Ice Ship - Tödliche Fracht
sagen?« »Reizende Burschen ...« Die Tür ging auf, ein Kellner brachte Kaffee und Sandwiches. Sie warteten stumm, bis er fertig war. Rochefort untermalte das Schweigen mit dem hektischen Stakkato seines Druckbleistifts auf der Tischplatte. »Sie patrouillieren ständig gefechtsbereit in den Küstengewässern«, fuhr McFarlane fort, »speziell im Süden, entlang der Grenze zu Argentinien. Wie Sie vermutlich wissen, gibt es zwischen beiden Ländern seit langem Grenzstreitigkeiten.«
»Können Sie meinen Anmerkungen über das Klima noch etwas hinzufügen?« »Ich habe mich einmal im Spätherbst eine Weile in Punta Arenas aufgehalten. Dort gehören Schnee- und Graupelstürme ebenso zur Tagesordnung wie Nebel. Ganz zu schweigen von
Williwaws.« »Williwaws?«, fragte Rochefort mit einem Tremolo in der Piepsstimme. »Eigentlich nur eine starke Windböe von ein, zwei Minuten Dauer, aber der Wind kann Geschwindigkeiten von bis zu hundertfünfzig Knoten entwickeln.« »Wie sieht’s mit sicheren Ankerplätzen aus?«, wollte Garza wissen. »Die soll es angeblich überhaupt nicht geben. Nach allem, was ich gehört habe, finden Schiffsanker im Meeresboden nirgendwo festen Halt.« »Wir lieben Herausforderungen«, erging sich Garza in Galgenhumor. Glinn sammelte seine Notizen ein, faltete sie sorgfältig und ließ sie wieder in der Innentasche seines Jacketts verschwinden. McFarlane hatte irgendwie das Gefühl, dass der EES-Präsident mit den Kap-Hoorn-Inseln bestens vertraut war und die Antworten auf alle Fragen ohnehin schon gekannt hatte. »Es liegt auf der Hand, dass wir es mit einer Fülle von Problemen zu tun haben. Dabei haben wir bis jetzt noch gar nicht über den Meteoriten gesprochen«, sagte Glinn schließlich. »Ich denke, das sollten wir jetzt nachholen. Rachel, Sie haben, glaube ich, einige Fragen wegen der Daten?« »Ich habe eine Anmerkung zu den Daten«, sagte Dr. Amira. Ihr Blick streifte die von McFarlane verteilte Mappe, dann sah sie auf und bedachte den Meteoritenjäger mit einem so arroganten Lächeln, dass McFarlane innerlich kochte. »Ja?«, ermunterte er sie. »Ich glaube kein Wort von dem, was hier drinsteht.« Ihre wegwerfende Geste galt offensichtlich der Mappe. »Sie sind doch Meteoritenexperte, nicht wahr? Dann wissen Sie sicher, warum nie ein Meteor in einer Größenordnung von mehr als rund sechzig Tonnen gefunden wurde. Wäre er schwerer, dann wäre er beim Aufschlag zerschmettert – oder bei einem Gewicht über zweihundert Tonnen verdampft. Wie soll also ein Monster, wie Sie es beschreiben, unverändert intakt sein?« »Nun«, begann McFarlane, »ich kann nicht...« Aber Amira fiel ihm ins Wort: »Der andere Punkt ist, dass eisenhaltige Meteoriten rosten. Spätestens nach fünftausend Jahren setzt bei jeder eisenhaltigen Masse, auch wenn sie noch so groß ist, die Korrosion ein. Selbst wenn Ihr Meteorit den Aufprall also auf wunderbare Weise überstanden hat, wieso gibt es ihn dann noch? Wie erklären Sie die Behauptungen in diesem geologischen Bericht, dass er vor dreißig Millionen Jahren auf die Erde gestürzt ist, von Schichtgestein zugedeckt war und erst jetzt der Erosion ausgesetzt ist?« McFarlane lehnte sich zurück, brachte ein Lächeln zustande und fragte: »Haben Sie mal Sherlock Holmes gelesen?« Amira verdrehte die Augen. »Sie wollen sich doch hoffentlich nicht auf die These dieses alten Knaben berufen, dass nach Eliminierung des Unmöglichen all das, was übrig bleibt, dem Bereich der Wahrheit zuzurechnen ist, wie unwahrscheinlich es auch sein mag – oder doch?« McFarlane blinzelte sie überrascht an. »Nun, ist das etwa nicht richtig?« Rochefort schüttelte nur den Kopf, Dr. Amira konnte sich dagegen ein abfälliges Grinsen nicht verkneifen. »Sie stützen also Ihre Autorität als Wissenschaftler auf Sir Arthur Conan Doyle, Dr. McFarlane?« McFarlane atmete bedächtig durch. »Ich kann für die Daten nicht die Hand ins Feuer legen, sie wurden von jemand anderem ermittelt. Aber so viel kann ich sagen: Wenn die Daten stimmen, handelt es sich um einen Meteoriten.« Langes Schweigen, Amira knackte eine Erdnuss. Dann fragte sie: »Von jemand anderem? Könnte das zufällig Dr. Masangkay gewesen sein?« »Ja.« »Ich glaube, Sie kannten sich?« »Wir waren Partner.« »Aha.« Amira nickte, als wäre ihr das ganz neu. »Wenn also Dr. Masangkay die Daten ermittelt hat, halten Sie sie für verlässlich. Sie vertrauen ihm?« »Unbedingt.« »Ich frage mich, ob er das auch von ihnen
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