Ice Ship - Tödliche Fracht
Oberdeck. Sofort schwärmte eine Malerkolonne aus und besudelte das bisher blitzblanke Deck mit Öl, Schmierfett und Teer. Glinn seufzte. »Die Hauptarbeit wird sein, das alles wieder in Ordnung zu bringen. Ich meine, wenn wir erst mal so weit sind, dass wir den Meteoriten abgeliefert haben und unser Ice Ship verkaufen wollen.« Lloyds Augen bekamen einen verträumten Glanz. Wenn wir erst mal so weit sind ... In nicht ganz zwei Wochen sollte das Schiff auslaufen, und wenn es zurück war und er endlich den Preis für alle Mühen und Anstrengungen präsentieren konnte, würde die ganze Welt über die großartige Leistung staunen, die hier vollbracht worden war. »Bei den Kabinen gibt es nicht viel zu tun«, fuhr Glinn fort. »Sie sind geräumig und luxuriös ausgestattet.« Weiter kam er nicht. Plötzlich röhrten schwere Dieselmotoren, eine ganze Armada aus Bulldozern, Raupenschleppern, Frontladern und sonstigem schwerem Gerät fuhr in die Halle und wartete nur auf einen Wink des Lademeisters, um durch die geöffnete Heckklappe im Bauch des Schiffes zu verschwinden. »Das Loch haben wir eigens ins Heck geschnitten«, schrie Glinn gegen den Lärm an. »Das Verladen geht so einfacher, als wenn wir das schwere Gerät Stück für Stück per Kran in den Laderaum hieven müssten. Die Rolvaag ist eben als Tanker konzipiert, der größte Teil des Laderaums ist für die Aufnahme von Rohöl vorgesehen. Wir haben da einiges für unsere speziellen Bedürfnisse umbauen müssen.« »Und wozu brauchen wir diese Kästen?«, fragte Lloyd und deutete auf ein paar Container auf dem Deck. »Darin sind Speziallabors für hydrologische, kristallographische, biologische und radiologische Untersuchungen untergebracht. Außerdem das zentrale Rechenzentrum, der Tiefkühlraum für wissenschaftliche Proben, die Kammer für die Taucherausrüstung und so weiter. Wir haben uns gedacht, dass Container am unverdächtigsten sind. Da meint jeder, die Rolvaag solle durch Beifracht ein paar zusätzliche Kröten verdienen.« Lloyd schüttelte den Kopf. »Allmählich verstehe ich, wofür Sie mein schönes Geld brauchen. Aber vergessen Sie nicht, Eli, dass ich in erster Linie für die Bergung des Meteoriten zahle, die wissenschaftlichen Erkenntnisse können Sie später sammeln und aufbereiten.« »Ich habe das nicht vergessen. Nur, wegen der vielen Unbekannten bei dieser Expedition und der Tatsache, dass wir beim Bergungsversuch nur eine einzige Chance haben, müssen wir auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.« »Natürlich, deshalb schicke ich ja Sam McFarlane mit. Aber solange alles nach Plan läuft, hat er sich in seiner Beraterfunktion ebenfalls auf die Lösung technischer Probleme zu konzentrieren. Ich möchte nicht, dass wir mit langwierigen Untersuchungen Zeit verlieren. Sehen Sie zu, dass Sie das Ding so schnell wie möglich aus Chile rausbringen. Für wissenschaftlichen Firlefanz bleibt uns später alle Zeit der Welt.« »Ja – Sam McFarlane«, wiederholte Glinn nachdenklich. »Interessant, Ihre Wahl. Ein merkwürdiger Bursche.« »Jetzt fangen Sie nicht auch noch an, mir einen Missgriff vorzuhalten.« »Ich habe nichts dergleichen gesagt. Ich wundere mich nur, warum Sie ausgerechnet auf einen Experten für planetarische Geologie gekommen sind.« »Weil er der beste Mann für den Job ist. Ich kann da unten kein Team von verweichlichten Wissenschaftlern gebrauchen. Sam hat sowohl im Labor wie auch vor Ort gearbeitet. Er ist zäh. Und er kennt Chile. Der Bursche, der den Meteoriten auf der Insel gefunden hat, war sein Expartner, und McFarlanes Datenanalyse war brillant.« Er senkte die Stimme. »Gut, er hat vor ein paar Jahren eine Situation falsch beurteilt und einen Fehler begangen. Sogar einen schweren. Aber heißt das etwa, dass man ihm bis ans Ende seiner Tage nicht mehr trauen kann? Außerdem ...« – er legte Glinn die Hand auf die Schulter – »... sind Sie ja da, um ihn im Auge zu behalten. Nur für den Fall, dass er in Versuchung gerät.« Er zog die Hand weg und wandte sich wieder dem Schiff zu. »Und da wir gerade von Versuchungen sprechen: Wo wollen Sie den Meteoriten unterbringen?« »Kommen Sie, ich zeig’s Ihnen.« Sie stiegen einige Stufen hinunter und folgten einem Laufsteg, der quer über das Schiff führte. Unterwegs stießen sie auf jemanden, der in Kapitänsuniform am Geländer stand – völlig allein, still in sich gekehrt, in kerzengerader Haltung. Als sie näher kamen, wandte die Gestalt sich ihnen zu. »Captain
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