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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Kein Erschrecken und erst recht keine Angst, dazu war ihr Selbstvertrauen wohl zu groß. Sie trat an den Wagen. »Ja?« Glinn registrierte automatisch, dass sie kein Parfüm trug und die kleine Handtasche vorsorglich fester an sich drückte. Sie war groß, ihr Körperbau verriet Geschmeidigkeit. Auch wenn sie relativ blass war, so legten die winzigen Fältchen um die grünen Augen und die Sommersprossen auf den Wangen doch beredtes Zeugnis davon ab, dass sie viele Jahre in Sonne und Wind verbracht hatte. Ihre Stimme klang angenehm tief. »Was ich Ihnen zu sagen habe, wird etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen?« »Danke, das ist nicht nötig. Ich hab’s nicht weit bis zum Bahnhof.« Glinn nickte. »Geht es heim nach New Rochelle? Das wiederholte Umsteigen ist ziemlich lästig. Es wäre mir ein Vergnügen, Sie hinzufahren.«Diesmal hielt die Überraschung etwas länger an, dann sah sie ihn nachdenklich an. »Meine Mutter hat mir immer eingeschärft, nie zu Fremden ins Auto zu steigen.« »Das war ein weiser Rat. Aber ich denke, was ich Ihnen zu sagen habe, wird Sie interessieren.« Sie überlegte einen Moment, dann öffnete sie die Beifahrertür und rutschte neben ihn. Sie legte sich die Handtasche auf den Schoß und hielt sie mit der linken Hand fest, die rechte ruhte demonstrativ auf dem Türgriff. Dass sie einstieg, überraschte ihn nicht, damit hatte Glinn gerechnet. Aber ihre Fähigkeit, eine Situation abzuschätzen, Optionen abzuwägen und rasch zu einer Entscheidung zu kommen, beeindruckte ihn. Sie war durchaus bereit, ein Risiko einzugehen, aber keines, das an Dummheit grenzte. Genauso stand es in ihrem Dossier. »Sie müssen mir den Weg weisen«, bat er, als sie losfuhren, »ich kenne mich in dieser Ecke von New Jersey nicht aus.« Was nicht viel mit der Wahrheit gemein hatte; er kannte mehrere Strecken, die ins Westchester County führten. Aber er wollte ihre Führungsqualitäten testen, und sei’s auch nur an dieser winzig kleinen Aufgabe. Britton bestand die Prüfung mit Bravour. Die Art, wie sie ihre knappen Anweisungen gab, verriet Routine. Sie war es gewohnt, dass ihre Befehle befolgt wurden. Eine wirklich sehr beeindruckende Frau. Und vielleicht gerade deshalb, weil sie einmal so katastrophal versagt hatte. »Eines möchte ich gleich am Anfang klarstellen«, sagte Glinn. »Ich bin über Ihre Vorgeschichte unterrichtet. Aber dieses Wissen hat keinen Einfluss auf das, was ich Ihnen jetzt sagen werde.« Aus den Augenwinkeln bekam er mit, dass sie sich ein wenig verkrampfte. Doch ihre Stimme hörte sich unverändert ruhig an. »Ich nehme an, eine Lady würde jetzt sagen: Sie haben mich in eine missliche Lage gebracht, Sir.« »Ich kann zwar noch nicht auf Details eingehen, aber ich biete Ihnen die Kapitänsstelle auf einem Öltanker an.« Minutenlang saßen sie stumm nebeneinander. Dann schielte sie zu ihm hinüber und sagte: »Ich bezweifle, dass Sie mir dieses Angebot machen würden, wenn Sie wirklich so gut über meine Vorgeschichte unterrichtet wären.« Ein kurzer Seitenblick genügte Glinn, um den Gemütswirrwarr zu erfassen, den ihr Gesicht widerspiegelte: Neugier, Stolz, Argwohn, vorsichtig keimende Hoffnung. »Sie irren sich, Captain Britton. Ich weiß, dass Sie eine der wenigen Frauen sind, die je auf der Kommandobrücke eines Tankers gestanden haben. Und sogar geradezu dafür verschrien waren, sich speziell um die nicht so beliebten Routen zu reißen, selbst wenn eine jede Fahrt eine immense innere Anspannung bedeutet hat.« Er ließ ein paar Sekunden verstreichen. »Mir ist auch bekannt, dass Sie bei Ihrem letzten Kommando im Zustand akuter Vergiftung auf der Brücke angetroffen wurden. Die Diagnose ergab Alkoholabhängigkeit. Sie haben sich in einem Rehabilitationszentrum einer Entziehungskur unterzogen und nach erfolgreichem Kurverlauf Ihr Kapitänspatent zurückerhalten. Das war vor über einem Jahr, nur, neue Aufgaben sind Ihnen seither nicht angeboten worden. Habe ich etwas vergessen?« Er wartete gespannt auf ihre Reaktion. »Nein. Jedenfalls nichts Wesentliches.« »Ich will offen zu Ihnen sein, Captain. Es geht um eine in jeder Beziehung ungewöhnliche Aufgabe. Ich habe eine kleine Namensliste von Kapitänen, an die ich mich wenden könnte, aber ich vermute, sie würden das Kommando ablehnen.« Britton hatte den Blick starr auf die Windschutzscheibe gerichtet. »Ich dagegen bin in einer verzweifelten Lage, nicht wahr?«, sagte sie leise. »Wenn Sie in

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