Ice
Storm braucht auch spezielle Medikamente, Blutverdünner, die wir hier nicht haben. Ohne die wird er sterben.«
Jax kommt in den Raum, ebenfalls in Kampfmontur, gerade als Samantha zu ihrem Kollegen sagt: »Das ist viel zu riskant!«
»Was ist hier los?«, ruft der Anführer der Warrior, und auch seine Waffe richtet sich auf Ice.
Samantha geht zu ihm, um seinen Arm herunterzudrücken. »Könntet ihr Kerle mal euer Testosteron im Zaum halten? Wir sind auf einer Krankenstation, und Ice ist nicht bewaffnet.«
»Genau«, sage ich leise, und plötzlich habe ich eine Idee. »Wie wäre es, wenn wir eine Übertragung nach White City starten? Geht das vom Transporter aus?«
Mark nickt. »Ich kann mich im Shuttle in den Satelliten hacken.«
»Ihr könntet so tun, als würde ich im Sterben liegen.«
Ice schaut mich an, als dürfte ich damit keine Scherze machen.
»Ich bin so krank, dass ich dringend Medikamente brauche. Ich bin die Tochter eines Senators, die werden mich bestimmt nicht sterben lassen.«
Schweigen breitet sich aus.
»Oder?«, frage ich kleinlaut. »Und falls doch – ich gehe nicht zurück.« Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich keine Blutvergiftung habe. Ich fühle mich auch schon viel besser.
»Einen Versuch wäre es wert«, sagt Bürgermeister Forster, der unserem Gespräch offensichtlich gefolgt ist. Ich habe nicht mitbekommen, wann er den Raum betreten hat. Andrew ist ebenfalls hier.
Er eilt an die andere Seite des Bettes und berührt mich an der Schulter. »Fehlt dir etwas?«
»Bestimmt nicht, Ice meint bloß, ich hätte eine Blutvergiftung.«
»Bloß?« Während Andrew die Augen aufreißt, ruft Ice: »Wir haben keine Zeit zu verlieren!« Er wirkt plötzlich sehr nervös, und Crome zeigt erneut mit der Waffe auf ihn.
»Du kommst solange in Verwahrung.«
Ich blicke Ice flehentlich an, damit er keine Scherereien macht, doch er bewegt sich nicht von der Stelle und schaut nur mich an. »Ich muss wissen, was mit dir ist.«
»Er hat den Blick«, flüstert Samantha Jax zu. Ich habe jedes Wort gehört, weil sie direkt neben mir steht.
»Welchen Blick?«, frage ich.
Sofort wird sie rot um die Nase und lächelt schief. »Ist ein Insider-Gag.«
Crome lässt die Waffe sinken. »Eine falsche Bewegung und du hast ein Loch im Kopf.«
Ice’ Lider verengen sich, seine Nasenflügel beben. Er steht kurz vor der Explosion.
»So, Jungs, jetzt lasst uns mal keine Zeit verlieren.« Samantha klatscht in die Hände und eilt von einer Ecke zur anderen. »Wir brauchen eine Kamera!« Ich werde bis zum Hals zugedeckt, ein Ständer mit einem Infusionsbeutel wird herangeschoben, Schläuche an mir befestigt.
»Wir tun so, als würde Veronica im Sterben liegen, dann müssen sie hoffentlich reagieren.«
Wenige Minuten später macht Mark eine kurze Aufnahme mit einem Tablet-PC. Der Film zeigt mich reglos und mit geschlossenen Augen. Anschließend eilen Mark, der Bürgermeister und Andrew nach unten zum Shuttle. Ich bleibe aufgeregt mit Samantha, Jax, Crome und Ice zurück.
***
Als die drei zurückkommen, lassen sie die Schultern hängen und schütteln den Kopf. Mein Magen zieht sich zusammen, während mir Mark die Aufzeichnung zeigt. Ich sehe meinen Vater, dahinter stehen andere Senatoren. Freeman, Pearson – Andrews Vater – und Tony Greer, Freemans Berater. Vier Leute fehlen, aber es müssen nicht immer alle sieben Ratsmitglieder anwesend sein. Diese drei haben ohnehin am meisten zu sagen, und Vater ist so etwas wie ihr Anführer. Er hat neben Freeman die größte Macht.
»Ihr habt ein Shuttle«, sagt er. »Bringt meine Tochter zurück! Oder ihr habt sie auf dem Gewissen. Wir werden uns euch nicht beugen.«
»Aber Ihre Tochter ist nicht transportfähig«, wirft Bürgermeister Forster ein.
»Euer Pech, dann ist eure Erpressung eben wirkungslos geworden.«
»Sie ist Ihre Tochter, Senator!«, ruft Forster. »Ist sie Ihnen egal?«
Vaters Blick flackert und ich glaube, eine Gefühlsregung zu erkennen, doch er sagt streng: »Wir müssen alle Opfer bringen. Also macht euch bereit auf viele Opfer.«
Stille breitet sich im Raum aus, nur Ice tigert hin und her.
Der Plan ging nicht auf. Ich bedeute Vater nichts. Oder war er lediglich im Zugzwang?
Nein, er hat mich geopfert, ich bin ihm gleichgültig.
Mühsam unterdrücke ich meine Tränen und balle die Hände zu Fäusten. »Ich werde alles tun, um euch zu helfen.«
Jax wirft einen Blick auf Mark. »Vermutlich wird White City bald angreifen.
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