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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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nicht mit Boss anreden.« »Aber das sind Sie doch, oder?« McFarlane drehte sich zu ihr um. »Ich habe nicht um eine Assistentin gebeten, ich brauche keine. Mir behagt dieses Arrangement genauso wenig wie Ihnen.« Ihre Augen glitzerten spöttisch, während sie arrogant lächelnd Rauchwölkchen vor sich hinblies. »Mir kommt da eine Idee«, sagte McFarlane. »Nämlich?« »Tun wir dennoch einfach so, als wären Sie nicht meine Assistentin.« »Was, wollen Sie mich schon feuern?« McFarlane verkniff sich die Antwort, die ihm auf der Zunge lag. »Hören Sie, wir werden viel miteinander zu tun haben. Arbeiten wir einfach als gleichberechtigte Partner zusammen. Ich glaube, das ist uns beiden lieber, und Glinn muss es ja nicht unbedingt erfahren.« Amira warf den Zigarrenstummel ins Meer. Und auf einmal schlug sie einen viel freundlicheren Ton an. »Ihre Show mit dem Sandwich war klasse. Rochefort ist ein pedantischer Ordnungsfanatiker, es hat ihm mächtig gestunken, dass er plötzlich mit Marmelade bekleckert dastand. Aber ich fand’s toll.« »Zumindest hat es gewirkt.« Sie kicherte, und als McFarlane sie ansah, nahm er zum ersten Mal wahr, wie lustig ihre Augen funkeln konnten und wie apart sich ihr dunkles Haar vor dem Samtvorhang der Nacht ausnahm. Auf einmal entdeckte er hinter dem burschikosen Kumpel, den sie so gern herauskehrte, die hübsche junge Frau. Er wandte sich rasch ab und sagte: »Na ja, Rocheforts bester Freund werde ich bestimmt nie.« »Das schafft keiner. Dazu ist er zu wenig Mensch.« »Genau wie Glinn. Ich glaube, der würde nicht mal pinkeln gehen, ohne vorher den Strahlwinkel zu analysieren.« Schweigen. Offenbar war sein Scherz nicht gut angekommen. »Ich will Ihnen mal etwas über Glinn erzählen«, sagte sie nach einer Weile. »Er hatte in seinem Leben zwei Jobs. Den bei der EES – und vorher beim Militär.« Der Tonfall, in dem sie das sagte, machte ihn stutzig. Er drehte sich zu ihr um. »Bevor er die EES gegründet hat, war er bei den Special Forces. Feindaufklärung – Gefangenenbefragung, Luftaufklärung, Brückensprengungen und so weiter. Ist von der Airborne Division über die Rangers zu den Special Forces gekommen. Hat sich beim Phoenix-Programm während des Vietnam-Kriegs seine ersten Sporen verdient.« »Interessant.« »Das können Sie laut sagen. Sein A-Team wurde vorzugsweise bei Himmelfahrtskommandos eingesetzt. Und hatte, wie ich von Garza weiß, eine entsprechend hohe Gefallenenrate.« »Garza?« »Ja, er war Spezialist für Pionieraufgaben in Glinns Team. Hat damals, statt was zu bauen, fertige Bauten in die Luft gesprengt.« »Und das wissen Sie alles von Garza?« Sie zögerte. »Zum Teil hat’s mir Eli selbst erzählt. An der Grenze zu Kambodscha wurde sein Trupp schließlich aufgerieben. Die Männer sollten eine Brücke sichern, aber die Feindaufklärung hat versagt. Eli hat bis auf Garza seine ganzen Leute verloren. Darum ist er jetzt bei der EES so versessen auf absolut zuverlässige Daten.« Sie langte in die Tasche, holte eine Erdnuss heraus und pellte sie auf. »Und nachdem Sie das nun alles wissen, würde ich sagen: Sie tun ihm Unrecht, Sam.« »Sie wissen offenbar gut über ihn Bescheid.« Sie zuckte die Achseln, ein Schleier schien sich über ihre Augen zu legen. Dann lächelte sie und deutete mit dem Kopf auf das Leuchtfeuer am Cape May, das samtweich über dem Meer flimmerte. »Ein wunderschöner Anblick.« »Ja, wirklich«, gab ihr McFarlane Recht. Und dachte: Der letzte Blick auf Nordamerika. »Wollen wir wetten, wie viele Kilometer es weg ist?« McFarlane runzelte die Stirn. »Ich mache mir nichts aus Wetten. Außerdem haben Sie sich wahrscheinlich eine Geheimformel auf die Handflächen geschrieben.« Amira lachte. »Sie haben mich ertappt.« Sie knackte noch ein paar Erdnüsse auf, warf sie sich in den Mund und sah McFarlane groß an. »Da sind wir nun unterwegs zum Ende der Welt, um uns den größten Felsen seit Menschengedenken unter den Nagel zu reißen. Mal ganz ehrlich – was meinen Sie, wie die Sache ausgeht?« »Also, ich glaube ...«, begann McFarlane. Dann brach er ab. Ihm wurde auf einmal klar, dass er kein Recht hatte, Optimismus um jeden Preis zu verbreiten. »Ich glaube«, sagte er dann forsch, »wir sollten uns jetzt auf den Weg zum Speiseraum machen. Unser Captain bringt’s glatt fertig, uns kielholen zu lassen, wenn wir zu spät kommen. Und das ist bei einem Tanker kein reines Vergnügen.«
      
      
     
    Rolvaag
      
    0.55

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