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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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holten sie mehrere Leute aus Miami, darunter die Geschäftsführerin, eine wunderbare Frau namens Bella, die vierundzwanzig Stunden am Tag arbeitete, geradezu skrupulös ehrlich war und sich mitten in einer nicht sehr schönen Scheidung befand, so daß sie geradezu begierig war, für einige Zeit in der Provinz unterzutauchen. Der Souschef in Chicago war mehr als gewillt, einen leitenden Posten zu übernehmen, daher zog er mitsamt seiner Küchenbrigade um, und alles war bereit.
    Jetzt befanden sie sich auf der Zielgeraden. Noch drei Tage bis zur Eröffnung.
    Caroline war in letzter Zeit ziemlich oft in Charlottesville gewesen, zwei oder drei Tage in der Woche über mehrere Monate hinweg, um sicherzustellen, daß dieses neue Unternehmen mit nur zwei Tugenden betrieben wurde, die sie von jedem und allem in ihrer Umgebung forderte: Präzision und Eleganz. Jack hatte sie natürlich mehrmals begleitet und tat es noch immer, sooft er konnte, aber zu Hause wartete stets ein Berg Arbeit.
    Präsident der Vereinigten Staaten zu sein bedeutete sicherlich noch viel mehr Druck, sagte Jack immer, aber selbst der Präsident hatte keine solche Arbeitszeit wie der Eigentümer eines Spitzenrestaurants in New York.
    Jack warf einen Blick auf den Wecker. 4:45 Uhr. Er befand sich schon eine Viertelstunde im Verzug.
    Ich werde offensichtlich faul, dachte er. Und dann ging er in Gedanken durch, was er an diesem Tag zu erledigen hatte, und lachte laut auf. Von wegen faul, klar. Was sonst?
    Damit schickte Jack sich an, die Beine aus dem Bett zu schwingen. Aber ehe sie den Fußboden berührten, erschrak er, als das Telefon klingelte. Dann grinste er, nicht mehr so erschrocken, während er den Hörer abnahm und, ohne sich zu erkundigen, wer am anderen Ende war, mit gespielt ernster Stimme sagte: »Warum bist du so früh auf den Beinen?«
    »Eine lästige Angewohnheit«, antwortete Caroline.
    »So hat man mich bisher noch nie tituliert«, witzelte er, »aber ich denke, das ist besser als nichts.«
    »Du bist spät dran.«
    »Woher willst du wissen, daß ich nicht längst auf dem Weg zur Tür bin?«
    »Du klingst so verschlafen. Ich nehme an, du liegst noch im Bett und überlegst, wieviel Arbeit vor dir liegt.«
    »Ein reiner Zufallstreffer«, sagte er.
    Und ihre Antwort war ein zufriedenes »Mmmm«.
    Dann setzte sie ihn davon in Kenntnis, wie ihr Tag aussah, sagte, sie würde noch ein paar Stunden schlafen, und meinte dann, sie hätte einfach nur den Wunsch gehabt, mit ihm zu reden, ehe er aufbrach.
    »Du sprichst so leise«, stellte er fest. »Ist alles okay?«
    »Alles bestens. Es ist hier im Augenblick nur so still und friedlich. Eine solche Stimmung darf man nicht verderben.«
    »Du, mein Liebes, kannst überhaupt nichts verderben.«
    »Und du, mein Lieber, kriegst allmählich eine weiche Birne. Wann kommst du runter?«
    »Heute abend. Ich bin mit Dom ziemlich früh zum Abendessen verabredet, und dann nehme ich wahrscheinlich den Wagen. Ich werde gegen acht losfahren und dürfte um Mitternacht bei dir sein. Soll ich zum Haus kommen oder zum Restaurant?«
    »Zum Restaurant. Ich werde sicher noch dort sein. Und du weißt hoffentlich, daß du um sechs mit dem Vertreter des Beauferme-Weinguts verabredet bist«, erinnerte sie ihn. »Er will dir den neuen Rhone verkaufen.«
    »O Gott, das habe ich vergessen.«
    »Schreib’s dir auf.«
    »Er wird sicher mit mir etwas trinken wollen, und ich muß mit ihm feilschen …«
    »Bitte, schreib’s auf.«
    »Weißt du, ich kann Wein nicht auf diese Art und Weise kosten. Ich trinke nicht mit den Vertretern. Ich trinke ihn zum Essen, so wie man ihn eigentlich trinken soll …«
    »Notier’s und hör auf zu jammern. Oder streich die Weinkarte …«
    »Sehr witzig.«
    »… und biete ausschließlich Mineralwasser an.«
    »Noch witziger.«
    »Schreib’s auf.« Und während der Pause, als er dem Telefon eine Grimasse schnitt und mit der Hand in der Luft herumfuchtelte und so tat, als notierte er die Information, sagte sie: »Jack, schneide mir jetzt keine Fratze, und tu nicht nur so, als ob. Schreibe es wirklich auf.«
    »Ich werde nie begreifen, wie du es schaffst, mich zu durchschauen«, sagte er. »Aber es bringt mich immer auf die Palme.«
    »Oh«, sagte sie. »Bringst du das Jagdgewehr mit? Ich will morgen schießen gehen.«
    »Ist es hier?«
    »Im Dielenschrank. Ich habe es neulich nach Hause mitgenommen, um es neu justieren zu lassen.«
    »Das ist gerade nicht das, was ich mir unter einem romantischen

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