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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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er wegen seiner Ausrüstung ermordet wurde?«, fragte Amira. »Ich meine, es wäre ja einfacher gewesen, die Leiche zu verscharren, aber es hat schon genug Mordfälle gegeben, bei denen der Täter versucht hat, sein Opfer zu verbrennen.« McFarlane sagte: »In dem Fall wäre Puppup ein Mörder.« Er merkte selber, wie verbittert sich seine Stimme anhörte. Glinn las mit der Pinzette ein Zehenglied auf und examinierte es im Lichtschein der Sturmlaternen wie ein kleines Juwel. »Sehr unwahrscheinlich«, meinte er. »Aber das ist eine Frage, die uns unser lieber Doktor beantworten muss.« Er legte das Knochenstück in den Plastikbehälter, drehte sich dann abermals zum Grab um und nahm wieder etwas mit der Pinzette auf, ungefähr an der Stelle, an der der Stiefel im Boden gesteckt hatte. Er wischte die Erde und das Eis weg und hielt den Gegenstand ins Licht der Laternen. »Eine Gürtelschnalle«, sagte Amira. »Was?« McFarlane fuhr herum und starrte betroffen auf den purpurfarbenen, in eine teilweise geschmolzene Silberfassung eingelassenen Halbedelstein. Dann wich er zurück. Er konnte es nicht fassen. Hier, ausgerechnet hier musste er sie Wiedersehen ... Vor Jahren, nachdem sie mit den Atakamiten ein Bombengeschäft gemacht hatten, war er auf die Idee gekommen, zur Feier ihres Erfolges zwei silberne Gürtelschnallen anfertigen zu lassen, beide mit einem eingelassenen kleinen Stück Atakamit. Er selbst hatte die Schnalle irgendwann verloren, aber Nestor hatte seine offensichtlich bis zu dem Tag getragen, an dem er gestorben war – trotz allem, was sie später entzweit hatte. McFarlane wunderte sich selbst, wie viel ihm diese kleine Geste bedeutete. Wortlos sammelten sie Masangkays spärliche Habseligkeiten ein, dann klappte Glinn den blauen Transportbehälter zu, Amira nahm die beiden Sturmlaternen, sie stapften durch den Schnee zurück zum Lager. McFarlane blieb noch einen Augenblick, er wollte endgültig Abschied nehmen. Und so stand er da und starrte eine Weile auf den Haufen achtlos beiseite geworfener Steine, die vorher ein Grabhügel gewesen waren. Dann drehte er sich um und folgte Amira und Glinn.
     
    Punta Arenas
    17. Juli, 8.00 Uhr
    Comandante Vallenar stand in seiner Kabine am winzigen Aluminiumwaschbecken, paffte eine puro und seifte sich das Gesicht mit parfümierter Rasiercreme ein. Er verabscheute den billigen Sandelholzgeruch ebenso wie den mit zwei Klingen bestückten gelben Plastikrasierer. Typisch amerikanischer Schund. Wer, außer den Amis, leistete sich die Verschwendung, einen Wegwerfrasierer mit zwei Klingen auszurüsten, wo es doch eine genauso getan hätte? Aber bei der Marine musste man eben nehmen, was einem der Quartiermeister zuteilte. Die Alternative wäre eine Nassrasur mit dem Messer gewesen, und die barg auf einem Schiff gewisse Risiken. Er spülte die Klinge kurz ab, bevor er sie an der linken Wange ansetzte. Weil er mit der verkrüppelten linken Hand Schwierigkeiten hatte, fing er immer mit dieser Seite an, da konnte er die Klinge sicherer führen. Die Almirante Ramirez, in den Fünfzigern billig von der britischen Navy erworben, war der älteste Zerstörer der chilenischen Flotte. Nach Jahrzehnten haarsträubender hygienischer Verhältnisse, rücksichtslosen Gebrauchs chemischer Lösungsmittel, nie sanierter Abwasserrohre und unzähligen Litern verschütteten Dieselöls hatte sie einen unverwechselbaren Gestank angenommen, der vermutlich erst auszurotten war, wenn sie eines Tages unterging. Irgendwo draußen schrillte eine Dampfpfeife, verscheuchte den Vogelschwarm, der schreiend um die Almirante Ramirez kreiste, und übertönte für einen Moment den Lärm des Straßenverkehrs. Vallenar gönnte sich einen Blick durch das rostige Bullauge auf die Piers und die Stadt, die gleich dahinter anfing. Es war ein strahlender, prächtiger Tag, mit einem kristallklaren Himmel und einer steifen kalten Brise von Westen. Der Comandante setzte die Rasur fort. Es war ihm schon immer ein Gräuel gewesen, in Punta Arenas zu ankern. Ein miserabler Liegeplatz, speziell bei Westwind. Wie gewöhnlich wimmelte es rings um den Zerstörer von Fischerbooten, die Schutz in dessen Lee suchten. Typisch südamerikanische Disziplinlosigkeit. Kein Funken Respekt vor der Würde eines Kriegsschiffs. Es klopfte an der Kabinentür. »Comandante?« Die Stimme von Timmer, seinem Fernmeldeoffizier. »Herein!«, rief Vallenar, ohne sich umzudrehen. Im Spiegel sah er Timmer hereinkommen, gefolgt von einem Mann in Zivil:

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