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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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Espen wachsen im Osten! Bleib stehen, kleine Mutter!« Ihre schrille Stimme bohrte sich in den Wind.
    Über ihnen erschauerten die Fichtennadeln.
    Die Hände schützend auf ihren Bauch gepresst, duckte sich Cassie unter einem tief hängenden Ast durch. Er schlug gegen ihre Stirn, und ein stechender Schmerz durchzuckte ihren Kopf. Sie presste eine Hand auf die Stelle. Blut oder Schweiß? Es fühlte sich jedenfalls feucht an.
    Vor ihr schmolz die Rinde der Bäume und floss ineinander wie flüssiges Metall.
    Cassie warf sich nach links. Eine zweite Wand aus Rinde blockierte ihren Weg. Sie wandte sich um. Rinde verschloss alle Lücken zwischen den Bäumen. Gefangen! Stolpernd kam Cassie zum Stehen. Sie war von allen Seiten eingeschlossen. Der Wald hatte einen festen Ring um sie gebildet. Sie wirbelte herum.
    Das Baummädchen hockte oben in den Ästen und blickte auf sie herunter. »Ich sagte Osten !«
    Dann vernahm Cassie ein entsetzliches, splitterndes Geräusch. Wie vom Blitz getroffen, teilte sich die Baumwand und fiel auseinander. In der Lücke stand Großvater Wald.
    Cassie wich zurück, bis sie an die Wand aus Rinde stieß.
    »Du enttäuschst mich«, sagte er milde. »Ich dachte, wir hätten eine Abmachung. Schließlich ist es in deinem eigenen Interesse, dass ich dich beschütze.«
    »Ich war nicht … Ich meine, ich wollte nicht … « Cassie war den Tränen nahe. Monate vergeudet!
    »Oh, mein Kind, dir muss doch klar sein, dass es keinen Zweck hat. Du kannst nicht im Wald vor dem Wald weglaufen. Wie du auch dem Meer nicht entkommen kannst, wenn du mitten drin bist.«
    »Ich wollte nicht weglaufen«, log Cassie. »Ich war verwirrt. Und dann bewegten sich plötzlich die Bäume, und ich bekam Angst. Deshalb bin ich so gerannt.«
    Großvater Wald schnalzte zweifelnd mit der Zunge. »Komm! Komm jetzt!«
    Die Espe schwang sich von ihrem Ast und landete federnd auf dem Teppich aus weichen Nadeln. »Es ist meine Schuld. Sie wollte mir schnell helfen, und da hat sie den falschen Weg genommen.«
    Cassie starrte sie an. Die verrückte Espe kam ihr unabsichtlich zu Hilfe.
    »Ist das wahr?«, fragte Großvater Wald.
    Das Baummädchen zuckte mit den Schultern. Seine Stimme nahm einen angewiderten Tonfall an. »Sie ist bloß ein dummes Kind.«
    Bitte, bitte, glaub es!, dachte Cassie in seine Richtung. Laut sagte sie: »Die Espe war so aufgeregt. Da wollte ich mich beeilen. Ich wollte dir bloß helfen. Du bist wie ein echter Vater zu mir gewesen.« Bei den letzten Worten musste sie sich fast übergeben.
    Sein runzliges Gesicht entspannte sich. Er nickte. Er wusste, wie aufdringlich das Baummädchen sein konnte, oder etwa nicht? Er konnte verstehen, dass sie einen dazu bringen konnte loszurennen, oder nicht? Cassie wagte kaum zu atmen. »Vergib mir, mein Kind, dass ich an dir gezweifelt habe«, sagte er. »Komm zurück zur Hütte.« Lächelnd schlang er den Arm um ihre Taille. Sie versuchte, sich nicht zu versteifen.
    Das Baummädchen sträubte sich. »Aber meine Espen!«
    Er legte den anderen Arm um die Espe. »Und du kommst auch mit. Dann können wir in Ruhe über alles reden.«
    Mit diesen Worten schob er seine beiden Schützlinge vor sich her, durch den Spalt in der hölzernen Wand, den er geschaffen hatte. Cassie blickte über ihre Schulter und sah, wie die Baumwand langsam wieder zu einzelnen Fichten wurde. Sie erschauerte. »Kalt?«, fragte Großvater Wald.
    »Mir geht es gut«, erwiderte Cassie. »Ich werde der Espe eine Tasse Tee machen. Das wird sie beruhigen.« Als die Hütte in Sichtweite kam, machte sie sich aus seinem Arm los und ging entschlossenen Schrittes die singenden Steine entlang zur Tür. Der Weg spielte eine fröhliche Melodie für sie. Cassie trat ein, und hinter ihr fiel mit einem Klicken der Riegel ins Schloss. Sie zwang sich, sich nicht umzudrehen.
    Die Birken waren fort. Cassie stieg über die Furchen, die ihre Wurzeln im Fußboden hinterlassen hatten, trug den Teekessel zum Ausguss und füllte mit zitternden Händen Wasser hinein. Ihre Gedanken wirbelten im Kreis. Sie hatte nicht gewusst, dass er die Bäume auch aus der Entfernung kontrollieren konnte. Bär hatte außerhalb seines Zuhauses nur auf die Dinge Einfluss, die er direkt berührte. Aber Sedna konnte so etwas, fiel Cassie ein. Die Meerjungfrau hatte Cassie gerettet, ohne sie zu berühren. Und Großvater Wald war ein Oberaufseher, genau wie sie.
    Wie sollte sie ihm bloß jemals entkommen, wenn er solche Macht besaß? Wie konnte sie dem Wald

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