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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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zusammen.
    »Diebin«, schimpfte er und zog an der Decke.
    Sie machte ein ärgerliches Geräusch in seine Richtung.
    »Habe ich geschnarcht?«, fragte er.
    »Du schnarchst nicht«, gab sie zu. Das war definitiv ein großer Pluspunkt.
    »Du aber«, gab er zurück. »Es klingt wie das Schnurren einer Katze.«
    Wieder strampelte sie die Decke weg. »Zu heiß«, meinte sie. »Ist schon Morgen?« Sie krabbelte aus dem Bett, fand ihre Taschenlampe und knipste sie an.
    Hastiges Gewirbel, und Bär rollte in einem Knäuel aus Decken vom Bett. »Licht aus! Sofort!«, befahl er.
    Cassie richtete die Taschenlampe auf das weiße Knäuel. »He, ich bin diejenige, die nicht gerne früh aufsteht«, sagte sie leichthin, während er weiter versuchte, sich vor ihr zu verstecken. »Bär? Was ist los?«
    »Du darfst mich nicht sehen.«
    Ihr fiel auf, dass sie ihn noch nie gesehen hatte. Zweimal hatte er sich verwandelt – gestern Nacht und in ihrer ersten Nacht im Schloss – , beide Male hatte sie ihn nicht gesehen. Die Taschenlampe fest umklammert, kletterte Cassie über das Bett in seine Richtung. Er lag auf dem Boden, begraben unter einem Haufen Decken. Nicht das kleinste Härchen war von ihm zu sehen. »Komm schon«, sagte sie. »Ich verspreche auch, dass ich nicht lache.«
    »Du darfst mich nicht sehen!« Ein verschwommenes Wirbeln von Stoff, als er aufstand. Er sah aus wie ein altes Schlossgespenst. Er schlug ihr die Taschenlampe aus der Hand, und sie rollte unters Bett. »Du darfst niemals mein menschliches Gesicht sehen«, sagte er. »Versprich mir, dass du es nicht versuchen wirst!«
    »Warum nicht?«
    »Versprich es!«
    Er klang ernst, verzweifelt sogar. Cassie konnte sich nicht erinnern, jemals einen derartigen Ton in seiner Stimme gehört zu haben. »Du hast ja schon so deine Eigenheiten«, meinte sie leichthin. »Dich in einen Riesenbären zu verwandeln, hat dir wohl noch nicht gereicht?« Er lachte kein bisschen.
    Stattdessen bat er sie inständig: »Bitte, Geliebte! Wenn dir auch nur irgendetwas an mir liegt, dann sieh mich nicht an!«
    Seit dem Tag, an dem sie sich begegnet waren, hatte er sie nicht mehr Geliebte genannt.
    Sie hängte sich über den Rand des Bettes und angelte nach ihrer Taschenlampe. Als sie sie gefunden hatte, knipste sie sie aus, und der Raum fiel wieder in Dunkelheit zurück. »Bist du jetzt zufrieden?«, sagte sie, doch ihre Stimme zitterte. Sein Flehen hatte sie aus der Fassung gebracht. Ihr war, als hätte sie irgendein heiliges Verbot übertreten. Aber sie hatte sich doch gar nichts Böses dabei gedacht. Sie wollte ihn sich doch nur ansehen.
    Bär schwieg.
    Cassie wartete noch einen Augenblick. »Bär? Alles in Ordnung?«
    »Ich muss gehen«, sagte er.
    So verärgert konnte er doch gar nicht sein. »Ich wollte nicht … «, begann sie.
    »Ein kleiner Bär kommt zur Welt«, sagte er. »Ich werde gebraucht.«
    »Jetzt?« Es war noch nicht die richtige Zeit. Das Junge kam viel zu früh. »Du … kannst es fühlen?« Er hatte ihr vor längerer Zeit einmal davon erzählt, dass ein Munaqsri eine bevorstehende Geburt oder einen nahenden Tod spüren konnte. Und er hatte ihr auch erzählt, dass die Munaqsri sich gegenseitig herbeirufen konnten. Aber sie war noch niemals dabei gewesen, wenn das geschah. »Kann ich mitkommen?«
    »Diese Aufgabe ist allein den Munaqsri vorbehalten.«
    Cassie spürte einen Windhauch und hörte, wie sich die Tür öffnete. »Sehen wir uns zum Frühstück?«, rief sie.
    Die Tür schlug zu. Im Zimmer wurde es kalt, und sie umschlang fröstelnd ihre Schultern.
    Irgendwann in der darauffolgenden Nacht schlüpfte Bär zu Cassie ins Bett. Automatisch schmiegte sie sich an seinen warmen Körper, dachte gar nicht darüber nach, wie natürlich es sich anfühlte, das zu tun. »Hallo«, murmelte sie.
    Er schwieg und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar.
    Während Cassie langsam wach wurde, fiel ihr auf, dass sie sich über ihn ärgerte. Er hatte sie allein gelassen. Ihr ganzer Tag war durcheinander gewesen. Es war ihr nichts anderes übrig geblieben, als getrocknete Früchte und Nüsse aus ihrem eigenen Vorrat zu essen. Ohne Bär konnte sie die Tafel nicht dazu bringen, dass sie etwas zu essen servierte. Und noch schlimmer: Sie hatte sich zum allerersten Mal seit ihrer Anwesenheit hier gelangweilt. Genauso war es in der Station, wenn ein Schneesturm tobte: nichts zu tun, einfach gar nichts.
    Sein Atem ging unregelmäßig, gepresst. Cassie runzelte die Stirn und streckte die Hand nach

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