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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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den Eindruck hatte, zwei Augenpaare nähmen Maß an ihm. Die Frau trug, obwohl sie dem Teenager-Alter eindeutig entwachsen war, einen neckischen Schürzenlatz-Overall. McFarlane hätte sie nicht unbedingt als hübsch bezeichnet, aber der Goldstaub, der in den Tiefen ihrer braunen Augen glitzerte, wirkte irgendwie anziehend. Das heißt, er hätte so wirken können, wenn da nicht dieses irritierende belustigte Funkeln in ihrem Blick gewesen wäre. Sie war schlank, mittelgroß, mit sonnengebräuntem Teint und sehr schmalen Fingern, die gerade damit beschäftigt waren, über einem großen Aschenbecher eine Erdnuss aus der Schale zu pellen. Der Mann neben ihr trug einen weißen Laborkittel. Er war bleistiftdünn und der zerschundenen Gesichtshaut nach Nassrasierer. Eines seiner Augenlider hing etwas durch, als wolle es jeden Moment zu einem lustigen Zwinkern ansetzen. Aber seine Leichenbittermiene, die stocksteife Haltung und das ununterbrochene nervöse Herumgespiele mit einem Druckbleistift erstickten jeglichen Gedanken an Humor im Keim. Glinn deutete mit einem Kopfnicken auf ihn. »Das ist Eugene Rochefort, unser Mann für die Entwicklung technischer Vorrichtungen, bei denen wir uns nicht an Erprobtem orientieren können, sondern absolutes Neuland beschreiten müssen.« Rochefort reagierte auf dieses Lob dadurch, dass er die Lippen zusammenpresste, bis sie blutlos weiß aussahen. »Neben ihm sitzt Dr. Rachel Amira. Sie hat als Physikerin bei uns angefangen, aber wir sind bald dahinter gekommen, dass sie eine begnadete Mathematikerin ist. Wenn Sie irgendein Problem haben, präsentiert sie Ihnen im Handumdrehen die passende mathematische Gleichung, mit der Sie es lösen können. Rachel und Gene – ich hoffe, Sie werden sich gut mit Dr. McFarlane verstehen, er ist Meteoritenjäger.« Alle nickten sich kurz zu. McFarlane öffnete seine Aktentasche, entnahm ihr einige Mappen und verteilte sie. Er merkte, dass er sich wieder innerlich verkrampfte, was wohl etwas damit zu tun haben musste, dass er instinktiv Amiras und Rocheforts Vorbehalte spürte. Glinn nahm die für ihn bestimmte Mappe entgegen, legte sie jedoch einstweilen beiseite. »Ich möchte das Problem, vor dem wir stehen, zunächst in groben Zügen beschreiben und dann um Ihre Diskussionsbeiträge bitten.« Er zog ein paar Notizen aus der Innentasche seines Jacketts. »Lassen Sie mich mit einigen allgemeinen Informationen beginnen. Das Zielgebiet ist die Isla Desolación. Sie gehört zur Gruppe der Kap-Hoorn-Inseln südöstlich vom chilenischen Festlands und misst ungefähr zwölf Kilometer in der Länge und viereinhalb in der Breite.« Er machte eine Pause und sah kurz in die Runde. Die grauen Augen verrieten nichts von dem, was hinter seiner Stirn vorgehen mochte. »Palmer Lloyd, unser Klient, drängt auf schnellstmöglichen Beginn der Arbeiten. Er ist besorgt, andere Museen könnten Wind von seinem Vorhaben bekommen und sich ebenfalls engagieren. Das bedeutet, dass wir die Sache im tiefsten südamerikanischen Winter angehen müssen. Die Temperaturen liegen dann auf den Kap-Hoorn-Inseln zwischen minus zwanzig und minus firnfunddreißig Grad Celsius. Die Inselgruppe ist – abgesehen von der Antarktis – die südlichste größere Landmasse der Erde, tausendfünfhundert Kilometer näher am Südpol als das Kap der Guten Hoffnung. In dem Monat, in dem wir dort unten arbeiten, können wir mit fünf Stunden Tageslicht rechnen. Die Insel ist ein unwirtlicher Flecken – trocken, von Winden gepeitscht, überwiegend vulkanisch mit einigen tertiären Gesteinsbecken. Sie wird von einem großen Schneefeld zweigeteilt, im Norden gibt es eine vulkanische Bergkuppe. Bei Flut steigt der Meeresspiegel zwischen neun und zehneinhalb Metern an, bei Ebbe fließt das Wasser mit einer Geschwindigkeit von sechs Knoten ab.« »Ideale Bedingungen für ein Picknick«, murmelte Garza. »Die nächstgelegene menschliche Ansiedlung befindet sich auf der Navarino-Insel im Beagle-Kanal, etwa sechzig Kilometer nördlich der Kap-Hoorn-Inseln. Es handelt sich um die chilenische Marinebasis Puerto Williams und eine daran angelehnte kleine Mestizensiedlung.« »Puerto Williams?«, fragte Garza. »Ich dachte, wir reden über chilenisches Territorium?« »Das Gebiet wurde von den Engländern vermessen und kartographiert.« Glinn legte seine Notizen weg. »Dr. McFarlane, Sie waren, wenn ich recht unterrichtet bin, bereits in Chile?« McFarlane nickte. »Was können Sie uns über die chilenische Marine

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