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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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umgeschichteten Strati war normal. Aber was hatte aus Masangkays Sicht keinen Sinn ergeben? Woran hatte er herumgerätselt? McFarlane klappte das Tagebuch zu, stand auf und ging zum Fenster. Er sah Masangkays rundes Gesicht vor sich, das volle, schmuddelige Haar, das sarkastische Grinsen und die tanzenden Augen, aus denen Humor, Lebensfreude und Intelligenz sprachen. Er wusste noch, wie er an jenem von quälend grellem Sonnenlicht durchfluteten Tag vor dem New York Museum auf Masangkay gewartet hatte. Und wie er plötzlich – im Sturmschritt, die Brille schief auf der Nase – die Stufen heruntergerannt kam und ihm zurief: »Sam! Sie haben uns grünes Licht gegeben! Wir sind auf dem Weg nach Grönland!« Schmerzlicher war die Erinnerung an den Abend des Tages, an dem sie den Tornarssuk-Meteoriten tatsächlich gefunden hatten. Masangkay hatte seine wie einen Schatz gehütete Flasche Whiskey geöffnet, und dann hatten sie am Feuer gesessen, in die bernsteinfarben flackernden Flammen gestarrt und sich voll laufen lassen. O Gott, der entsetzliche Kater am nächsten Morgen! Aber sie hatten ihn gefunden. Er lag einfach da, aufrecht, als habe ihn jemand für sie hingestellt, damit sie ihn bloß nicht übersahen. Sie hatten im Laufe der Jahre schon viele Meteoriten aufgespürt, aber keinen wie diesen. Er war in spitzem Winkel in die Atmosphäre eingetaucht, hatte das Eisschild durchschlagen und war taumelnd abgestürzt. Ein wunderschönes Meteorgestein, wie ein überdimensionales Seepferd geformt. Und nun stand er im Garten eines Industriellen in Tokio. Eine Transaktion, die McFarlane die Freundschaft mit Masangkay und seinen guten Ruf gekostet hatte. Den Blick starr nachdraußen gerichtet, tastete er sich zurück in die Gegenwart. Über den mächtigen Ahornbäumen und weißen Eichen strebte ein Bauwerk nach oben, das am Oberlauf des Hudson wie ein bizarrer Fremdkörper wirkte: eine aus sonnengebleichten Quadern gefügte altägyptische Pyramide. Während er hinübersah, hob der Kran gerade wieder einen Kalksteinquader über die Baumwipfel und setzte ihn vorsichtig auf dem halb fertigen Bau ab. Eine dünne Sandspur rieselte herab, die der Wind verwehte. Er sah Lloyd auf der Lichtung stehen, an der Baustelle, heute mit einem breitkrempigen Safarihut auf dem Kopf. Der Mann hatte eben eine Schwäche für extravagante Kopfbedeckungen. Es klopfte, Glinn kam herein, einen Aktendeckel unter dem Arm. Er schlängelte sich zwischen den Kartons zu McFarlane durch, trat neben ihn und warf einen Blick auf die Lichtung. »Hat er die passende Mumie gleich mit erworben?«, fragte er. McFarlane lachte kehlig. »Allerdings, das hat er wohl. Nicht das Original, das ist vor langer Zeit das Opfer von Grabräubern geworden, aber eine andere. Irgendeine arme Seele, der nicht an der Wiege gesungen wurde, dass sie die Ewigkeit am Hudson verbringen würde. Außerdem hat er Repliken von König Tuts Grabschatz für die hiesige Grabkammer anfertigen lassen. Die Originale waren anscheinend unverkäuflich.« »Selbst dreißig Milliarden sind Grenzen gesetzt«, sinnierte Glinn. »Wollen wir?« Sie nahmen den Kiesweg durch den Waldgürtel zur Lichtung, auf deren sandigem Boden die Pyramide direkt über ihnen aufragte. Vor dem tiefblauen Himmel sah der gelbe Sandstein beinahe schäbig aus. Lloyd kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. »Eli!«, dröhnte er leutselig, »Sie haben sich aber Zeit gelassen. Man könnte meinen, es ginge um den Abtransport des Mount Everest und nicht nur um einen Klumpen Eisen.« Er fasste Glinn am Ellbogen und steuerte mit ihm auf eine Gruppe von Steinbänken zu. McFarlane setzte sich Lloyd und Glinn gegenüber auf eine Bank im Schatten der Pyramide, wo es angenehm kühl war. Lloyd schielte auf Glinns dünnen Aktendeckel. »Ist das alles, was ich für meine Million kriege?« Statt zu antworten, stellte ihm Glinn die Gegenfrage: »Wie hoch wird die fertige Pyramide sein?« »Dreiundzwanzigeinhalb Meter«, erwiderte Lloyd stolz. »Mit einer Basis von vier mal dreiundvierzig Metern. Knapp dreiundvierzig, um korrekt zu sein.« Glinn sah ihn mit einem rätselhaften Blick an. »Ein merkwürdiger Zufall.« »Was für ein Zufall?« »Wir haben die Daten unseres Meteoriten noch einmal analysiert und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass das Gewicht eher bei zehntausend Tonnen liegen dürfte. Genau wie bei Ihrer Pyramide. Mit einem Durchmesser von etwas über zwölf Metern, wenn wir davon ausgehen, dass es sich um einen der üblichen

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