Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
keine Beachtung zu schenken; sein Blick verlor sich in ungewisser Ferne. Wie in Trance löste er die Klettverschlüsse der Schutzmaske und streifte sie ab. »Und was jetzt?«, fragte Amira. Glinn gab sich einen Ruck. »Wir nehmen den Bohraufsatz mit aufs Schiff und untersuchen ihn dort gründlich.« Und dann, als wäre er schon wieder weit weg, fügte er wie in einem Selbstgespräch hinzu: »Und da wäre noch etwas, das wir möglichst schnell auf die Rolvaag schaffen sollten.«
     
    Isla Desolación
    15.05 Uhr
    Vor der Bretterbude nahm McFarlane die Schutzmaske ab und legte sich die Kapuze des Parkas wie einen Schal um den Hals. Der Wind fegte eisig über die planierte Fläche und wirbelte den Schnee über den gefrorenen Boden. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, noch eine halbe Stunde, dann war es dunkel. Lloyd befand sich wohl inzwischen auf dem Rückflug nach New York. Schnee knirschte, Glinn und Amira kamen von dem Container zurück, in dem das Gerätelager untergebracht war. Amira trug in jeder Hand eine fluoreszierende Sturmlaterne, Glinn zog einen Aluminiumschlitten hinter sich her. McFarlane sah fragend auf den großen blauen Plastikbehälter, der auf dem Schlitten lag. »Was ist das?« Man merkte Glinn an, dass er die Frage am liebsten ignoriert hätte. »Ein Transportbehälter«, erwiderte er schließlich wortkarg. Fügte dann aber hinzu: »Masangkayssterbliche Überreste müssen in der Pathologie untersucht werden.« McFarlanes Magen krampfte sich zusammen. »Ist das unbedingt notwendig?« »Ich weiß, das ist nicht leicht für Sie. Aber wir haben es hier mit einer unbekannten Größe zu tun. Und wir von der EES mögen nun mal keine Unbekannten.« Als sie sich dem Steinhügel näherten, der Masangkays Grab markierte, ließ das Schneegestöber nach. Hanuxas Klauen zeichneten sich als tiefgraue Finger vor dem fast schwarzen Himmel ab. Dahinter konnte McFarlane gerade noch ein kleines Stück ihrer vom Sturm gepeitschten Landebucht ausmachen. Weit weg, am Horizont, reckten sich die schroffen Felsgrate der Isla Wollaston gen Himmel. Es war kaum zu glauben, wie schnell sich das Wetter hier unten ändern konnte. Der Wind hatte das Grab mit Schnee bedeckt, aus dem Stein-Grabhügel war ein geschlossener weißer Buckel geworden. Glinn zog das Holzkreuz heraus, dann lockerte er mühsam die festgefrorenen Steine und rollte sie beiseite. Er drehte sich kurz zu McFarlane um und sagte: »Ich kann es gut verstehen, wenn Sie lieber nicht dabei sein wollen.« McFarlane schluckte. Er hätte sich gern gedrückt, aber wenn es nun sein musste, wollte er sich auch nützlich machen. »Nein. Ich helfe Ihnen schon.« Den Grabhügel aufzuschichten war viel zeitaufwändiger gewesen, als ihn abzutragen. Es dauerte nicht lange, bis sie auf die ersten Knochen stießen. Glinn arbeitete nun langsamer und vorsichtiger weiter. McFarlane starrte in das Grab – auf den gespaltenen Schädel, die ausgebrochenen Zähne, die an verrottende Seile erinnernden Knorpelreste und das zum Teil schon mumifizierte Gewebe. Es fiel ihm schwer, sich vorzustellen, dass das, was dort unten lag, einmal sein Freund und Partner gewesen war. Etwas schnürte ihm die Kehle zu, er rang nach Atem wie bei einem Erstickungsanfall. Die Dunkelheit senkte sich rasch über die Insel. Als die letzten Steine weggeräumt waren, stellte Glinn die beiden Sturmlaternen links und rechts vom Grab auf, sammelte mit einer Pinzette die Knochen auf und legte sie in den Plastikfächern des Transportbehälters ab. Einige Knochenteile hingen noch aneinander, durch Knorpelgewebe, Hautreste und verkohltes Fleisch zusammengehalten; doch die meisten erweckten den Anschein, als seien sie gewaltsam auseinander gerissen worden. »Ich bin keine Pathologin«, sagte Amira, »aber für mich sieht der arme Kerl aus, als wäre eine Horde Raubtiere über ihn hergefallen.« Glinn sagte nichts, seine Pinzette pendelte, wie von einem Roboterarm geführt, zwischen dem Grab und den Fächern des Transportbehälters hin und her. Und dann erstarrte er plötzlich mitten in der Bewegung. »Was ist los?«, wollte Amira wissen.
    Glinn zupfte mit der Pinzette vorsichtig an einem Stück Leder. Es dauerte ein Weile, bis er den Stiefel aus dem gefrorenen Boden befreit hatte und näher inspizieren konnte. »Der ist nicht einfach verrottet«, stellte er fest, »er ist verbrannt. Das ist mir schon an ein paar Knochen aufgefallen. Die haben auch ausgesehen, als wären sie angekokelt.« »Haben Sie den Verdacht, dass

Weitere Kostenlose Bücher