Ice Ship - Tödliche Fracht
Gesundheitsschäden davonträgt. Und das wollen Sie doch sicher auch nicht?« Lloyd zögerte. »Natürlich nicht.« McFarlane war verblüfft, wie schnell Glinn es geschafft hatte, den Mann in die Defensive zu drängen. »Dann bleibt mir lediglich, alle Beteiligten zu bitten, mit äußerster Vorsicht vorzugehen«, sagte Glinn. Lloyd fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich frage mich, warum sich plötzlich alles so zuspitzt? Weil der Meteorit rot ist? Was haben Sie gegen die Farbe Rot? Mir gefällt sie ausgezeichnet. Das Einzige, was bei unserem Unternehmen Mangelware ist, ist die Zeit. Oder haben Sie alle unseren Freund auf dem Zerstörer vergessen?« »Mr. Lloyd!« Penfold hielt sein Funkgerät hoch, wie ein Bittsteller die Bettelschale. »Der Helikopter – bitte!« »Zum Teufel damit«, schrie Lloyd und kehrte ihm demonstrativ den Rücken zu. Erst nachdem er ein paarmal tief durchgeatmet hatte, sagte er: »Also gut, in Gottes Namen, nehmen Sie Ihre Probe. Aber decken Sie das Loch ab, ich will nicht, dass man etwas sieht. Und beeilen Sie sich. Wenn ich wieder in New York bin, möchte ich hören, dass der gottverdammte Metallbrocken sich bewegt hat.« Damit stampfte er, Penfold im Schlepptau, aus der Baracke, die Tür flog mit einem Knall hinter ihnen ins Schloss. Einen Moment lang saßen alle wie versteinert da. Dann stemmte Amira sich aus ihrem Klappstuhl hoch. »Kommen Sie, Sam, gehen wir das Scheißding anbohren.«
Isla Desolación
14.15 Uhr
Nach der Wärme in der Baracke fühlte sich der Wind mes-N serscharf an. McFarlane dachte sehnsüchtig an die heiße Kalahari, als er Amira schlotternd vor Kälte zum Gerätelager folgte. Der Container war länger und breiter als die anderen und machte, so schäbig er auch von außen aussah, innen einen sauberen, tadellos aufgeräumten Eindruck. Gespeist vom Hauptgenerator in der Baracke nebenan, glühten und blinkten die Kontrollanzeigen der Monitore und Diagnosegeräte. Amira steuerte auf einen großen Metalltisch zu, auf dem ein zusammengeklapptes Dreibein und ein offensichtlich für die Entnahme von Gesteinsproben bestimmter Hochgeschwindigkeitsbohrer lagen. Amira fuhr beinahe zärtlich mit der Hand darüber. »Sind solche Hightech-Geräte nicht einfach zum Verlieben? Sehen Sie sich das Riesending an – schon mal so was gesehen?« »Nicht in dieser Größe«, gab McFarlane zu. Amira klappte das Gehäuse auf, überzeugte sich davon, dass alles in Ordnung war, schob den Stecker eines etliche Meter langen Kabels in die Steckdose und überprüfte die Funktionstüchtigkeit mit Hilfe des internen Diagnoseprogramms. »Hier – gucken Sie sich mal das an.« Sie hob ein langes, hinten keulenförmig verdicktes, vorn mit einer Führung versehenes Metallstück an und deutete auf die Aushöhlung. »Allein in der Bohrerspitze stecken zehn Karat Industriediamanten.« Sie schulterte den Bohrer, wandte sich zur Tür und meinte grinsend: »Da juckt’s einen doch in den Fingern, unseren Burschen anzubohren, oder nicht?« Amira ging voran, McFarlane trug das Dreibein und rollte hinter ihnen das Kabel aus. Über der Grube mit dem freigelegten Meteoriten war inzwischen ein provisorischer Sichtschutz errichtet worden, der ein bisschen einer Marktbude glich. Hinter den Brettern tauchten Batterien von Halogenleuchten das Loch in grelles, kaltes Licht. Glinn stand mit dem Funkgerät in der Hand am Rand der Grube und wartete bereits auf sie. Von weißem Licht angestrahlt, leuchtete der Meteorit fast purpurrot; McFarlane musste unwillkürlich an eine frische Wunde denken. Amira streifte die Handschuhe ab, ließ sich von Mc-Farlane das Dreibein geben, klappte es auf und verankerte den Bohrer in der Halterung. Sie zeigte auf den dicht hinter der Spitze des Diamantbohrers eingebauten Filter. »Das Ding hat eine enorme Saugkraft, es filtert sämtliche Staubpartikel heraus. Es kann also nichts passieren, selbst wenn das Metall des Meteoriten gefährliche Substanzen enthalten sollte.« »Trotzdem lasse ich das ganze Gebiet räumen«, sagte Glinn und gab die Anweisung sofort über Funk durch. »Denken Sie daran: Abstand halten. Und dass Sie mir den Meteoriten auf keinen Fall anfassen.« Er steckte den Kopf aus der Bretterbude und scheuchte gestikulierend ein paar Arbeiter weg, die sich noch in der Nähe aufhielten. McFarlane verfolgte, wie Amira den Bohrer einschaltete und das Dreibein fest auf den Meteoriten setzte. »Sieht aus, als hätten Sie Übung damit«, murmelte er. »Das können
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