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iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

Titel: iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birte Jeß , Ingo Schmitz
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innere Vakuum auszufüllen. Auch wenn es dadurch den luftleeren Raum an Selbstwertgefühl, Lebensinhalt, Liebe, Freude, Anerkennung und Aufregung nicht nachhaltig schließen konnte. Es hielt für einen kurzen Augenblick an, bevor es wieder vorbei war.
     
    Ich legte den Tortenheber in einen Karton zu den ebenfalls aussortierten Sachen für den Flohmarkt. Inzwischen standen alle Küchenschränke auf und vieles lag auf dem Boden verstreut herum. Ich erstarrte in dem Bemühen, angestoßenes Geschirr auszusortieren und schaute regungslos auf einen Teller. Die Erinnerung an vergangene Jahre wog schwer. Ingo und ich hatten unser Leben mit vielen großartigen Inhalten gefüllt, aber manchmal auch mehr konsumiert als bewusst genossen.
    Wir hatten immer noch eine Schippe des Angebots einer Großstadt und der Welt obendrauf geladen: Einladungen, Essen, Konzerte, Veranstaltungen, Ausstellungen und Reisen. Einen Teil unseres Lebens und vor allem unserer Freizeit ließen wir dadurch von anderen gestalten. Wir konsumierten das Gefühl eines unbegrenzten und scheinbar ausgefüllten Lebens mit vollen Terminkalendern. Vielen Versuchungen konnten wir nicht widerstehen. Selbst Erlebnisse wurden zum Konsumartikel.
    Das, was ich nun aus den Schränken kramte, war lediglich ein sichtbarer Teil des Konsums, seufzte ich. Dahinter stand viel mehr. Die Lebenseinstellung unserer Gesellschaft.
     
    Ich sortierte, entrümpelte, schmiss weg und gönnte mir nur eine kurze Pause, um etwas zu essen. Erst als die Schatten länger wurden und die Sonne knapp oberhalb des Horizonts stand, konnte ich erfolgreich mit der selbst auferlegten Aufgabe aufhören.
    Ich war gerade fertig, als ich Schritte auf der Holztreppe hörte. Der Schlüssel drehte sich im Schloss. Ingo sah glücklich aus, als er mit zerzausten Haaren in die Wohnung kam. Sein Blick schweifte lächelnd über die vielen Kartons, die gestapelt in den Ecken standen. »Sieht ziemlich chaotisch bei dir aus.«
    Ingo kam zu mir an die Balkontür und stellte sich hinter mich. Umschlungen schauten wir raus in die untergehende Sonne. Im Gras zirpten die ersten Grillen. Ein dunkler Schatten einer Fledermaus flog um das Licht der Straßenlaterne. Die letzte Helligkeit des Sommertages hing sanft in der Abendluft.
    Eine intensive Vertrautheit umgab uns. Die Monate der Krankheit hatten uns noch mehr zusammen geschweißt. In guten, wie in schlechten Zeiten. Auch ohne Ehering.
    »Ich habe mich gehäutet«, sagte ich siegessicher und stolz.
    »Und, ist noch viel von dir übrig geblieben?«, neckte er zurück.
    »Das Wesentliche kommt langsam wieder zum Vorschein. Warte ab, bis du in deine Kartons abtauchst, in die vielen Selbstbelohnungen und Ablenkungen.« Ich ließ das Schweigen für mich sprechen. »Ziemlich ernüchternd«, zog ich mein Resümee des Tages. »Aber es ist ein guter Tag gewesen.«
    Und das war erst der Beginn, ahnte ich. Nach dem materiellen Ballast würde der immaterielle folgen.
     
     
    Birte Konsum Statussymbole Ruin Korruption Polizeimarke Kavaliersdelikt Religiosität Buenos Aires Verzicht Bedürfnis | frei gelassen Argentinien Winter auf der Südhalbkugel
    W ir hatten Argentinien in seiner gesamten Länge und Breite in einer Art Zickzackkurs bereist. Auf den vielen tausend Kilometern kamen wir mit Lebensbedingungen in Kontakt, die für uns nicht zu diesem entwickelten, westlich orientierten Staat passen wollten. Es gab ein enormes Wohlstandsgefälle zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsschichten und Regionen des Landes. Besonders gravierend fiel uns dies am Fluss Paraná auf: Dort standen protzige Villen mit eigener Luxusjacht am Bootssteg. Nicht einmal einen Steinwurf entfernt, auf der anderen Flussseite, lebten ihre mittellosen Nachbarn auf Müllhalden unter Plastikplanen neben Abwassergräben am Straßenrand. Der Fluss trennte reich von arm.
    Bereits vor unserer Reise hatten wir über Argentinien gelesen, dass kaum eine andere Nation sich innerhalb eines Jahrhunderts so gründlich in den Ruin gewirtschaftet hatte. Das, obwohl das Land zu den reichsten Nationen der Erde gehört hatte. Und, obwohl das Land – mit knapp vierzig Millionen Einwohnern und einer Landfläche, die ungefähr das Achtfache der deutschen Fläche ausmacht – reich mit Bodenschätzen und natürlichen Ressourcen gesegnet ist.
    Wir durchquerten weite, menschenleere Landschaften mit ölfördernden Pumpen, sahen Lastwagen auf dem Weg zu den ertragreichen Minen und streiften endlose Zäune der Schaf- und

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