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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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fühlte sich so kalt an, dass McFarlane den Atem des Alls zu spüren glaubte. Und tatsächlich glitzerten Eiskristalle auf dem Stein, der beim Eintauchen in die Atmosphäre eigentlich glühend heiß hätte werden müssen. Und als er so da gelegen und auf den Gesteinssplitter gestarrt hatte, war ihm plötzlich klar geworden, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen wollte. Nur, das war viele Jahre her. Heute versuchte er, so selten wie möglich an all die Ideale zu denken, die er damals gehabt hatte. Sein Blick glitt über den Beifahrersitz und den kleinen Lederkoffer, der Nestor Masangkays zerfleddertes Tagebuch enthielt. Auch etwas, woran er so selten wie möglich denken wollte. Die Ampel sprang auf Grün, er bog in eine schmale Einbahnstraße ein – in das Viertel am unteren Ende von West Village, das Eldorado des Fleischhandels. Überall in den weitläufigen Docks schleppten stämmige Gestalten tiefgefrorene Schweine- und Rinderhälften von irgendeinem Truck zu einem Frachter und umgekehrt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, quasi an der Quelle, warteten Restaurants mit fantasievollen Namen wie »The Hog Pit« oder »Uncle Billy’s Backyard« auf Kundschaft. Krasser hätte der Kontrast zu der mit Glas und Chrom protzenden Zentrale der Lloyd Holdings an der Park Avenue, von der er gerade kam, gar nicht sein können. Er überprüfte noch einmal die Adresse, die er sich notiert hatte. Ja, sie stimmte. Er brachte den Landrover an einem verfallenen Ladedock zum Stehen und stellte den Motor ab. Als er ausstieg, schlug ihm schwüle, mit penetrantem Fleischgeruch und irgendeinem undefinierbaren Gestank geschwängerte Luft entgegen. Weiter vorn zockelte ein Müllwagen die Straße hinunter, von der hinteren Stoßstange tröpfelte eine giftgrüne Brühe – der unverwechselbare Gestank der New Yorker Müllabfuhr. Er atmete tief durch. Die Besprechung hatte noch nicht einmal begonnen, und trotzdem hatte er innerlich bereits auf Ablehnung geschaltet. Was mochte Lloyd diesem Mr. Glinn alles über ihn und Masangkay erzählt haben? Nun, es war eigentlich egal, Glinn hätte es sowieso bald erfahren. Gerüchte breiten sich mit der Geschwindigkeit von Buschfeuern aus. Er wuchtete eine schwere Aktenmappe aus dem Stauraum des Landrovers, schloss den Wagen ab und ging auf ein ausladendes Fin-de-Siecle-Gebäude zu, auf dessen schmuddeliger Backsteinfassade der verblasste Schriftzug PRICE & PRICE -FLEISCHHANDEL auszumachen war. Die Fenster der unteren Stockwerke waren zugemauert, die oberen hatten teure neue Chromrahmen bekommen. Nach einem Eingang, der zu einem modernen Bürogebäude gepasst hätte, hielt McFarlane vergeblich Ausschau, er musste es wohl oder übel an der breiten Stahltür der ehemaligen Verladerampe probieren. Er klingelte, das Tor glitt auf offensichtlich frisch geölten Schienen nahezu lautlos zur Seite und gab den Weg in einen spärlich beleuchteten Gang frei, der zu einigen weiteren Stahltüren führte. Sicherheitsschlösser und Überwachungskameras deuteten darauf hin, dass hinter diesen Türen der neu gestaltete Bürotrakt lag. Und richtig – eine der Türen flog auf, ein etwas kurz geratener, muskulöser Mann kam mit athletisch federndem Schritt auf ihn zu. Er trug – etwas ungewöhnlich in einem Büro – einen legeren Trainingsanzug mit dem Aufdruck MASSACHUSETTS INSTITUTE OF TECHNOLOGY, was – abgesehen von den intelligenten dunklen Augen – das einzige Indiz dafür war, dass er etwas mit Hightech zu tun hatte. »Dr. McFarlane?«, fragte er in warmem Bariton und streckte ihm die behaarte Hand hin. »Ich bin Manuel Garza von der Konstruktionsabteilung der EES.« Sein Händedruck fiel erstaunlich sanft aus. McFarlane machte aus seiner Verblüffung keinen Hehl. »Bin ich hier richtig bei der Geschäftsleitung?« »Wir legen Wert auf Anonymität«, erklärte Garza sibyllinisch und deutete einladend auf die offene Tür. McFarlane folgte ihm in einen großen, von Halogenstrahlern ausgeleuchteten Raum, der in ganzer Breite und über mehrere Reihen mit Stahltischen möbliert war. Auf den Tischen lagen verbeulte Metallteile, geschmolzene Düsentriebwerke oder auch nur ein Sandhaufen oder ein Felsbrocken. Jedes Objekt war mit kleinen Schildchen gekennzeichnet. Techniker in weißen Laborkitteln eilten zielstrebig durch den Raum, einer balancierte – die Hände in weißen Handschuhen – ein Stück Asphalt vor sich her, als wäre es eine kostbare Ming-Vase. Garza warf einen Blick auf die Uhr. »Ein paar

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