iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche
festzuhalten, sondern mussten uns aktiv auf die Suche begeben.
Aber uns fehlte einfach die Erfahrung im Bereich der psychologischen Behandlungen. Und Ingo hatte seinen Hausarzt dazu auch noch nicht befragt. Wir wussten niemanden in Hamburg, der uns brauchbare Tipps für die Auswahl eines Arztes und die Vorgehensweise bei einer Behandlung geben konnte. Niemand, den wir kannten, schien wegen eines Burn-out in psychologischer Behandlung zu sein. Wahrscheinlich lag es aber auch an uns selbst, dass keiner mit uns darüber sprach. In der Anfangsphase waren wir selbst nicht offen mit dem Thema umgegangen. Wir hatten den stillen Wunsch gehegt, dass alles bald wieder besser und »normal« werden würde.
In den nächsten Tagen, nahm ich mir fest vor, würden wir uns erst einmal über die Möglichkeiten der verschiedenen Behandlungsformen informieren und herausfinden, wo der grundliegende Unterschied zwischen einem Psychiater und einem Psychologen bestand. Das hätten wir schon viel früher tun sollen. Ingo hatte genug 0815-Behandlungen, bittere Kräutertees, teure Vitaminpräparate, dilettantische Hausfrauenweisheiten und psychedelische Erfahrungen erlebt.
Und mein Bedarf an angstvollen Nächten und sorgenreichen Tagen war auch gedeckt. Ich wollte nicht mehr wie ein Hase in der Ecke sitzen und gelähmt abwarten, bis Hilfe vom Himmel fiel. Beim Gedanken an den unendlichen Himmel und was aus ihm herausfallen könnte, musste ich an die Comicfiguren Asterix und Obelix denken. Über ihre Angst, dass ihnen der »Himmel auf den Kopf fallen« könnte, konnte ich in unserer Situation nur lächeln. Diese Furcht würde ich in Kauf nehmen. Aber alle anderen wollte ich nicht mehr zulassen oder einfach hinnehmen! Es gab unverrückbare Umstände und Krankheiten, aber Ingos zählte ich nicht dazu. Noch lange nicht.
Mit dem Bild der unerschrockenen Comichelden schlief ich endlich ein.
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M eile um Meile hatten wir uns aus dem hohen Norden kommend entlang der Westküste dem südlichen Ende der USA genähert. Wir hatten südlich von Los Angeles einen Abstecher ins Landesinnere in die Wüsten gemacht und waren nun auf dem Weg zurück zum Pazifik und zur mexikanischen Grenze.
Ingo und ich fuhren auf einer dieser kurvenlosen Straßen ohne Verkehr, die sich hervorragend eigneten, um die eigenen Gedanken schweifen zu lassen. Ich ließ die letzten Monate in den Vereinigten Staaten von Amerika Revue passieren: Wir mochten die Vielfältigkeit und die unterschiedlichen Landschaften der USA, ebenso wie die vegetationslosen Wüsten, die weiten Strände und die üppigen Wälder. Wir hatten wunderschöne Momente in der Natur erlebt und die Städte größtenteils umfahren. Interessante Städte hatten wir in Europa reichlich.
Besonders in der Natur war uns die Disharmonie und Widersprüchlichkeit der Vereinigten Staaten aufgefallen. Auf der einen Seite bestand eine besondere Nähe zur Natur, schon aufgrund der Weite des Landes. Aber auf der anderen Seite lebten die Bewohner in ihren zivilisatorischen Lebensräumen in ausnahmslos künstlicher Atmosphäre. Die Gegensätze prallten augenscheinlich aufeinander. Viele Einheimische hatten sich vollständig von der Natur abgegrenzt, was für uns unverständliche Verhaltensweisen hervorbrachten. So führten geteerte Straßen in den Nationalparks direkt bis zu den natürlichen Besonderheiten, wie Felsformationen, Wasserfälle oder Mammutbäume. Dort parkten dann die Autos so nah an der Sehenswürdigkeit, dass die Besucher aus ihren Autos heraus die Natur fotografieren und dann ohne jegliche Berührung weiterfahren konnten. Vorher überschlugen sie sich jedoch mit Ausdrücken wie »gorgeous, terrific, excellent« in allen Stimmlagen, die eine menschliche Kehle hervorbringen konnte.
Für unseren Geschmack war das Pathos der Amis, ihre theatralische Artikulation, in vielen Situationen eine Nummer zu dick aufgetragen.
Insgesamt fühlten wir uns in den USA von den Einheimischen willkommen. Es gab viele Gründe, warum besonders wir positiv betrachtet wurden: Die Amis schätzten deutsche Dinge, ob es sich nun um deutsche Technik handelte, um Kultur oder so etwas Banalem wie die »german Autobahnen« und vor allem die »german Gemütlichkeit«. Viele kannten unsere Heimat aus ihrer eigenen Stationierungszeit auf Militärstützpunkten. Sie
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