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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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eher dem Handlautsprecher, durch den er dem Hubschrauberpiloten unablässig irgendwelche Kurskorrekturen zurief. Die Chinook schwebte in Landeposition über ihnen, die kreisenden Rotoren ließen unbarmherzig nassen Schnee über der Besatzung der Rolvaag niedergehen. Der Bauch des Hubschraubers näherte sich schlingernd dem von einer Seite auf die andere schwankenden Deck. Einen bangen Augenblick lang glaubte McFarlane, der Pilot würde es nie schaffen, dann setzte die Maschine nach einem missglückten ersten Landeversuch auf. Ein paar Matrosen huschten geduckt zu der Chinook, um die Reifen mit Holzkeilen zu sichern. Die Ladetür glitt auf, ein Dutzend mit Gepäck und Bürogeräten beladene Männer und Frauen kletterten stolpernd ins Freie. Und dann kam er – unverwechselbar, in Stiefeln, den vom Sturm geblähten Südwester auf dem Kopf, in gefüttertes Regenzeug gemummt: Palmer Lloyd. Als er Glinn und McFarlane entdeckte, winkte er ihnen enthusiastisch zu. Ein Besatzungsmitglied rannte herbei, um ihm eine Schwimmweste und die Sicherungsleine anzulegen, aber Lloyd winkte ab. Er wischte sich den Schneeregen aus dem Gesicht, stürmte auf Glinn und McFarlane zu und fasste sie an den Händen. »Gentlemen«, schrie er mit strahlendem Siegerlächeln gegen den Sturm an, »ich gebe eine Runde Kaffee aus.«
     
    Rolvaag
    11.15 Uhr
    McFarlane drückte den Knopf für das mittlere Brückendeck. Er war oft dort vorbeigekommen und hatte sich immer gefragt, warum Glinn die Räume dort nicht nutzte, ja sie sogar wie eine Art verbotene Zone behandelte. Jetzt, als der Lift ihn lautlos nach oben trug, war ihm die Antwort klar: Glinn hatte die ganze Zeit über gewusst, dass Lloyd nachkommen würde. Die Tür glitt auf, McFarlane stolperte mitten in ein Szenario hektischer Aktivität: Telefone klingelten, Faxgeräte ratterten, Drucker keuchten, Sekretärinnen aus Lloyds persönlichem Arbeitsstab wieselten hin und her, hingen am Telefon, tippten mit flinken Fingern etwas ins Keyboard – kurzum, sie trugen unermüdlich dazu bei, den Profit der Lloyd Holdings zu mehren. Ein Mann in hellem Sommeranzug bahnte sich seinen Weg durch das Chaos. Übergroße Ohren, schlaffer Mund, geschürzte Lippen – McFarlane wusste sofort, dass er Penfold vor sich hatte, Lloyds persönlichen Assistenten. Und Penfold hatte ihn offenbar ebenfalls erkannt und kam auf ihn zu. Das heißt, streng genommen kam er nie auf jemanden zu, das wäre ihm viel zu plump erschienen; er näherte sich seinem Ziel vielmehr stets in einem irreführenden Zickzackkurs an. »Dr. McFarlane?«, fragte Penfold in seinem nervösen, hohen Singsang. »Hier entlang, bitte.« Er führte McFarlane in das kleine, mit schwarzen Ledersofas und einem goldgefassten Glastisch ausstaffierte Besucherzimmer. Aus dem Büro nebenan dröhnte Lloyds sonore Bassstimme. »Bitte, nehmen Sie Platz«, bat Penfold, »Mr. Lloyd wird gleich hier sein.« Er zog sich zurück, McFarlane ließ sich auf einem knarrenden Sofa nieder und blätterte in den ausliegenden Magazinen – Scientific American, New Yorker und New Republic , jeweils die neueste Ausgabe. Aber er nahm den Text und die Fotos gar nicht richtig wahr, weil ihm etwas ganz anderes durch den Kopf ging. Weshalb war Lloyd so plötzlich gekommen? War etwas schief gegangen? »Sam!« Lloyd stand unter der Tür, groß und massig und gut gelaunt – eine geballte Ladung Selbstvertrauen. McFarlane erhob sich höflich, Lloyd kam mit ausgestreckten Armen auf ihn zu, fasste ihn an den Schultern und drückte ihn herzlich. »Es ist schön, Sie wieder in meiner Nähe zu haben. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie aufregend es für mich ist, hier zu sein. Kommen Sie, gehen wir rein zu mir.« McFarlane folgte Lloyds breitem, mit feinem Valentino-Zwirn bekleideten Rücken. Das Chefbüro war recht spärlich ausgestattet: eine Fensterfront, durch die das klare Licht der Antarktis hereinfiel, zwei schlichte Schwingsessel, auf dem Schreibtisch ein Telefon, ein Laptop, zwei leere Gläser und eine zum Atmen geöffnete Flasche Chateau Margaux. Lloyd deutete auf die Flasche. »Lust auf ein Glas?« McFarlane nickte grinsend. Lloyd schenkte ihnen ein, ließ sich in den Sessel hinter dem Schreibtisch fallen und hob sein Glas. »Cheers!« Sie stießen an, McFarlane nahm einen Schluck. Er war kein Weinkenner, aber bei diesem rubinroten Tropfen merkte selbst ein ungeübter Gaumen, dass ihm Gutes widerfuhr. »Ich hasse Glinns Geheimniskrämerei«, beklagte sich Lloyd ungehalten. »Warum

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