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iBoy

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Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Harvey sein. Nicht iBoy, nur Tom. Ich wollte, dass sie genauso begeistert von meinem wahren Ich war wie von meinem vorgetäuschten, das sich auf MySpace mit ihr unterhielt. Ich wollte, dass sie mich so mochte, wie ich war. Ich wollte, dass wir zusammen albern und lustig und verlegen sein konnten. Ich wollte, dass sie so war, wie sie früher gewesen war, und dass ich auch so war, wie ich früher gewesen war. Ich wollte, dass wir wir waren.
    Aber auch das würde nie geschehen.
    Ich war nicht mehr
einfach nur
Tom. Ich war nicht, wie ich früher gewesen war.
    Und Lucy genauso wenig.
     
    |207|
hey iBoy – hast du den artikel in der gazette gesehen? du bist berühmt! ein superhelden-superstar! und ich kenn dich! aber mach dir keine sorgen, dein geheimnis ist bei mir sicher.
    aGirl xxxxxx
     
    iBoy antwortete nicht.
    Ich ließ ihn nicht.
    Ich war Tom   …
    Ich war dabei, den Verstand zu verlieren.
     
    Um meinen verlorenen Verstand für eine Weile aus allem herauszuziehen, hörte ich auf, bewusst über irgendwas nachzudenken, und konzentrierte mich stattdessen darauf, mein iHirn die Fakten prüfen zu lassen – die überschaubaren, harten Fakten, die Ein-Aus-Tatsachen über das, was ich in den letzten zehn Tagen getan hatte   …
    Was iBoy getan hatte.
    Was
wir
getan hatten.
    Was wir
getan
hatten.
    Wem wir es angetan hatten   …
    Wo diese Leute jetzt waren.
    In welchem Zustand   …
    Und so weiter.
    Es war genauso sinnlos wie alles andere, trotzdem fing ich einfach an. Und das hier kam dabei heraus:
In den letzten sieben Tagen waren die gemeldeten Straftaten in der Crow-Lane-Siedlung um 67   Prozent gesunken.
Yusef Hashim war wegen Besitz einer nicht registrierten Schusswaffe verhaftet worden und derzeit auf Kaution frei.
|208| Nathan Craig lag im Krankenhaus und erholte sich von einem Milzriss und drei gebrochenen Rippen.
Carl Patrick war festgenommen worden und befand sich in Untersuchungshaft wegen des Vorwurfs, Jayden Carroll niedergestochen zu haben.
Jayden Carroll war nach einem unbedeutenden chirurgischen Eingriff am Bauch wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden.
DeWayne Firman war nach der Veröffentlichung extrem beleidigender Kommentare über Howard Ellman auf seiner Facebook-Seite verschwunden.
Paul Adebajo war wegen Besitz und Veräußerungsabsicht von Klasse- I-Drogen verhaftet worden.
Big und Little Jones standen unter Überwachung durch die Antiterroreinheit, nachdem auf YouTube ein Video erschienen war, das sie bei der Planung eines Selbstmordattentats zeigte.
Troy O’Neil, Jermaine Adebajo und der fette Koreaner (sein Name war Sim Dong-ni oder für seine Freunde einfach Dong) saßen in Untersuchungshaft und erwarteten ihren Prozess wegen diverser Straftaten, u.   a. Besitz und Veräußerungsabsicht von Klasse- I-Drogen sowie Besitz nicht registrierter Schusswaffen.
    Und so weiter und so weiter und so weiter   …
    Ich hatte viel getan.
    Wir
hatten viel getan.
    Aber hatten wir wirklich etwas erreicht?
    Nein.
    Hatten wir Howard Ellman gefunden?
    Nein.
    |209| Hatten wir erreicht, dass sich Lucy Walker besser fühlte?
    Vielleicht   …
    War ich drauf und dran zu glauben, sie hätte sich in iBoy verliebt   …?
     
    Scheiße.

|210| 10100
    … gänzlich ein narr zu sein
    wenn frühling ist in der welt
    billigt mein blut,
    und küsse sind ein schicksal besser
    als weisheit   …
     
    E.   E.   Cummings
    da gefühl zuerst kommt
(1926)
     
    Um 19:45:37 an diesem Abend stand ich mit pochendem Herzen, frisch geduscht und in sauberen Sachen vor Lucys Tür und hoffte, dass alles perfekt würde.
    Ich war den ganzen Nachmittag beschäftigt gewesen.
    Ich hatte alles vorbereitet.
    Jetzt musste ich es nur noch tun.
    Ich holte tief Luft   …
    Atmete langsam wieder aus.
    Dann drückte ich die Klingel.
     
    Ich hatte mir vorgenommen, möglichst cool zu wirken, wenn Lucy die Tür öffnete. Einfach so, als ob nichts Wichtiges wäre, ich bloß mal eben vorbeikäme   … ich wollte fragen, ob du vielleicht Lust hättest   … blablabla.
    |211| Natürlich lief es nicht so.
    Als sie die Tür öffnete und sagte: »Hi, Fremder«, und ich den Mund aufmachte, um ihr zu antworten, geriet mir plötzlich etwas in den Hals und ich fing an zu husten und zu würgen wie ein Geisteskranker. Als ich es endlich schaffte, wieder halbwegs durchzuatmen, hatte ich einen hochroten Kopf und war schweißnass.
    Sehr cool.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Lucy.
    »Ja –
höö!
– ja   … alles in Ordnung, danke. Ist nur

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