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Titel: iBoy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Metropolis«, sagte Webster.
    Wir drehten uns alle um und sahen ihn an.
    Leicht errötend sagte er: »Superman wohnt in Metropolis.«
    »Verdammt noch mal«, stöhnte Johnson. »Können wir bitte in der realen Welt bleiben?« Er sah mich an. »Kannst du einfach die Frage beantworten?«
    »Entschuldigung«, sagte ich grinsend. »Wie lautete sie noch mal?«
    »Besitzt du irgendwelche Masken?«
    »Nein«, sagte ich, immer noch grinsend. »Ich besitze keine Masken.«
    »Macht es dir was aus, wenn DC Webster mal kurz einen Blick in dein Zimmer wirft?«
    »Nein, kein Problem.« Ich drehte mich um, weil ich ihm zeigen wollte, wo mein Zimmer lag, aber Webster war bereits auf dem Weg aus der Küche. Gram machte Anstalten, ihm zu folgen, doch Webster sagte: »Schon gut, Ms Howard. Ich komm zurecht, danke«, und schloss die Küchentür.
    Als ich mich wieder zu Johnson umdrehte, fragte er mich: »Weißt du, was ein Taser ist, Tom?«
    Sofort schoss mir ein Artikel von einer Website in den Kopf:
     
    |200|
Ein Taser ist eine Elektroschockwaffe, die durch elektrischen Strom bei der Zielperson ein Versagen der Muskelkontrolle herbeiführt. Der Hersteller, Taser International, bezeichnet den Effekt als »neuromuscular incapacitation« (NMI) – die getroffene Person wird also neuromuskulär außer Gefecht gesetzt. Das zugrunde liegende Funktionsprinzip ist die sogenannte EM D-Technologie (electro-muscular disruption). Dadurch wird das sensorische und motorische Nervensystem der getroffenen Person gelähmt, was zu starken Muskelkrämpfen führt.
     
    »Ja«, sagte ich. »Ich weiß, was ein Taser ist.«
    »Hast du schon mal einen gesehen?«
    »Nein.«
    »Kennst du jemanden, der einen besitzt oder schon mal einen gesehen
hat

    »Nein.«
    »Interessiert dich gar nicht, wieso ich dich nach Tasern frage?«
    »Nein, nicht wirklich.«
    Daraufhin sagte er eine Weile nichts, sondern lehnte sich nur auf dem Stuhl zurück, verschränkte die Arme und sah mich an. Ich konnte förmlich hören, wie es in seinem Hirn arbeitete – er versuchte herauszufinden, ob ich die Wahrheit sagte   … und wenn nicht, wieso? Wusste ich etwas? Hatte ich zu viel Angst, ihm irgendwas zu erzählen? Was könnte ich verbergen?
Wen
könnte ich decken?
    Ich leerte meinen Kopf, leerte meine Augen und starrte ihn an.
    Nach ungefähr ein, zwei Minuten kam DC Webster zurück |201| in die Küche. Johnson sah ihm entgegen, die Augenbrauen erwartungsvoll hochgezogen, doch Webster schüttelte den Kopf – nein, er hatte keine Superhelden-Masken und auch keine Taser gefunden.
    Johnson erhob sich seufzend. »Okay, Tom. Danke, das war’s dann fürs Erste. Wir melden uns.«
     
    »Tut mir leid, dass du das alles durchstehen musstest«, sagte Gram, nachdem sie Johnson und Webster zur Tür gebracht hatte. »Bist du okay? Du siehst wirklich müde aus.«
    »Ja   … bin ich auch ein bisschen. Und außerdem kriege ich anscheinend ziemliche Kopfschmerzen. Vielleicht leg ich mich noch mal ins Bett.«
    »Tu das. Hast du noch von den Schmerztabletten, die Mr Kirby dir gegeben hat?«
    Ich nickte.
    »Okay«, sagte sie, »nimm zwei von denen und dann ab ins Bett. Soll ich dir noch was bringen, bevor du dich hinlegst?«
    »Nein, danke«, sagte ich und stand auf.
    Sie umarmte mich und gab mir einen Kuss auf den Kopf, danach ging ich über den Flur in mein Zimmer.
     
    Ich war
echt
müde. Diese vielen Fragen und das Nachdenken, wie ich sie am besten beantworten sollte   … dazu noch die ganze Lügerei gegenüber Gram. Das hatte meine Energien vollkommen aufgebraucht.
    Das und die letzten zehn Tage.
    Als ich mich hinlegte, gab es so viel Stoff zum Grübeln, so vieles, worüber ich nachdenken musste, so viele Unbekannte: Was wusste Johnson? Was vermutete er? Was glaubte er? Was sollte ich mit dem Geld auf Grams Bankkonto machen? Was |202| sollte ich jetzt
überhaupt
machen? Mir war klar, dass ich sofort, jetzt, hier auf der Stelle anfangen musste, nach Antworten zu suchen. Ich musste scannen, hacken, suchen, Listen machen   …
    Doch sobald ich die Augen schloss, war’s das.
    Ich sank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

|203| 10011
    Niemand rettet uns außer uns selbst. Niemand kann und niemand soll. Wir müssen den Pfad selbst begehen.
     
    Buddha
     
    Ich muss sogar noch müder gewesen sein, als ich dachte, denn als ich aufwachte – und mein Hirn endlich wieder vernünftig zu arbeiten begann   –, merkte ich, dass es 11:26:54   Uhr am nächsten Tag war.
    Ich hatte fast

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