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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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    Mit dem Lift erreichten sie das Vordeck. Hier, fünf Decks näher an den Maschinen, spürte McFarlane, wenn auch nur ganz schwach, das tiefe, regelmäßige Vibrieren. »Hier lang«, winkte ihn Amira in einen in Blau und Weiß gehaltenen Flur. McFarlane konnte nur staunen. Im Trockendock hatte er den ganzen Tag und oft genug auch die Nacht in den Container-Labors verbracht, dies war sein erster Ausflug ins Schiffsinnere. Nach seiner Erfahrung war es in Schiffen bedrückend eng, überall musste man einen Bogen um irgendein Hindernis schlagen. Aber auf der Rolvaag war alles groß und geräumig, die Kabinen wie auch die Gemeinschaftsräume, und der Boden war mit Teppich ausgelegt, sogar auf den Fluren. Amira stieß eine Tür auf, sie betraten den Speisesaal. McFarlane blieb verblüfft stehen. Hier erinnerte nichts an die spartanischen Verhältnisse auf kleinen Frachtern. Die Offiziersmesse erstreckte sich über das halbe Vordeck bis zum Heck, direkt hinter den breiten Fenstern gischtete brodelnd das Kielwasser. Ein Dutzend runder Tische war mit blütenweißem Leinen und Porzellan gedeckt, jeweils für acht Personen, nicht einmal frische Blumen fehlten. Bordstewards in gestärkten weißen Uniformen standen bereit. McFarlane kam sich irgendwie underdressed vor. Einige ganz Hungrige steuerten bereits ihre Plätze an. McFarlane wusste, dass die Sitzordnung an Bord einem strengen Reglement unterlag. Als er Glinn an einem Fenstertisch, vermutlich dem Kapitänstisch, stehen sah, gesellte er sich zu ihm. Glinn ließ ein schmales Buch, in dem er bisher gelesen hatte, rasch in der Jackett-Tasche verschwinden, allerdings nicht so schnell, dass McFarlane nicht noch einen Blick auf den Titel hätte erhaschen können: »Ausgewählte Poesie von W. H. Auden.« Wieder etwas, das nicht in sein bisheriges Bild von Glinn passte. Offenbar hatte er ihn tatsächlich falsch eingeschätzt. »Luxuriös«, sagte er mit einem anerkennenden Blick in die Runde. »Besonders für einen Tanker.« »Das ist heute Standard«, erwiderte Glinn. »Die Schiffe sind so groß, dass Geräumigkeit kein Luxus mehr ist. Zudem ist der Unterhalt solcher Schiffe derart teuer, dass sie praktisch keine Liegezeiten mehr haben. Die Mannschaft kommt also viele Monate lang so gut wie nie von Bord. Und wenn man sie da ein bisschen bei Laune hält, zahlt sich das aus.« Der Geräuschpegel war angeschwollen, die meisten hatten inzwischen hinter einem Stuhl Aufstellung genommen: Schiffsoffiziere, Techniker und die Mitarbeiter der EES, insgesamt etwas über siebzig Leute, wie McFarlane schätzte. Plötzlich wurde es still, Captain Britton betrat den Speiseraum und steuerte den Kapitänstisch an. Dass sie einen weiblichen Kapitän hatten, war McFarlane bekannt, aber dass sie so jung war, überraschte ihn doch; er gab ihr nicht mehr als fünfunddreißig Jahre. Die Uniform – marineblauer Blazer mit Goldknöpfen und goldenen Achselklappen, dazu ein weißer Rock – stand ihr ausnehmend gut. Was ihn besonders beeindruckte, war die natürliche Würde, mit der sie sich bewegte. Sie strahlte Kompetenz aus. Und noch etwas – aber was nur? McFarlane tippte auf den sprichwörtlichen eisernen Willen. Sie nahm Platz – allgemeines Füßescharren, als die anderen ihrem Beispiel folgten –, setzte die Kappe ab und legte sie auf ein Beistelltischchen, das anscheinend eigens zu diesem Zweck neben ihrem Platz bereit stand. Etwas verspätet stieß ein Mann in Offiziersuniform zur Tischrunde – ein etwas älteres Semester, leicht angegraut, aber mit auffallend geschmeidigem Raubtiergang. Er flüsterte Britton etwas zu, sie nickte und nutzte die Gelegenheit, den Neuankömmling vorzustellen: »Mein Erster Offizier, Victor Howell.«
    Als die teils gemurmelten, teils genickten Begrüßungen vorbei waren, fragte Glinn: »Ist es Ihnen recht, wenn ich die Vorstellung der anderen übernehme?« »Natürlich, gern«, sagte Captain Britton. Sie hatte eine klare, deutliche Aussprache, ganz versteckt meinte McFarlane jedoch einen Akzent herauszuhören. »Das ist Dr. Sam McFarlane, der Meteoritenspezialist des Lloyd-Museums.« Sally Britton streckte ihm die Hand hin. »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Dr. McFarlane.« Und da konnte er ihren Akzent einordnen: die raue, gutturale Sprechweise einer gebürtigen Schottin. »Willkommen an Bord.« »Und das sind Dr. Rachel Amira, meine Mathematikerin, und Eugene Rochefort, unser Chefkonstrukteur.« Rocheforts Kopf zuckte ruckartig hoch, sein Blick

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