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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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Gartenschlauch. Etwas mutiger jetzt, rollte Cassie sie auseinander und verfolgte sie bis zu ihrem Ursprung.
    Die Ranken wuchsen aus dem Fußboden, aus den Wänden und der Decke. Eine nach der anderen zog sie auseinander, quer durch den Raum, bis auf die andere Seite des Herdes. Es gab keine Stelle, die sie nicht erreichen konnten. Solange Cassie hier drin eingesperrt war, würde es ihr niemals gelingen, ihnen zu entkommen – oder dem Türknopf.
    Sie musste wieder zu ihrem ursprünglichen Plan zurückkehren: Großvater Wald in Sicherheit wiegen und ihm genügend Vertrauen einflößen, damit er sie hinaus in den Garten ließ. Von dort … Sie spähte durch die Holzläden hinüber zu den Bäumen jenseits des Gartenzauns. Wenn sie es schaffte, außer Reichweite der Weinranken zu gelangen, könnte sie im Wald verschwinden.
    Doch es konnte Wochen dauern, bis ihr das gelang. Oder Monate. Oder ewig, aber daran wollte sie gar nicht erst denken.
    Sie konnte das tun. Es war ja nicht so, dass sie sich vor harter Arbeit fürchtete. Sie kniete sich noch einmal vor das Schränkchen unter dem Ausguss, riss ein Päckchen mit Schwämmen auf und begann den Küchenfußboden zu schrubben.
    Drei Stunden später tat ihr alles weh, Knie, Rücken und Schultern. Sie schwitzte, und ihr Magen brannte wie ein Hochofen. Cassie setzte sich auf, rieb sich den Nacken und blickte sich um. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund war ihr die Küche während des Schrubbens größer vorgekommen.
    Sie musste mehr Geduld haben, als sie jemals bei ihrer Suche nach den Eisbären gebraucht hatte. Sie musste sich Zentimeter um Zentimeter an ihre Freiheit herantasten. Als sie mit Schwamm und Seife (natürlich die Sorte mit Kiefernnadelduft) ins Wohnzimmer ging, musste sie an ihre Mutter denken, die jahrelang in der Troll-Festung überlebt hatte. Sie wünschte, sie hätte sich von Gail mehr darüber erzählen lassen. Sie wünschte sich, sie hätte überhaupt mehr mit ihr geredet, über reale Dinge, über »Gefühlsdinge«, anstatt immer nur über die Alltagsroutine in der Station. Sie nahm sich selbst das Versprechen ab, dieses Versäumnis eines Tages gut zu machen – falls sie jemals von hier wegkam. Dann ließ sie sich behutsam wieder auf alle viere nieder und stöhnte gepeinigt auf, als ihr ein Stich durch den Rücken fuhr.
    Großvater Wald schwebte wie ein finsterer Schatten im Türrahmen. »Gutes Mädchen«, sagte er.

Kapitel Fünfundzwanzig
    Geografische Breite: 63° 54 ' 53 " N
    Geografische Länge: 125° 24 ' 07 " W
    Höhe: 396,5 m
    Der lange Nachmittag des Sommers ging dahin. Als die Herbst-Tagundnachtgleiche näher rückte, erschienen die Sterne früher am Himmel, die Sonne ging später auf, und Nordlichter wogten über dem borealen Nadelwald wie ein sich schließender Theatervorhang.
    Cassie presste die Wange gegen die Fensterläden und spähte hinaus. Oben konnte sie ein kleines Stückchen Himmel sehen. Als sie die Arme um ihren vorgewölbten Bauch schlang, spürte sie, wie die Haut sich bei der Bewegung des Babys verschob. Bär hatte gesagt, die Niederkunft würde im Herbst stattfinden. Ihr blieb kaum noch Zeit.
    Während sie zusah, wie das Stückchen Himmel sich aufhellte und von Tiefblau nach Hellrosa verfärbte, musste sie alle Kraft zusammennehmen, um nicht zu schreien.
    Den ganzen Sommer hatte sie mit sinnloser Hausarbeit vergeudet. Sie war sicher, dass Großvater Wald seiner Hütte hätte befehlen können, diese Dinge von selbst zu erledigen. Sein Vertrauen in menschengemachte Abflussrohre und ganz normale Putzmittel war eine wirklich seltsame Marotte. Als hätte er vergessen, dass die Kräfte eines Munaqsri auch solch ganz alltäglichen Dinge beeinflussen konnten. Aber sie hatte alles getan, ohne sich zu beschweren. Und trotzdem war sie immer noch eingesperrt in diesem hölzernen Käfig und der Rettung von Bär nicht einen einzigen Schritt näher gekommen.
    Cassie trat vom Fenster zurück, wobei sie sorgfältig darauf achtete, keine der Weinranken zu verletzen. Großvater Wald würde es spüren. Seit vier Monaten machte sie sich jetzt nun schon Gedanken darüber, was er alles denken und spüren mochte, und immer noch hatte sich keine Gelegenheit zur Flucht ergeben. Wie so oft in diesen Tagen musste sie an ihre Mutter in der Troll-Festung denken. Sie selbst wachte jetzt auch ab und an mitten in der Nacht schreiend auf. Nur kam niemand, um sie zu trösten.
    »Hallooo, kleine Mutter!«
    Cassie lugte durch die Fensterläden. Draußen am Tor stand

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