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iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche

Titel: iBurn-out - Zeit fuers Wesentliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birte Jeß , Ingo Schmitz
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Außenstehende mittlerweile undurchschaubar und verworren geworden, wie mittlerweile jeder andere Job auch. Deshalb beschrieben sich viele selbst in privaten Gesprächsrunden nicht mehr nur als Buchhalter oder Logistiker, sondern als Abteilungsleiter oder Geschäftsführer. Nicht die Tätigkeit mit den Händen oder mit dem Kopf galt, sondern die Position im beruflichen Kastensystem.
    »Bei welcher Firma?«, schoben einige Neugierige noch nach.
    Große Firmen, große Gehälter. Kleine Firmen, kleine Lichter?
    Aus der Kombination aus Ausbildung, Tätigkeit und Firmenname ließ sich, so schien es zumindest, alles erkennen oder hinein interpretieren. Wie in einen türkischen Kaffeesatz. Die Reputation erfolgte anhand dieser Merkmale, woraus sich wiederum der Stellenwert in der Gesellschaft ergab.
    Einmal rutschte einer Fragenden auf einer privaten Geburtstagsfeier auch der Versprecher heraus: »Und was bist du?« Dieser Satz zeigte für mich die grundlegende Entwicklung unserer modernen Gesellschaft, die sich hauptsächlich an materiellen und äußeren Werten orientierte und dabei den inneren Werten oder charakterlichen Besonderheiten eines Menschen kaum mehr Beachtung schenkte. Sie hätte mir auch eine banale Frage nach Interessen, Freizeitbeschäftigungen, Bücher- oder Musikvorlieben stellen können, tat es aber nicht einmal im Ansatz. Diese Fragen schienen aus dem allgemeinen Katalog der Konversation verschwunden zu sein. Zumindest in Gesprächen unter Leuten, die sich zum ersten Mal trafen.
    Ab und zu antwortete ich selbstbewusst auf die Frage »Was sind Sie?«, dass ich Pinguinpfleger in Hagenbecks Tierpark war. Dabei zauberte die Erwähnung dieses Berufs immer ein ungläubiges Lächeln auf die Gesichter der Fragenden, was der Begriff Marketing nicht tat. Den Pinguinpfleger brachte ich gerne in privaten Gesprächssituationen, wo ich in den ersten Minuten nach Checkpunkten, wie nach meinem Beruf, eventuellen Immobilien oder anderen Prestigeobjekten gescannt werden sollte.
    Ich konnte mir die Freiheit der sympathischen Lüge des Pinguinpflegers herausnehmen. Denn mit dem, was ich ausbildungsmäßig und beruflich auf die Beine gestellt hatte, musste ich nicht mehr um einen möglichst »hohen und anständigen Platz« in der Gesellschaft kämpfen. Ich konnte, wenn ich wollte, mit einem Frage-Antwort-Spiel glänzen oder in der glanzlosen Masse untergehen. Aber, wie mein Burn-out zeigte, war der erkämpfte Platz auch schnell wieder verloren, zumindest wenn ich die allgemeinen Maßstäbe der Gesellschaft anlegte.
     
    Ich stand frierend von der Parkbank auf und konnte nicht einschätzen, wie lange ich hier überhaupt gesessen hatte. Eine Stunde, vielleicht auch zwei.
    »Und was sind Sie?« Dieser Satz schwirrte mir im Kopf herum. Ich war der, der ich war. Egal, ob ich einen Job im Marketing hatte, als Pinguinpfleger in Hagenbecks Tierpark arbeitete oder krank mit einem Burn-out auf der Parkbank saß.
    Hätte mich in diesem Moment jemand gefragt »Und, was sind Sie?«, hätte ich meine Gegenfrage gewusst.
    »Jetzt gerade, generell, meistens oder im Allgemeinen?«
     
     
    Ingo Gesellschaft Kupferschluchten Wanderung Trampelpfade Drogenhütte Skepsis Tarahumara Kindergeschrei Rotz Wohlstandskopf Abstand | Zeit fürs Wesentliche Mexiko Herbst
    B irte und ich hatten das Grenzgebiet der Vereinigten Staaten und Mexiko schnell verlassen, um uns in der mexikanischen »Baja California« an den lateinamerikanischen Teil des Kontinents zu gewöhnen. Die Sprache hatte von Englisch auf Spanisch gewechselt und wir waren von einer Industrienation in ein Schwellenland übergetreten. Theoretisch klang der Sachverhalt nüchtern, praktisch bedeutete es eine teilweise völlig unterschiedliche Lebensweise. Nicht überall, aber immer wieder sahen wir Eselkarren statt Maschinen auf den Feldern und Wellblechhütten ohne Wasser- und Stromversorgung. Mexiko zählt jedoch zu den »Next Eleven«, also zu einem einwohnerreichen Land, dem eine hohe wirtschaftliche Wachstumsfähigkeit für die Zukunft bescheinigt wird. Was auch immer diese Definition für den einzelnen Mexikaner zu bedeuten hat.
    Die erste mexikanische Region, durch die wir reisten, war die Baja California, eine Art Wurmfortsatz am Pazifik, quasi die Verlängerung Kaliforniens. Sie war dünn besiedelt, hatte kleine charmante Orte und offenbarte wunderschöne Landstriche mit meterhohen Kakteen und traumhaften Stränden. Wir verfielen der mexikanischen Küche, die durch frische Zutaten

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