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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Flugzeugreifen bestückte Sechsunddreißigachser, der den Meteoriten transportieren sollte, war ein wahres Ungetüm: etwa dreißig Meter lang, mit einer wabenförmigen, keramikbeschichteten Auflagefläche aus Stahl. Am vorderen Ende ragte das massive Gestänge einer großen Winde auf. Irgendwo im noch abgedeckten Teil des Grabens musste sich Glinn aufhalten; McFarlane hörte, wie er, gegen den immer heftigeren Wind ankämpfend, einigen Arbeitern etwas zurief. Als er McFarlane und Amira entdeckte, kam er zu ihnen herauf. »Haben die letzten Tests etwas Neues ergeben?«, fragte er, ohne die Arbeitskolonne aus den Augen zu lassen. McFarlane nickte. »Auf mehreren Gebieten.« Mehr sagte er nicht. Ein im Grunde sinnloses Hinhalten, aber irgendwie verschaffte es ihm Genugtuung, Glinn nachfragen zu lassen. Glinn legte den Kopf schief, als habe er McFarlanes Spielchen durchschaut. »Dürfte ich bitte ein wenig mehr darüber erfahren?« »Sicher. Wir kennen jetzt den Schmelzpunkt. Das heißt, eigentlich sollte ich wohl eher von Verdampfungspunkt sprechen, denn der Meteorit geht nahtlos vom festen Zustand in einen gasförmigen über.«
    Glinn zog fragend die Augenbrauen hoch. »Eins Komma zwei Millionen Grad Kelvin.« Glinn schnaufte verblüfft. »Du liebe Güte.« »Wir sind auch bei der kristallinen Struktur ein Stück weitergekommen. Es handelt sich um ein sehr kompliziertes, asymmetrisch gebrochenes Muster aus ineinander geschachtelten gleichschenkligen Dreiecken. Das Muster wiederholt sich auf verschiedenen Ebenen, von der makroskopischen bis hin zu einzelnen Atomen. Ein Bruchgefüge wie aus dem Lehrbuch. Was übrigens auch die extreme Härte erklärt. Sie scheint elementar begründet zu sein, nicht durch eine Legierung.« »Gibt es neue Erkenntnisse, wo das Material im Periodensystem einzuordnen wäre?« »Sehr weit oben. Oberhalb von einhundertsiebenundsiebzig. Möglicherweise ein Element außerhalb der Lichtstrahlenwirkung. Die einzelnen Atome scheinen gigantisch zu sein, jedes mit Hunderten von Protonen und Neutronen.« »Sonst noch was Neues?« McFarlane atmete tief die frostige Luft ein. »Ja. Etwas sehr Interessantes. Amira und ich haben uns mit der zeitlichen Bestimmung von Hanuxas Klauen beschäftigt. Die vulkanischen Auswürfe und die erstarrte Lava datieren aus nahezu exakt derselben Zeit, zu der der Meteorit aufgeschlagen ist.« »Und was schließen Sie daraus?« »Wir sind bisher davon ausgegangen, dass der Meteorit in unmittelbarer Nähe eines Vulkans aufgeschlagen ist. Jetzt hat es den Anschein, als sei dieser Vulkan erst durch den Aufschlag entstanden.« In Glinns Blick lag ein leichtes Flackern. »Er war so schwer und dicht und kam mit einer derartigen Geschwindigkeit, dass er tief in die Erdkruste eingedrungen ist. Und dabei hat er eine Vulkaneruption ausgelöst. Das ist der Grund, warum die Isla Desolación als einzige der Kap-Hoorn-Inseln vulkanisch ist. Nestor hat in seinem Tagebuch einen sonderbaren Coesit in dieser Region erwähnt. Und bei einer erneuten Röntgenbeugung habe ich festgestellt, dass er Recht hatte, er zeigt tatsächlich merkwürdige Abweichungen. Der Aufschlag war so heftig, dass bei dem Gestein in der Umgebung, soweit es nicht verdampft ist, eine Phasenverschiebung stattgefunden hat. Das Material wurde in eine Form von Coesit verwandelt, die meines Wissens bisher nirgendwo beobachtet wurde.« Er zeigte mit einer weit ausholenden Handbewegung auf Hanuxas Klauen. »Die Wucht der Eruption, die Magmaturbulenzen und der explosionsartige Austritt von Gasen haben den Meteoriten wieder hochgedrückt, schätzungsweise in eine Position mehrere hundert Meter unter der Erdoberfläche. Soweit wir aus den uns bekannten Fakten schlussfolgern können, haben die Erosion und die Hebung der südlichen Kordilleren im Laufe von Jahrmillionen bewirkt, dass der Meteorit allmählich immer weiter zur Erdoberfläche hinaufgeschoben wurde, bis er schließlich aus dem Tal zu Tage getreten ist.« Nachdenkliches Schweigen, dann gab Glinn sich einen Ruck und bedeutete Garza und Stonecipher, die Arbeit im offenen Graben fortzusetzen. Garza rief seinen Männern etwas zu. Eine Arbeitskolonne legte ein Netz aus dicken Kevlargurten über den Meteoriten und seine Halterung, eine andere verband den Lastenschlitten und die Winde des Tiefladers durch ein weiteres Gurtgeflecht. Danach zogen sich die Arbeiter ein paar Meter zurück. Zunächst war nur ein metallisches Knirschen zu hören, das rasch in knarrendes Rumpeln

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