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Icarus

Icarus

Titel: Icarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Russell Andrews
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Chefs, der wichtigste der drei, denn er leitete den Betrieb, aus seinem Büro kommen, sie flüchtig ansehen, irgend etwas Unverständliches murmeln und zum Fahrstuhl eilen. Das machte er jeden Tag, es sei denn, er hatte eine wichtige Konferenz.
    Er machte stets um Viertel nach fünf Feierabend, damit er um 17:45 seinen Zug nach Westport erreichte. Der Minutenzeiger von Joanies Armbanduhr rückte weiter und … Jawohl. Auf die Sekunde genau öffnete sich Geralds Bürotür, und er trat ins Vorzimmer, und da war er – der Blick, etwas, das ungefähr klang wie »aufwiedersehenbismorgen«, und dann ging er durch den Flur und war verschwunden. Nicht lange, und nach und nach öffneten sich die restlichen Bürotüren und wurden wieder zugeschlagen. Schon bald war der Flur gefüllt mit eiligen Businessanzügen. Die meisten Anwälte hatten das Haus bis 17:30 verlassen, da fast alle ebenfalls außerhalb wohnten und Familien hatten, die auf sie warteten. Diejenigen, die in der Stadt wohnten und keine Familie hatten, gingen jedoch nicht später. Sie wollten zu ihren Martinis oder Stewardessen oder Pokerrunden, wo sie erwartet wurden.
    Okay, genug gegrübelt wegen Jack, dachte Joanie. Es war lächerlich. Es gab nichts, weswegen sie sich Sorgenmachen mußte. Überhaupt nichts. Er würde herkommen, sie würde es ihm erzählen, und er würde sich freuen. Kein Problem. Also zurück an die Arbeit, sagte sie sich. Wie oft geschieht das schon? Du hast eine halbe Stunde, frei und ruhig, um deinen Schreibtisch richtig aufzuräumen. Niemand stört dich jetzt. Es ist niemand mehr da, der dich stören könnte.
    Um 17:31 Uhr war die Kanzlei bereits völlig verlassen. Unglaublich, dachte sie, nur eine Minute nach Büroschluß, und sie war allein.
    Reggie Ivers war überzeugt, daß ihn die Leute anstarrten, und das verabscheute er. Er verabscheute es zutiefst. Es machte ihn verrückt.
    Während er die 42nd Street entlanghastete – niemand ging so schnell wie er, er überholte sie, als bewegten sie sich nicht vom Fleck –, kicherte Reggie. Was machte es schon, wenn sie starrten? Es konnte ihn eigentlich gar nicht verrückt machen. Er war nicht verrückt. Das hatten ihm die Ärzte erklärt. Vielleicht war er mal verrückt gewesen . Aber jetzt nicht mehr.
    Er hatte sich niemals verrückt gefühlt. Aber er mußte es gewesen sein. Zumindest wenn er wirklich getan hatte, was alle behaupteten. Man mußte verrückt sein, um so etwas zu tun. Auf der Straße auf eine völlig Fremde zuzugehen und sie derart zuzurichten. Als er die Einzelheiten erfuhr, wurde ihm richtig übel. Sehen Sie, sagte Reggie zu den Anwälten, ich kann es gar nicht getan haben. Mir wird todschlecht, wenn ich nur davon höre. Aber die Anwälte bestanden darauf, daß er es getan hatte, und alle anderen schienen dem zuzustimmen.
    Himmelherrgott.
    So etwas konnte er niemals getan haben. Eine leere Bierflasche von der Straße aufheben? Allein das, bei all den Bakterien, war schon ekelhaft genug. So etwas würde er niemals tun und viel weniger noch all das andere – die Flasche in die Hand nehmen und zerbrechen, sie aufs Pflaster schmettern, so daß sie voller Zacken und scharf und tödlich war. Und dann auf eine Fremde auf der Straße zugehen, eine völlig Fremde, und … und …
    Er konnte noch nicht einmal daran denken. Es war zu schrecklich. Zu krank.
    Zu verrückt.
    Sie mußte mit dreihundert Stichen genäht werden, sagten sie vor Gericht. Und sie hat ein Auge verloren.
    Wie konnte er so etwas getan haben?
    Er hatte es nicht, das war’s.
    Es war alles die Schuld der Anwälte. Sie haben dafür gesorgt, daß alle glaubten, er sei schuldig. Nein, nicht das, schlimmer als schuldig. Verrückt. Sein eigener Anwalt!
    Erzählte der ganzen Welt, er wäre völlig durchgeknallt! Und dann lächelte er nachher und sagte ihm, daß er sich freuen sollte, denn sie würden ihn nicht ins Gefängnis schicken, sondern in einen Laden für Durchgeknallte. Ein spezielles Krankenhaus für Verrückte.
    Oh, wie er die Scheißanwälte haßte. Er haßte sie die ganze Zeit, die er in der Klapsmühle verbrachte hatte. Sieben Jahre Haß. Und rauszukommen hatte nichts daran geändert. Es war jetzt dreißig Tage her, daß sie ihm erklärt hatten, er sei nicht mehr verrückt. Dreißig Tage, seit er wieder draußen war. Er hatte sie auch an jedem einzelnen dieser Tage gehaßt. Jede einzelne Minute eines jeden Tages, dreißig Tage lang …
    Reggie Ivers wurde klar, daß er stehengeblieben war.
    Er mußte sehr

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