Ice Ship - Tödliche Fracht
viele Stunden Computerarbeit. Außerdem müssen wir unter Wahrung der Vertraulichkeit den Rat von Experten einholen – von Physikern, Statikern, Anwälten für internationales Recht, sogar von Historikern und Politologen. Mr. Lloyds Wunsch, all das beschleunigt abzuwickeln, treibt die Kosten zusätzlich in die Höhe.« »Okay, okay. Wann können wir mit der Antwort rechnen?« »Innerhalb von zweiundsiebzig Stunden nach Eingang des Orderschecks.« McFarlane fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Allmählich dämmerte ihm, dass er unterbezahlt war. »Und wenn die Antwort ein Nein ist?« »Dann bleibt Mr. Lloyd zumindest die Gewissheit, dass das Vorhaben undurchführbar ist. Falls es nämlich einen Weg gibt, den Meteoriten zu bergen, werden wir ihn finden.« »Haben Sie schon mal abgelehnt?« »Mehrmals.« »Ach, wirklich? Wann zum Beispiel?« Glinn hüstelte. »Erst letzten Monat wollte ein osteuropäischer Staat, dass wir einen stillgelegten Atomreaktor mit Beton ummanteln und zur Nutzung in einem Nachbarstaat über die Grenze transportieren.« »Das soll wohl ein Scherz sein?« »Absolut nicht. Wir mussten ihnen natürlich eine Absage erteilen.« Garza, die ehrliche Haut, fügte hinzu: »Zumal unsere Forderung ihr Budget überstiegen hätte.« McFarlane ließ kopfschüttelnd seine Aktentasche zuschnappen. »Wenn ich irgendwo ein Telefon benutzen darf, übermittle ich Mr. Lloyd Ihr Angebot.« Auf Glinns Wink ging Garza zur Tür und hielt sie McFarlane auf. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen ...«
Rochefort stieß einen erleichterten Seufzer aus, als sie allein waren. »Wir müssen doch nicht tatsächlich mit diesem Mann zusammenarbeiten, oder?« Er schnippte sich einen Klecks Marmelade vom Kittel. »So benehmen sich Müllkutscher, aber keine Wissenschaftler.« »Er hat in planetarischer Geologie promoviert«, erinnerte ihn Glinn. »Er hat sich seines Doktortitels als nicht würdig erwiesen und ihn daher verwirkt«, parierte Rochefort. »Aber bitte, ich will gar nicht von seiner Berufsauffassung reden, ich spreche davon, was er seinem Partner angetan hat.« Er deutete auf sein Hemd. »Dieser Mann ist eine wandelnde Zeitbombe. Völlig unberechenbar.« »Es gibt keine unberechenbaren Menschen«, widersprach Glinn, »nur Leute die wir falsch einschätzen.« Er ließ den Blick über das Chaos gleiten, das McFarlane auf der Akazienholzplatte seines Fünfzigtausend-Dollar-Tisches angerichtet hatte. »Und es versteht sich von selbst, dass wir alles daransetzen werden, Dr. McFarlane richtig einzuschätzen.« Sein Blick blieb an Amira hängen. »Rachel, ich habe vor, Ihnen eine sehr heikle Aufgabe zu übertragen.« Amira warf Rochefort einen triumphierenden Blick zu. »Selbstverständlich.« »Sie werden Dr. McFarlanes Assistentin.« Das Lächeln um ihre Lippen erlosch schlagartig. Glinn ließ ihr keine Zeit, sich Gründe auszudenken, sein Ansinnen abzulehnen. »Sie haben ein Auge auf ihn und fertigen regelmäßig Berichte über ihn an. Zur Vorlage an mich.« Ein Zucken lief über Rocheforts Gesicht. Wenn er nicht gar so sauertöpfisch gewesen wäre, hätte vielleicht ein Grinsen daraus werden können, aber die Muskeln, die er dazu gebraucht hätte, waren vermutlich längst verkümmert. »Ich schrecke so schnell vor nichts zurück«, rief Amira empört aus, »aber den Spitzel spiele ich nicht!« »Ihre Berichte enthalten lediglich die sachliche Wiedergabe Ihrer Beobachtungen«, sagte Glinn, »die Auswertung obliegt einem Psychiater. Rachel, Sie sind geübt in messerscharfen Analysen. Was Sie bei mathematischen Problemen können, dürfte Ihnen auch bei Menschen nicht schwer fallen. McFarlanes Assistentin sind Sie natürlich nur pro forma. Und was das Bespitzeln angeht: Sie wissen, dass McFarlane eine schillernde Vergangenheit hat. Da er der Einzige ist, der uns als Teilnehmer an dieser Operation aufgenötigt wird, müssen wir ihn im Auge behalten.« »Ist das eine Aufforderung, ihm nachzuspionieren?« »Sagen wir: Ich bitte Sie nicht ausdrücklich darum, aber wenn Sie ihn bei irgendetwas erwischen, das die Durchführung unseres Auftrags gefährden könnte, haben Sie mir das selbstverständlich unverzüglich mitzuteilen. Wobei Sie lediglich auf die geeignete Form achten sollten.« Dr. Rachel Amira lief rot an und verschanzte sich hinter eisigem Schweigen. Glinn sammelte seine Unterlagen ein. »All das könnte Hypothese bleiben, falls wir zu dem Schluss kommen, dass das Projekt undurchführbar ist. Außerdem gibt es da noch
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