Gram. »Was denn für Vorfälle?«
    Johnson sah weiter mich an. »Eine Reihe Personen, die unter Verdacht stehen, entweder direkt in den Angriff auf Lucy und Ben Walker verwickelt zu sein oder die Informationen darüber besitzen könnten, wurden in jüngster Zeit Opfer von Übergriffen verschiedenster Form und Schwere.«
    Ich schaute ihn mit zusammengezogenen Augen an. »Können Sie das bitte noch mal sagen? So, dass es jeder versteht.«
    Johnson warf mir einen finsteren Blick zu. »Du hast mich genau verstanden. Jemand hat das Gesetz in die eigenen Hände genommen. Weißt du irgendwas darüber?«
    »Nein«, antwortete ich.
    Er sah Gram an. »Ms Harvey?«
    »Sie meinen, jemand hat die Jungs attackiert, die Sie verdächtigen, Lucy vergewaltigt zu haben?«, fragte sie verwundert.
    »Na ja, ganz so einfach ist es nicht   … und weil niemand mit uns redet, ist der größte Teil der Informationen, die wir haben, vage, um es mal vorsichtig auszudrücken. Aber wir glauben, dass einer, vermutlich jemand von hier, alle ins Visier genommen haben könnte, die Kontakte zu den hiesigen Straßengangs haben.« Er sah wieder mich an. »Deshalb vermuten wir, |195| es ist wahrscheinlich jemand, der einen gewissen Groll gegen die Gangs hegt   … vielleicht jemand, dem es um Rache geht.«
    Ich lachte leise. »Wie? Und Sie glauben, ich oder Gram könnten so jemand sein?«
    Johnson zuckte die Schultern. »Ich frage nur, ob du etwas darüber weißt, Tom. Das ist alles. Du bist mit Lucy befreundet   … vielleicht kennst du ja jemanden, der die Leute bestrafen will, die sie verletzt haben. Kannst du dir jemanden vorstellen?«
    Ich schüttelte langsam den Kopf. »Nein   … da fällt mir niemand ein. Und außerdem, woher soll er denn wissen, wer die Täter waren? Ich meine, wie soll er erfahren haben, wen er bestrafen muss?«
    Johnson zuckte wieder die Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht hat es ihm Lucy gesagt oder Ben   … oder vielleicht war er selbst Zeuge des Überfalls, hatte aber zu viel Angst, um mit uns darüber zu reden. Vielleicht hat er auch nur die Gerüchte gehört, die in der Siedlung kursieren. Oder vielleicht weiß er gar nicht, wer es getan hat, sondern nimmt einfach an, dass es irgendwer von den Crows oder FGH gewesen sein muss   –«
    »Das wird langsam alles ein bisschen lächerlich«, seufzte Gram.
    Johnson sah sie an. »Finden Sie?«
    »Ja.«
    »Wieso, Ms Harvey?«
    »Nun, erstens   …« Gram hob einen Finger. »Die Gangs bekämpfen sich
ständig
. Es ist das, was Gangs nun mal tun – sie schlagen sich gegenseitig zusammen, stechen sich nieder, erschießen einander. Das tun sie seit Hunderten von Jahren und sie werden es weiter tun, bis sie alle tot sind   … was nie passieren wird. Deshalb verstehe ich nicht, wieso Sie plötzlich glauben, |196| irgendwas davon hätte eine
Bedeutung
. Außerdem verstehe ich nicht, wieso Sie Ihre Zeit damit vergeuden, jemanden zu suchen, der den Bösen zusetzt, wenn Sie noch nicht mal die Bösen selbst gefunden haben.«
    »Nun   …«, versuchte Johnson zu erklären, »wie ich schon sagte   –«
    »Und zweitens«, fuhr Gram fort und hob einen weiteren Finger, »selbst wenn da draußen jemand rumläuft, der Selbstjustiz übt, was ich sehr bezweifle, verstehe ich nicht, was das mit uns zu tun

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