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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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ans Fenster. »Wenn Ihnen nach Romantik zumute ist, werfen Sie einen Blick nach draußen.« Gerade in dem Moment, als Glinn und McFarlane sich zu ihm gesellten, tauchte vor ihnen eine kleine, trostlos düstere Insel auf– schwärzer als das Meer, das sie umgab. »Das, Gentlemen, ist die Isla Desolación.« McFarlanes erwartungsvolle Neugier wurde zunehmend von Beklommenheit verdrängt. Ein schmaler Streifen Licht wanderte über die schroffen Felsen, verschwand und tauchte, in Nebelschwaden gehüllt, als Phantom wieder auf. Unablässig schlugen gewaltige Brecher gegen das felsige Ufer. An der Nordspitze der Insel sah er zwei schmale, spitz zulaufende Felsen: das typische Merkmal eines vulkanischen Kamins. Nach Süden erstreckte sich ein tiefes Schneefeld. Das vom ständigen Wind glatt polierte, vereiste Zentrum funkelte wie ein riesiger Türkis. Lloyd sagte ergriffen: »Mein Gott, da ist sie. Unsere Insel am Ende der Welt, Eli. Unsere Insel – und mein Meteorit.« McFarlane hörte hinter sich unpassendes leises Gekicher. Als er sich umdrehte, sah er, dass Puppup hinter ihnen stand und sich, als wolle er sie versiegeln, wieder zwei Finger über die Lippen gelegt hatte. »Was ist los?«, fragte Lloyd scharf. Aber Puppup gab ihm keine Antwort. Er kicherte nur weiter vor sich hin, als er sich, den Blick fest auf Lloyd gerichtet, unter ständigem Katzbuckeln rückwärts durch die Tür drückte.
     
    Isla Desolación
    12.45 Uhr
    Vor knapp einer Stunde hatte der Tanker seinen mächtigen Rumpf in den Franklin-Kanal geschoben, der eigentlich eher eine zergliederte, von schroffen Felsen umschlossene Bucht war. Und nun saß McFarlane in einem offenen Boot und hielt sich mit beiden Händen krampfhaft am Dollbord fest. Der bullige Parka und die darüber geschnallte Rettungsweste ließen ihn ein wenig wie einen plumpen Maikäfer aussehen. Die schwere See, die sogar die Rolvaag zum Schlingern gebracht hatte, warf das Motorboot wie eine Nussschale hin und her. Victor Howell, der Erste Offizier, stand am Ruder. Sein Gesicht spiegelte die Anstrengung wider, die es ihn kostete, das Boot auf Kurs zu halten. John Puppup war nach vorn in den Bug gekrochen, und dort kauerte er nun – schneebestäubt, die Hände um die Klampen geklammert, den Blick der Insel zugewandt, wie ein aufgeregter kleiner Junge, der einem Abenteuer entgegenfiebert. Er hatte, als die Rolvaag in den Kanal eingelaufen war, als Lotse fungiert und mit seinen spärlichen, gemurmelten Anweisungen das ohnehin risikoreiche Manöver zu einem wahren Vabanquespiel gemacht. Das Boot bockte und wurde hin und her geworfen, aber je näher sie in den Windschatten der Isla Desolación kamen und je mehr die Brandung abebbte, desto schwächer wurden die Schlingerbewegungen. Die drohend aufragenden Klippen machten dem Namen der Insel alle Ehre: Trostlose schwarze Felsen ragten wie bizarr verkrümmte Finger aus den weißen Schneeverwehungen. Eine kleine, in den Schatten des Riffs geschmiegte Bucht kam in Sicht. Puppup bedeutete Howell, darauf zuzuhalten. Drei Meter vor dem groben Kiesstrand stellte Howell den Motor ab und riss die Propellerwelle hoch, das Boot setzte mit leisem Knirschen auf. Puppup sprang wie ein Kletteraffe heraus, McFarlane folgte ihm, drehte sich um und hielt Lloyd die Hand hin. »Gott im Himmel, so alt bin ich nun auch wieder nicht«, wehrte Lloyd ab, griff nach dem Packsack und sprang an Land. »Ich bin um drei wieder da«, schrie Howell ihnen zu, ließ den Motor aufheulen und steuerte das Boot rückwärts aus der Bucht. McFarlane sah ihm nach, wie es sich – auf den Wellen tanzend
    – immer weiter entfernte. Dabei bemerkte er, dass eine zinkfarbene Schlechtwetterfront auf sie zutrieb. Eine böse Vorahnung beschlich ihn, er mummte sich fester in seine Jacke. Die Rolvaag ankerte zwar nicht einmal einen Kilometer entfernt, das wusste er, trotzdem hätte er sie lieber in Sichtweite gehabt. »Also, Sam – wir haben zwei Stunden«, rief ihm Lloyd mit breitem Grinsen zu. »Machen wir das Beste daraus. Zuerst soll Puppup mal ein Foto von uns schießen, wie wir die Insel in Besitz nehmen.« Er kramte eine kleine Kamera aus der Tasche und sah sich suchend um. »Nanu, wo ist er denn hin?« McFarlanes Blick suchte den schmalen Strand ab – keine Spur von dem Alten. Lloyd formte aus den Händen einen Trichter und rief laut nach ihm. »Hier oben, Chef«, kam es aus den Klippen. Und tatsächlich, als McFarlane den Kopf in den Nacken legte, sah er die schmächtige Gestalt,

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